Wichtiges Update

Windows 11 kommt: Unsere Antworten auf die wichtigen Fragen

Die neue Version erscheint kommende Woche, am 5. Oktober: Was bringt sie? Muss man umsteigen? Und was bedeutet sie für Nutzer von Windows 10?

Matthias Schüssler

Windows hat auch ein neues Logo, das – maximal einfach – aus vier Quadraten besteht. Im Vordergrund Microsoft-Chef Satya Nadella, der Windows 11 als Vermittler zwischen den Welten sieht, weil das Update bald auch Android-Apps wird ausführen können.

Warum gibt es Windows 11 überhaupt?

Eine berechtigte Frage! Windows 10 sei die letzte Version des Betriebssystems, hat Microsoft 2015 verlauten lassen. Statt das System in grossen Etappen voranzutreiben, sollte es künftig durch häufige, kleine Updates verbessert werden. Dadurch könne das System schneller an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden, lautete das Versprechen damals. Dieses Versprechen hat Microsoft eingehalten: In den letzten sechs Jahren hat sich das Prinzip der kleinen Schritte aus Sicht der Nutzer bewährt.

Dass Microsoft von ihm abrückt, hat zwei hauptsächliche Gründe: Erstens lässt sich eine neue, grosse Version im Marketing besser ausschlachten als kleine Updates, und natürlich hofft Microsoft auf eine Ankurbelung der PC-Verkäufe. Zweitens hat die Konkurrenz in den letzten Jahren nicht geschlafen. Microsoft fürchtet nicht zu Unrecht, gegenüber Apple und Google zurückzufallen, und will Zukunftstauglichkeit beweisen.

Was ist das herausragende Merkmal von Windows 11?

Windows 11 soll auf jüngere Nutzer vertraut wirken, die virtuos mit Smartphone und Tablet umgehen, aber wenig Erfahrung mit einer Desktop-Oberfläche haben. Das System nähert sich optisch und in der Bedienung den grossen Konkurrenten an – nämlich iPhone, iPad und Android (siehe Bildstrecke hier).

Anstelle des Startmenüs mit den Kacheln hat Windows 11 eine Art Start-Pop-up, das wie Android und iPhone eine Rasteransicht mit Apps bereithält.

Der neue Sperrbildschirm sieht eins zu eins aus wie bei einem Smartphone oder Tablet. Das neue Startmenü, das weniger wie ein Menü als vielmehr wie ein Pop-up-Fenster aussieht, erinnert stark an die Suchfunktion auf dem Homescreen beim iPhone. Grosse Veränderungen gibt es auch bei der App für die Einstellungen, deren Ähnlichkeit zum iPad unübersehbar ist.

Schliesslich vereinfacht Microsoft auch die Oberfläche: Die Kacheln im Startmenü müssen klassischen Icons weichen. Und im Internet Explorer verschwindet das Menüband, stattdessen gibt es eine übersichtliche Symbolleiste, wie man sie von Smartphone- und Tablet-Apps her kennt.

Erkennen langjährige Nutzer «ihr» Betriebssystem überhaupt noch?

Man muss Microsoft zugutehalten, dass der Spagat ausgezeichnet gelingt: Es gibt zwar grosse Veränderungen an der sogenannten Shell, also jenen Bedienelementen, mit denen der Nutzer mit den Programmen und dem System interagiert. Trotzdem finden sich erfahrene Nutzer schnell zurecht, weil vieles zwar anders aussieht, aber noch ungefähr da ist, wo man es erwarten würde.

Ob einem die neue Optik zusagt, ist eine andere Frage: Im Vergleich zu Windows 8, das sich nicht scheute, mit seiner Kachel-Oberfläche anzuecken, übt sich das neue System so sehr in Unauffälligkeit, dass es an Selbstverleugnung grenzt.

Die Kacheln sind auf dem Weg nach draussen. Windows 11 orientiert sich an den Gewohnheiten der Smartphone- und Tablet-Nutzer.

Der Microsoft Store ist bislang unattraktiv. Ändert sich das jetzt?

Der eingebaute Laden für Apps hat in den letzten Tagen seinen 10. Geburtstag gefeiert. Doch Freude wollte nicht aufkommen, denn im Vergleich zu den Stores von Android und iPhone ist die Auswahl bei Microsoft nach wie vor bescheiden und der Zuspruch der Nutzer klein. Das will Microsoft ändern, indem mit Windows 11 auch klassische Programme über den Store vertrieben werden können. Bis anhin ist das nur für Apps möglich, die für Windows 8 oder neuer entwickelt worden sind.

Ausserdem öffnet sich Windows für Android-Apps. Diese werden demnächst ebenfalls verwendet werden können. Für die Ausweitung des Angebots ist Microsoft eine Kooperation mit dem Online-Händler Amazon eingegangen, aus dessen Store diese Apps stammen. Allerdings wird diese Möglichkeit nicht schon beim Start von Windows 11 am 5. Oktober zur Verfügung stehen. Wann genau sie kommt, ist derzeit noch unklar.

Mit dieser Öffnung vergrössert sich das Software-Angebot dramatisch. Es bleibt aber abzuwarten, wie komfortabel die Nutzung ist, denn erfahrungsgemäss gibt es häufig Ungereimtheiten und manchmal auch Probleme, wenn die Apps nicht auf der Plattform laufen, für die sie entwickelt worden sind.

Der Store wird künftig nicht nur klassische Windows-Programme, sondern auch Android-Apps bereithalten. Davon ist in der Vorab-Version von Windows 11 aber noch nichts zu sehen.

Es klingt so, als ob Microsoft das Richtige tun würde, oder?

Microsoft anerkennt mit Windows 11 die Fakten: Mit der Beerdigung von Windows 7 im Januar 2020 ist auch das PC-Zeitalter an seinem Ende angelangt. Wohlverstanden: Der Personal Computer wird weiterhin existieren und seine Berechtigung behalten. Aber er gibt nicht mehr den Takt an. Es sind jetzt die mobilen Geräte, Smartphone und Tablets, welche die Entwicklung diktieren. Auch Apple exerziert beim Mac nur noch die Neuerungen nach, die beim iPhone, iPad und der iCloud Einzug gehalten haben.

Auch wenn der Weg grundsätzlich richtig ist, riskiert Microsoft eine Überanpassung: Sollte Windows nur noch als Abklatsch der mobilen Betriebssysteme von Apple und Google wahrgenommen werden, könnten die Nutzer auf die Idee kommen, aufs Original umzusteigen.

Diese Gefahr droht umso mehr, als Windows 11 wie erwähnt Android-Apps wird ausführen können. Auch das könnte Anwender zur Erkenntnis bringen, dass sie mit mobilen Apps über die Runden kommen und darum besser auf ein reines Android-Gerät setzen.

Und die bange Frage: Umsteigen oder nicht?

Windows 11 ist für Nutzer, die einen kompatiblen PC besitzen, kostenlos. Allerdings trifft das nur für einen Teil der Nutzer zu: Das Update setzt einen relativ neuen Prozessor und ein spezielles Sicherheitsinstrument (das sogenannte TPM-2.0-Modul) voraus. Ob diese Voraussetzungen erfüllt sind, lässt sich mit der App zur PC-Integritätsprüfung herausfinden, die Microsoft hier bereitstellt (der Link findet sich fast am Ende der Seite).

Falls Ihr Computer nicht kompatibel ist, können Sie ihn wie gehabt mit Windows 10 weiterverwenden. Microsoft will diese Version des Betriebssystems noch bis zum 14. Oktober 2025 mit Sicherheitsupdates versorgen.

Hochkant durchgeflogen: Dieser achtjährige PC ist nicht für Windows 11 geeignet.

Doch auch wenn Ihr PC fürs Update infrage kommt, können Sie sich mit dem Entscheid Zeit lassen, zumal es auf funktionaler Ebene keine wesentlichen Verbesserungen bietet. Wenn Microsoft wie angekündigt den Store für Android-Apps öffnet und Sie daraus einen Nutzen ziehen könnten, sollten Sie das Update ins Auge fassen.

Anders sieht es aus, wenn Sie planen, einen neuen PC anzuschaffen: Dann ist es wichtig, auf die Kompatibilität zum neuen System zu achten. Das Fachmagazin «Heise» hat herausgefunden, dass auch jetzt noch Modelle verkauft werden, welche die Anforderungen für Windows 11 nicht erfüllen: Sie müssten spätestens mit dem Support-Ende von Windows 10 im Oktober 2025 ersetzt werden, was eine maximale Nutzungsdauer von nur vier Jahren ergibt: Das ist ökonomisch fragwürdig und ökologisch unsinnig, denn die Leistungsreserven aktueller Modelle erlauben es, dass ein solide evaluiertes Gerät sechs, acht oder sogar zehn Jahre genutzt werden kann.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 29. September 2021

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