Kuriose Onlineauktionen

Die Tastatur, mit der man Atomraketen starten konnte

Auf Ebay hat jemand ein militärisches Relikt aus dem Kalten Krieg ergattert. Das ist aber längst nicht die einzige Kuriosität, die bei einer virtuellen Versteigerung aufgetaucht ist.

Matthias Schüssler

Die heiklen Tasten waren im Originalzustand durch Abdeckkappen gegen versehentliches Betätigen geschützt.

Auf Online-Auktionsplattformen tauchen manchmal Objekte auf, die nie ins Licht der Öffentlichkeit hätten gelangen sollen. Ein solches Beispiel ist diese Woche auf der Gadget-Website Gizsmodo zu lesen: Der fragliche Gegenstand wurde über Ebay versteigert und gelangte so in die Hände eines Bastlers, der es erst bloss interessant fand und es nach einigen Nachforschungen auf dem Bild eines Raketenkontrollzentrums wiedererkannte.

Es handelt sich um eine klobige Tastatur mit einem grossen Trackball und einigen Extratasten, die mit Bezeichnungen wie «Go to voice», «Initiate» und «Abort» beschriftet sind. Wenn die Erzählung stimmt, dann war das ein Eingabeinstrument der US-Luftwaffe. Es wurde in den 1980er-Jahren in den Kontrollzentren installiert, in denen man Interkontinentalraketen des Typs Minuteman steuerte, als die Systeme aus den 1960er- und 1970er-Jahren ersetzt wurden.

Der Bastler erzählt im Video, wie er an die Tastatur gelangt ist, und zeigt deren Innenleben.
Video: Youtube, Pointless Tinkering

Die entscheidende Frage ist natürlich: Funktioniert dieses Eingabegerät noch – kann man Texteingaben an einen modernen Computer schicken und den Mauszeiger steuern? Die Antwort ist eigentlich die Pointe im Video – aber es sei nur so viel verraten, dass der Bastler nichts unversucht liess. Leider macht er keine Anstalten, die Tastatur wieder in den Verkauf zu bringen, obwohl es sich um ein ideales Geschenk für Leute handeln würde, die gern «nukleare» Tweets absetzen …

Der Geist im Einmachglas

So bizarr es auch anmutet, dass dieses militärische Relikt nicht in einem Schredder, sondern auf Ebay gelandet ist – es gibt auch noch andere Geschichten über seltsame Fundstücke auf Auktionswebsites. So hat die Zeitung «The Independent» schon vor Jahren eine Liste mit Kuriositäten veröffentlicht. Auf dieser dominieren okkulte Objekte: Ein gegrilltes Käsesandwich mit dem Abbild der Jungfrau Maria, das während eines Jahrzehnts vom Schimmel verschont wurde und aufgrund dieses Wunders für 28’000 Dollar ersteigert wurde. Ein in einem Einmachglas gefangener Geist, der einem Sammler 55’000 Dollar wert war.

Eine spukende Gummiente sowie der Sinn des Lebens. Letzterer wurde im Jahr 2000 von einem Mann in North Carolina zum Verkauf angeboten, erzielte aber einen bescheidenen Erlös von 3,26 Dollar. Erwähnt ist im Beitrag ein Fall, der auch hierzulande Schlagzeilen machte: Damals hat eine junge, britische Frau ihre Jungfräulichkeit dem Meistbietenden offeriert.

Tipps für die Versteigerung gebrauchter Gadgets

Auktionsplattformen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, um funktionstüchtige Geräte weiterzugeben, wenn sich im Familien- und Freundeskreis niemand um sie reisst. Doch beim Verkauf an einen fremden Abnehmer ist es umso wichtiger, bei Computern und Smartphones alle vorhandenen Daten zu löschen.

Bei den Desktop-PCs war das früher aufwendig; man musste ein neues Benutzerkonto mit Administratorrechten erstellen und daraufhin die bisherigen Nutzerkonten löschen. Inzwischen geht es einfacher, da der Zurücksetzen-Befehl bei fast allen Betriebssystemen Einzug gehalten hat. Mit ihm wird der Auslieferungszustand wiederhergestellt.

Beim iPhone und beim iPad findet er sich in den Einstellungen unter «Allgemein > iPhone übertragen/zurücksetzen». Bei Android steckt er in den Einstellungen bei «System > Optionen zum Zurücksetzen», wobei die Bezeichnung je nach Hersteller und Modell variieren kann.

Bei Windows heisst der Befehl «Diesen PC zurücksetzen». Er findet sich in den Einstellungen unter «Update & Sicherheit > Wiederherstellen». Beim Mac klickt man bei den geöffneten Systemeinstellungen im Menü auf «Systemeinstellungen > Alle Inhalte und Einstellungen löschen». Leider gibt es den Befehl nur bei den neuen Macs mit M1-Prozessor. Bei den alten Modellen ist der klassische Weg über das neue Benutzerkonto angezeigt. (schü)

Unter dem schlichten Titel «Ungewöhnliche E-Bay-Angebote» führt auch Wikipedia eine Liste mit merkwürdigen Auktionen: Die Gemeinde Bridgeville in Kalifornien mit 25 Einwohnern ist 2002 unter den Hammer gekommen, nachdem es bereits drei erfolglose Anläufe gegeben hatte. 2004 konnte man das Arena-Football-Team der Indiana Firebirds erwerben. Bei der ersten Auktion wurde das Mindestgebot nicht erzielt, woraufhin ein Sofort-Kauf-Angebot aufgeschaltet wurde, bei dem ein Käufer für 3,9 Millionen Dollar zuschlug.

Obsessionen und Sammelleidenschaften

Viele der Objekte auf der Liste zeugen davon, welch bizarre Formen Obsessionen und Sammelleidenschaften annehmen können. 2004 hat jemand eine der Tunnelbohrmaschinen ersteigert, mit denen der Eurotunnel gegraben wurde. Ein von Justin Timberlake angebissener Toast war einem Fan 1025 US-Dollar wert. 2009 hat eine Frau das Urheberrecht für eine vierminütige Filmaufnahme erstanden, in der Marilyn Monroe einen Joint raucht.

Und 2007 hätte man für mindestens eine Million die abrasierten Haare von Britney Spears kaufen können, wäre das Angebot nicht vorzeitig von der Plattform genommen worden. Aber wer von uns hätte nicht beim Original-Hollywood-Schriftzug mitgeboten, das entsprechende Kleingeld vorausgesetzt? Er wechselte 2005 für 450’400 Dollar die Hand.

Die Schuhe, die Muhammad Ali am 8. März 1971 beim Kampf gegen Joe Frazier getragen hatte, konnten im Sommer 2000 bei Ebay ersteigert werden.

Schliesslich werden mit Auktionen gelegentlich auch Protestaktionen orchestriert und politische Zeichen gesetzt. Etwa als 2008 während der Finanzkrise ganz Island zum Verkauf angeboten wurde. Ganz Island? Nein, Sängerin Björk sei nicht im Geschäft inbegriffen, hatte der Verkäufer angemerkt.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 7. Dezember 2021

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