15 Jahre Google Trends: Wofür Google Trends gut ist – und wo es versagt

Seit 15 Jahren legt der Konzern offen, wonach Nutzer im Web suchen. Mit diesem Dienst lassen sich globale Trends und Interessen ergründen. Aber was kann er nicht?

Matthias Schüssler

Die Google Hot Trends (hier zu finden) zeigen die Suchaktivitäten zeitnah als farbige, stets wechselnde Kästchen an.

Vor 15 Jahren haben sich die Fitnessbegeisterten für Bauchmuskelübungen und Sprinttrainings interessiert – heute sind es das hochintensive Intervalltraining und das Tabata-Work-out. In der Fussballwelt wurden Zinédine Zidane und Ronaldinho durch Christian Eriksen und Cristiano Ronaldo abgelöst. Und wer 2006 nach Rezepten googelte, klickte hauptsächlich auf Cocktail-Resultate – heute will er Pfannkuchen backen.

Die Trends des Tages – manchmal überraschend, oft vorhersehbar.

Diese Einsichten liefert Google Trends, ein Analyseinstrument des Suchkonzerns, das dieser Tage den 15. Geburtstag feiert. Es bildet das Interesse der Nutzer über die Zeit ab, wobei die Resultate sogar bis 2004 zurückreichen.

Unter trends.google.com lässt sich das Interesse über die Jahre oder aber auch für einige Tage, Wochen oder sogar Stunden abbilden. Es ist möglich, die Analyse geografisch aufzuschlüsseln, und zwar nicht nur nach Ländern, sondern auch nach Kantonen oder Städten.

Die Daten selbst auswerten

Besonders stark ist Google Trends bei Vergleichen: Stellt man mehrere Suchbegriffe nebeneinander, stellt sie Google in Relation zueinander. Das zeigt, wo das Interesse grösser ist und wie es sich über die Zeit entwickelt. Google zeigt eine Verteilung nach Regionen und stellt die Rohdaten auch im CSV-Format zur Verfügung: Das lässt sich in Excel importieren und ermöglicht eigene Auswertungen – sei es aus wissenschaftlichem Interesse, professioneller Neugierde oder um den Umgang mit der Tabellenkalkulation zu üben.

Gelb ist Facebook, grau Google: Die Daten von Google Trends – hier das Suchinteresse an Apple, Microsoft, Google, Facebook und Amazon – lassen sich auch exportieren und in einer Tabellenkalkulation selbst auswerten.

Trends weist auf der Startseite die Themen aus, die im Augenblick besonders stark nachgefragt werden. Standardmässig erscheinen die Trends für die Gegend, in der man sich gerade aufhält. Rechts oben lässt sich das Land aber auch auswählen.

Google Trends ist ein schönes Beispiel für eine Big-Data-Anwendung: Mit Google Flu Trends hat das Unternehmen ab 2008 Ausbrüche von Grippe und Denguefieber anhand der Suchanfragen der Nutzer meist akkurat vorausgesagt. Nach 2015 veröffentlichte Google diese Daten nicht mehr, sondern stellte sie Gesundheitsorganisationen zur Verfügung, damit sie eigene Modelle entwickeln konnten.

Mit Google Trends zum Aktienvermögen?

Es gibt auch Investoren, die behaupten, mittels Google Trends Gewinne am Aktienmarkt erzielt zu haben. Allerdings ist es spätestens an dieser Stelle angebracht, auf die Limitationen des Dienstes hinzuweisen – denn die Zukunft kennt auch Google nicht. Wie Wissenschaftler der Uni Hamburg bemerken, liefert Google keine absoluten Zahlen, sondern immer nur relative Angaben über die Zeit oder Verhältnisse bei Vergleichen. Das schränkt die Analysemöglichkeiten ein.

Es gibt weitere Einschränkungen: Google erfasst das Suchvolumen erst ab einem gewissen Interesse: Kleinere Phänomene bleiben unter dem Radar. Es werden auch nur die Interessen der Leute erfasst, die es gewohnt sind, im Internet zu recherchieren, und überhaupt einen Internetzugang haben. Es existieren sicherlich auch Versuche, durch Manipulationen wie beispielsweise von Bots ausgelöste Suchen ein Interesse an einem Thema vorzuspiegeln, das gar nicht existiert.

Wer auf Englisch Äpfel mit Birnen vergleicht, erhält ein verzerrtes Resultat.

Das grösste Problem liegt aber darin, dass Google den Kontext einer Suche nicht kennt: Ob jemand aus Begeisterung oder Abneigung nach einem Begriff forscht, bleibt unbekannt. Und schliesslich gibt es auch das Problem der Mehrdeutigkeit: Die Anfrage «Apfel, Birne» geht in Deutsch mit zwei Dritteln der Anfrage zugunsten des Apfels aus. In Englisch bleibt die Birne zwischen 0 und 1 Prozent– was daran liegt, dass es nicht nur eine Frucht, sondern auch einen Computerkonzern mit Namen Apple gibt.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 18. August 2021

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