Gendern beim iPhone und Android: Die besten Männer-Apps

In den Stores gibt es diverse Apps, die sich exklusiv ans männliche Geschlecht richten. Ist das unsinniges Gender-Marketing – oder durchaus praktisch? Wir prüfen fünf Beispiele.

Matthias Schüssler

Ob seine Bartmode dem letzten Schrei entspricht, verrät ihm hier sein Smartphone.

In einigen Fällen ist es sinnvoll oder sogar zwingend, nach Geschlecht zu unterscheiden – zumindest, wenn es um Frauen geht. Ein unbestreitbares Beispiel sind die Menstruations-Apps, bei denen in vielen Tests My NFP obenaus schwingt. Es gibt diese App fürs iPhone und für Android. Am iPhone lässt sich der Zyklus auch mit der Health-App aufzeichnen, die zur Grundausstattung des Telefons gehört.

Ein durchzogenes Bild

Doch wie sieht das aus Sicht der Männer aus? Ist es vernünftig, wenn Apps in explizit maskuliner Aufmachung daherkommen oder ist das bloss eine Form von Gender-Marketing und somit eigentlich überflüssig? Fünf Beispiele ergeben ein durchzogenes Bild.

Nicht zu leugnen ist, dass Männer im Bereich der Körperpflege spezielle Bedürfnisse haben. Dem trägt die Beard Booth Studio Rechnung (kostenlos fürs iPhone und Android). Sie beantwortet die brennende Frage, ob man mit Vollbart denn eine Gattung machen würde – und zwar, ohne dass man sich probehalber einen wachsen lassen müsste. So legitim dieses Anliegen auch ist, die Umsetzung ist nicht zeitgemäss: Man macht ein Selfie und hat diverse Bärte zur Auswahl, die man wie einen digitalen Anklebebart von Hand aufs Kinn schiebt.

Von Philips stammt die Grooming-App (gratis fürs iPhone und für Android). Ihre Aufgabe es ist, die Körperpflegeprodukte des niederländischen Elektronikherstellers bekannt zu machen. Daran ist nichts verkehrt, wenn die Tipps zur Bartpflege überzeugen können.

Es gibt jedenfalls ein anständiges Informationsangebot, und der Bartsimulator platziert Vorschläge für mögliche Gesichtsfrisuren automatisch auf dem Selfie. Trotzdem nimmt diese App uns Männer nicht ausreichend ernst: Man kann zwar die Haarfarbe wählen. Doch für Männer in den besten Jahren, deren Haarpracht einen grösseren oder kleineren Anteil an Grautönen aufweist, gibt es keine passende Option.

Seit Jahren bewährt ist hingegen vTie Premium (1 Franken fürs iPhone): Diese App führt schrittweise vor, wie man sich eine Krawatte bindet, sodass das Resultat nicht so wirkt, als ob man bloss alle Jubeljahre einmal eine tragen würde. Ob ein einfacher Knoten oder Windsor, Fliege oder Onassis – 17 Bind- und Knüpfvarianten stellt die App zur Wahl.

Die Testosteronwolke aus der App

Bei der App Men’s Health Fitness & Ernährung schlägt einem beim ersten Öffnen eine fast überwältigende Testosteronwolke entgegen: durchtrainierte, textilbefreite männliche Oberkörper, wohin man nur blickt. Wenn man sich davon weder ablenken noch abschrecken lässt, zeigt sich aber, dass der Grundgedanke der App nicht verkehrt ist: Eine gibt eine Auswahl von über 500 Übungen, mit denen man Muskelberge aufbauen oder aber auch einfach seinem Körper etwas Gutes tun kann. Die ausgeklügelte Such- und Filterfunktion hilft, das Angebot nach Anspruch, Zeitbudget, Trainingsziel und -ort sowie Hilfsmittel aufzuschlüsseln.

Die App ProstateCheck hat das Ziel, Männer bei der Vorsorge gegen Prostatakrebs zu unterstützen. Doch so hehr dieses Ziel ist, erfüllt die App die Erwartungen nicht: Nach einer allgemeinen Einleitung in Textform landet man auf einer Seite, auf der der Nutzer ein kostenpflichtiges Abo oder Tokens für die Einzelnutzung kaufen müsste. Das kostet mindestens 3 Franken, ohne dass ersichtlich wäre, welchen persönlichen Nutzen einem die App bietet. Das ist abschreckend, besonders für Männer, die dem Thema der Vorsorge ambivalent gegenüberstehen. Was das angeht, haben Männer Besseres verdient.

Verwenden Sie eine App, die sich speziell an Männer oder auch an Frauen richtet, und die hier nicht erwähnt worden ist? Nennen Sie uns die doch über die Kommentarfunktion oder per Mail an matthias.schuessler@tamedia.ch.

Quelle: Newsnetz, Donnerstag, 26. August 2021

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