Foto-Apps und -Dienste

Foto-Apps und -Dienste: So finden Ihre Schnappschüsse ihr Publikum

Sieben Methoden, mit denen Sie Familie und Freunde an Ihrer fotografischen Ausbeute aus den Ferien teilhaben lassen.

Matthias Schüssler

Messenger sind einfach, aber mit Nachteilen behaftet

Whatsapp oder ähnliche Kommunikations-App wie Threema, Signal oder Facebook Messenger sind eine naheliegende Wahl, um die Verwandtschaft mit Ferien-Impressionen einzudecken: Es ist einfach, eine Gruppe mit allen Interessenten einzurichten, und man kann auf einen Schlag auch eine grössere Anzahl Bilder senden.

So einfach diese Methode funktioniert, hat sie doch zwei Nachteile: Erstens reduziert Whatsapp die Grösse der Bilder beim Versand beträchtlich. Wenn der Empfänger sie ausdrucken oder auf Fotopapier belichten möchte, dann ist das Resultat qualitativ mittelmässig bis schlecht.

Zweitens sind die meisten Messenger nicht besonders gut auf die Verwaltung von Bildern ausgelegt: Es ist umständlich, die Bilder separat zu speichern oder nach einiger Zeit wiederzufinden. Und da sie auf den Geräten dauerhaft Speicherplatz belegen, führen sie bei Geräten mit wenig Reserven zu Engpässen.

Unser Urteil: Für einige Schnappschüsse sind die Messenger in Ordnung, doch für digitale Fotoalben gibt es bessere Lösungen. Und wir empfehlen, aufs Fotosharing via Facebook ganz zu verzichten – zumindest dann, wenn auf den Fotos auch Personen abgebildet sind, die nicht explizit ihre Zustimmung gegeben haben, in einem sozialen Medium zu landen.

Mit den geteilten Alben behalten Sie die Kontrolle

Bilder und Videos lassen sich direkt aus den Foto-Apps mit Leuten teilen. Das ist unkompliziert – und Sie behalten die Kontrolle. Sie können der Auswahl jederzeit neue Bilder hinzufügen und Aufnahmen entfernen. Bei der Freigabe legen Sie die Personen fest, die die Bilder und Videos angezeigt bekommen. Diese Liste bleibt veränderbar, und Sie können Leuten den Zugriff auch wieder entziehen. Das ist beruhigend, sollten Sie sich mit einem Bekannten verkrachen und lieber getrennte Wege gehen. Aber es kann auch eine bewusste Entscheidung sein, private Bilder nur für eine gewisse Zeit abrufbar zu halten.

Am iPhone tippen Sie in der Fotos-App bei «Alben» auf das Plus-Symbol und richten ein neues geteiltes Album ein. Sie geben an, wer das Album sehen darf, und fügen die passenden Aufnahmen hinzu. Unter «Personen» dürfen Sie den Abonnenten des Albums das Recht gewähren, eigene Fotos und Videos hinzuzufügen. Beim Ferienalbum wird das selten erwünscht sein. Doch die Funktion ist perfekt, um nach einem Fest gemeinsame Erinnerungen zu sammeln.

Die geteilten Alben tauchen bei den Abonnenten in der Foto-App des iPhone, iPad oder Mac auf. Wenn Sie die Bilder auch Leuten unterbreiten wollen, die kein Apple-Gerät besitzen, dann aktivieren Sie das Häkchen «Öffentliche Website»: Sie erhalten einen Weblink, der die Souvenirs via iCloud.com zugänglich macht. Dieser Weg bedeutet jedoch einen beträchtlichen Kontrollverlust: Der Link zu den Fotos kann von den Empfängern auch ohne Ihre Zustimmung weitergereicht werden. Wenn Sie auf Privat umschalten, wird der Link für alle ungültig, und Sie müssten das Album neu teilen.

Bei Google Fotos funktioniert die Freigabe ähnlich: Sie richten ein Album ein, das Sie über den «Teilen»-Knopf freigeben. Bis vor kurzem verwendete Google dafür die Methode mit dem öffentlichen Link, der keine Einschränkung nach Personen erlaubt. Doch seit Mai 2020 ist es auch bei Google möglich, Alben nur für bestimmte Personen bereitzustellen.

In den Albumoptionen, die über den Menüknopf mit den drei Punkten aufgerufen werden, wählen Sie die Personen aus. Diese müssen über ein Google-Konto verfügen. Die herkömmliche Methode, bei der auch Leute ohne ein solches zum Zug kommen, steht weiterhin als «Linkfreigabe» zur Verfügung. Und auch bei Google legen Sie fest, ob die Abonnenten Ihres Albums eigene Fotos beisteuern dürfen oder nicht.

Unser Urteil: Die geteilten Alben sind komfortabel zu benutzen und tragen der Privatsphäre Rechnung – allerdings nur dann, wenn die Beteiligten ein Apple-Gerät und die iCloud bzw. ein Google-Konto verwenden.

Die Cloud bietet unbegrenzte und kaum überschaubare Möglichkeiten

Im Web gibt es unzählige Foto-Websites, über die man seine Fotos entweder mit der ganzen Welt oder mit einem ausgewählten Benutzerkreis teilt. Flickr.com ist eine der klassischen Sites: Es gibt sie seit 16 Jahren, und obwohl sie durch mehrere Verkäufe viel von ihrem ehemaligen Glanz verloren hat, bleiben alte Stärken erhalten.

Zu denen zählen die Möglichkeit, Fotos zu bearbeiten und mit Beschreibungen, Stichwörtern und Zusatzdaten zu versehen. Und Sie dürfen festlegen, wer sie sehen darf. Das tun Sie entweder über die Einzelansicht eines Fotos bei «Weitere Infos» oder aber in einem Album, indem Sie auf «In Organizr bearbeiten» und auf «Serienbearbeitung > Berechtigungen ändern» klicken. Wer ein Freund oder Familienmitglied ist, legen Sie über den Menüpunkt «Du > Personen > Liste» fest.

Ja, Flickr gibt es noch – und man kann diese Bilder-Website auch für einen eingeschränkten Nutzerkreis verwenden.

Weitere grosse Foto-Websites sind Smugmug.com und 500px.com; die sich allerdings eher an Foto-Profis als an Privatanwender richten. Speziell für Familien und Gruppen ausgelegt sind Cluster.co und 23snaps.com. Beide sind im angelsächsischen Raum beliebt, haben hierzulande bislang nicht breit Fuss gefasst.

Unser Urteil: Auch wenn diese Foto-Websites Einstellungen zur Privatsphäre bieten, eignen sie sich besser für Bilder, die Sie öffentlich zeigen möchten – und die nicht nur für Ihre Freunde und Familie von Interesse sind.

Die beinahe obsolete Methode: Dateien senden

Der klassische Weg besteht darin, eine Auswahl an Fotos per E-Mail zu senden. Diese Methode war in den Anfängen der Digitalfotografie durchaus üblich, doch inzwischen hat sie sich überlebt: Sie ist nicht nur unpraktisch, sondern auch fehleranfällig, da viele Mailserver den Transport von grösseren Datenmengen verweigern. Eine bessere Methode ist es, den Empfängern die Dateien mit einem speziellen Übermittlungsdienst zukommen zu lassen. Der bekannteste ist Wetransfer.com. Alternative sind Tresorit.com oder Send.firefox.com von Browser-Hersteller Mozilla.

Unser Urteil: Es spricht nur wenig für diese Methode. Zwei Vorteile hat sie aber: Erstens können Sie auf diese Weise den Empfängern die Originaldateien zukommen lassen – selbst dann, wenn Sie mit dem Rohdatenformat fotografieren, das maximale Qualität und Bearbeitbarkeit garantiert. Und zweitens können Sie recht sicher sein, dass von Ihren Daten keine Spuren im Netz zurückbleiben. Firefox Send übermittelt die Daten verschlüsselt und löscht sie nach Ablauf der vorgegebenen Zeit rückstandslos.

Cloud-Verweigerer setzen auf den eigenen Server

Ob iCloud, Google Fotos oder Webablagen wie Dropbox oder Onedrive: In allen Fällen landen die privaten Fotos auf einem fremden Server. Wie gut sie dort vor Missbrauch und Zweckentfremdung geschützt sind, ist für uns Anwender schwer zu beurteilen – es bleibt eine Frage des Vertrauens.

Cloud-Verweigerer haben die Möglichkeit, Bilder über einen eigenen, am Internet angeschlossenen Datenspeicher freizugeben: Die Nutzer greifen zwar via Internet auf die Datenablage zu, doch ohne einen fremden Datenspeicher zu nutzen. Netzwerkfestplatten werden auch als NAS (für «Network Attached Storage») verkauft und sind von Western Digital, QNAP, Synology und einigen weiteren Herstellern erhältlich.

Die Netzwerkfestplatten haben über die Jahre an Nutzerfreundlichkeit gewonnen. Trotzdem sind sie nicht so einfach in Betrieb zu nehmen wie eine Ablage in der Cloud: Sie müssen sich mit der Installation der Hardware auseinandersetzen und sich damit vertraut machen, wie auf Netzwerkfestplatten Software installiert wird. Ausserdem gibt es auch technische Hürden: Sie brauchen einen schnellen Internetzugang, der insbesondere beim Hochladen eine akzeptable Geschwindigkeit bietet, sonst wird der Zugriff für Ihr Publikum zum Geduldsspiel.

Unser Urteil: Diesen Weg empfehlen wir nur Leuten, die sich mit der Cloud gar nicht anfreunden können – und experimentierfreudigen Technik-Freaks. Für sie eröffnet sich ein Tummelfeld.

Für Detailverliebte mit viel Zeit: Der persönliche Fotoblog

Eine tolle Sache ist es, nicht einfach nur die Fotos zu teilen, sondern sie in ein Reisetagebuch einzubinden. Dazu gibt es viele Möglichkeiten – sei es ganz klassisch, als Textdokument mit eingebetteten Bildern, sei es als öffentlicher oder privater Blog: Auf diesem Weg wird aus einzelnen Impressionen eine persönliche Erzählung.

Ein Blog richten Sie zum Beispiel bei WordPress.com ein: Sie können Beiträge per Passwort schützen oder den Blog nur für registrierte Nutzer zugänglich machen: Sie richten dann für Freunde und Familie Nutzerkonten ein und steuern den Zugriff ganz nach Belieben.

In Blogform werden Ihre Impressionen zu einer Erzählung.

Unser Urteil: Moderne Blogs sind überaus wandlungsfähig, sodass Sie Ihre Bilder und Erlebnisse genau so präsentieren können, wie Sie möchten. Und Sie können WordPress und andere Blog-Software auch auf einem eigenen Webserver betreiben, wenn Sie unabhängig von fremden Cloud-Betreibern sein möchten. Der Zeitaufwand wird aber beträchtlich sein – vor allem, wenn Sie Freude an der Sache entwickeln!

Echte Bilder sind noch immer am schönsten

Am schönsten sind die Ferienerinnerungen aber in physischer Form: als Abzüge, Fotobuch oder Postkarte. Die meisten Fotolabore haben eine App, über die sich solche Produkte direkt ab Smartphone oder Tablet bestellen lassen – was im Vergleich zu früher deutlich komfortabler ist, wo man die Bilder erst auf den Computer übertragen und von dort aus hochladen musste.

Und es hat den Vorteil, dass Sie Grussbotschaften auf den Weg schicken können, während Sie noch in den Ferien sind. Die App von Ifolor (iPhone/Android) bietet bei «Fotogrusskarten» die Möglichkeit, Postkarten im Direktversand auch gleich an Freunde und Bekannte zu verschicken. Von der Post gibt es die App Postcard Creator (iPhone/Android), die uns technisch aber nicht wirklich überzeugt.

Wenn Freunde und Bekannte die Ferienerinnerungen im Fotobuch sehen wollen, müssen sie schon zu Besuch kommen.

Unser Urteil: So praktisch die digitale Fotografie auch ist, die grösste Wirkung haben Bilder in analoger Form. Und statt Freunde und Bekannte mit einer Flut an Bildern zu überwältigen, kann man ihnen auch eine Collage mit einzelnen Bildern oder eine einzige, besonders schöne Aufnahme zukommen lassen – je grösser reproduziert, desto eindrucksvoller.

Ins richtige Licht gerückt: Touristinnen fotografieren sich vor dem Olympia-Denkmal in Vancouver, British Columbia. Aufnahme vom 1. August 2020.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 11. August 2020

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