Googles neues Betriebssystem

Sechs Dinge, die Android besser kann als das iPhone

Android 12 ist da. Wir werfen einen Blick auf die Neuerungen und geben Tipps für Handys mit Google-Betriebssystem.

Matthias Schüssler

Beim Homescreen hat Android die Nase vorn – den können Nutzerinnen und Nutzer viel freier anpassen.

Android 12, die neueste Version von Googles Betriebssystem, erscheint dieser Tage. Wie üblich erfolgt die Veröffentlichung gestaffelt: Am schnellsten kommen die Pixel-Geräte von Google zum Zug, dann nach und nach aktuelle Modelle anderer Hersteller. Gemäss der Übersicht von googlewatchblog.de passt Samsung derzeit das System für seine aktuellen Modelle an, ebenso Oppo, Oneplus und Xiaomi.

Die meisten der grossen Hersteller stellen Aktualisierungen während mindestens zweier Jahre zur Verfügung, sodass Besitzer von Geräten, die in der zweiten Hälfte 2019 gekauft worden sind, mit der Aktualisierung rechnen dürfen. Doch wie üblich dauert diese Adaption je nach Hersteller Monate und erfolgt meist ohne klare Ansage zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Selbst die im September 2020 erschienene Version 11 von Android ist noch nicht auf allen Geräten angekommen, für die die Hersteller das Update versprochen haben.

Android ist mit dem jüngsten Update viel ansehnlicher geworden.

Dabei wären die Neuerungen von Android 12 interessant genug, um sie schnell unter die Leute zu bringen. Google hat die optische Erscheinung angepasst, sodass sich das System nun besser an den individuellen Geschmack der Besitzerin oder des Besitzers anpassen lässt: Das Hintergrundbild spielt dafür eine entscheidende Rolle.

Eine freundliche, natürlichere Optik

Das System analysiert die darin vorherrschenden Farben und erzeugt daraus eine Farbpalette, die für alle Elemente der Bedienoberfläche angewandt wird, also für den Sperrbildschirm, Benachrichtigungen, Lautstärkeregler und die App-Icons. Auch Apps nehmen dieses Farbschema auf, wenn sie für Android 12 angepasst sind. Diese aufdatierte Option, die Google etwas sperrig «Material You» nennt, umfasst auch neue Animationen und Übergänge, die dem System insgesamt eine freundlichere und natürlichere Anmutung verleihen.

Bei Android 12 verbessert Google auch die Schnelleinstellungen und macht die Optionen zur Privatsphäre übersichtlicher. Ein sogenanntes Dashboard zeigt die Berechtigungen der einzelnen Apps und informiert darüber, welche Apps in der letzten Zeit auf Standort, Mikrofon, Kamera und Sensoren zugegriffen haben. Schliesslich vereinfacht Android 12 die Weitergabe von WLAN-Zugangsdaten und verbessert die Suche, die nun auch ohne Internetzugang Informationen findet, die Apps auf dem Gerät bereithalten.

Sowohl nützlich als auch schön: Android 12 wäre ein lohnenswertes Update. Umso bedauerlicher, dass sich die meisten Leute noch gedulden müssen, bis sie es zur Verfügung haben werden. Um die Wartezeit zu überbrücken, sechs Punkte, bei denen Android jetzt schon besser ist als die Konkurrenz – mit Funktionen, auf die iPhone-Besitzer neidisch sein können.

Der flexiblere Homescreen

iPhone und iPad haben mit den jüngsten Updates zwar aufgeholt: Es gibt nun auch die Widgets, die direkt auf dem Homescreen Informationen wie Wetterprognosen, den nächsten Termin, Erinnerungen und ähnliche Dinge anzeigen. Die gibt es bei Android schon seit bald zehn Jahren.

Doch bei Android darf der Nutzer auch den Launcher austauschen, also das Programm, das für den Homescreen zuständig ist – etwas, das bei Apple undenkbar ist. Es gibt diverse alternative Launcher für unterschiedliche Vorlieben. Der Nova-Launcher lässt sich vielseitig anpassen: Der Nutzer wählt u. a. die Grösse der Icons und das Aussehen der Suchleiste und hat ein Dock für Apps zur Verfügung, die überall sichtbar sein sollen. Der Niagara-Launcher ordnet die Icons nicht als Gitter, sondern als alphabetische Liste mit den Lieblingsapps am Anfang, die sich sehr schnell durchblättern lässt.

Der Nova-Launcher ist einer der beliebtesten Launcher, mit denen sich der Homescreen von Android anpassen lässt.

Der Niagara-Launcher zeigt anstelle eines App-Gitters eine Liste, die sich über die Buchstabenreihe am rechten Rand sehr schnell durchblättern lässt.

Der Microsoft-Launcher stellt nicht nur Apps zur Verfügung, sondern auch einen schnellen Zugriff auf die in der Microsoft-Cloud gespeicherten Informationen.

Auch Microsoft stellt einen Launcher zur Verfügung: Der Microsoft-Launcher integriert Onedrive und Office 365, sodass man mit einer Wischgeste nach rechts nicht nur die zuletzt bearbeiteten Dokumente, sondern auch die Notizen aus Onenote und vom Windows Desktop griffbereit hat.

Mehr Auswahl bei den Standard-Apps

Auch beim iPhone darf man inzwischen den Standard-Browser und die bevorzugte Mail-App festlegen. Doch Android gibt den Nutzerinnen und Nutzern mehr Freiheiten: Sie dürfen in den Einstellungen bei «Apps & Benachrichtigungen > Standard-Apps» auch eine andere Anwendung fürs Telefonieren und SMS festlegen, und sogar der Assistent, der Sprachbefehle entgegennimmt, lässt sich austauschen.

Der praktische Splitscreen

Apple erlaubt es nur am iPad, zwei Apps nebeneinanderzustellen. Dabei wäre diese Form des Multitaskings auch beim Smartphone ab und zu praktisch, zumal für Apps, die auch in klein noch funktionieren.

Bei Android gibt es den Splitscreen seit 2016 – und so funktioniert er: Sie wischen als Erstes vom unteren Bildschirmrand nach oben, um den App-Switcher anzuzeigen. Blättern Sie zur ersten App, die Sie verwenden möchten, und tippen Sie etwas länger auf deren Icon am oberen Rand der Vorschau und wählen Sie den Befehl «Splitscreen» aus dem Menü. Nun können Sie die zweite App bestimmen, die parallel zur ersten erscheint. Die Trennlinie zwischen den beiden Apps lässt sich verschieben, sodass Sie wunschgemäss anpassen können, welche App wie gross erscheint.

Bei Android lassen sich auch zwei Apps nebeneinander platzieren. Hier links Google Docs und rechts der Firefox-Browser mit einer Wikipedia-Seite.

Mehr als ein Benutzerkonto

Fürs iPhone wäre sie nicht unbedingt nötig, beim Familien-iPad aber ungemein praktisch: die Möglichkeit, für jeden Benutzer ein eigenes Konto einzurichten. Bei Android ist das kein Problem: In den Einstellungen bei «System» gibt es, eventuell versteckt hinter der Ansicht «Erweitert», die Option «Mehrere Nutzer». Über sie lassen sich weitere Konten hinzufügen und den Zugang via «Gast» einschalten, über den man sein Telefon an jemanden aushändigen kann, ohne befürchten zu müssen, dass die Person in privaten Informationen schnüffelt.

Mehr Abwechslung bei den Hintergründen

Die Hintergründe-App von Android stellt in einem knappen Dutzend Kategorien viele hübsche Fotos bereit, die sich für den Sperrbildschirm und den Homescreen verwenden lassen. Für Abwechslung sorgt die Option, «Täglich wechselnder Hintergrund», der alle 24 Stunden ein neues Motiv anzeigt. Beim iPhone und iPad ist das nur auf einem Umweg möglich: nämlich über die Programmierung eines Kurzbefehls.

Last but not least: die alternativen Betriebssysteme

Ein iPhone läuft nur mit Apples eigenem Betriebssystem. Bei Android-Telefonen gibt es die Möglichkeit, das mitgelieferte Betriebssystem zu ersetzen, das Stichwort dazu lautet «Custom ROM»: Nutzer, die ihre Privatsphäre schützen möchten, können eine Android-Version wie Paranoid Android oder LineageOS installieren, die frei von jeglichen Google-Komponenten ist. Allerdings ist die Installation technisch sehr anspruchsvoll und birgt die Gefahr, dass bei einem Fehler das Gerät unbrauchbar wird.

Ein ausgewachsenes Desktop-Betriebssystem auf dem Smartphone: Mit einem externen Bildschirm, Maus und Tastatur liesse sich so sogar vernünftig arbeiten.

Einfacher und ungefährlich ist, unter Android ein vollwertiges Linux-System zu verwenden, zum Beispiel über die App Debian noroot, die einen Desktop mit Maussteuerung aufs Smartphone bringt, das sich per Bluetooth-Maus sogar einigermassen sinnvoll bedienen lässt.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 27. Oktober 2021

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