Tipps fürs Homeoffice

So geht ernsthaftes Arbeiten mit dem iPhone oder dem iPad

Die Dateien-App wertet Apples Mobilgeräte deutlich auf. Wir zeigen, wie Sie sie verwenden – und welche Limiten es weiterhin gibt.

Matthias Schüssler

Bei klassischen Betriebssystemen kommt man nicht um das Dateisystem herum: Dort stecken die Dokumente, die Fotos und Videos, und als Nutzer muss man einen gewissen Aufwand betreiben, um diese Dateien sinnvoll zu organisieren.

Steve Jobs war kein Freund des Dateisystems. An einer Konferenz hat er die Gründe erklärt: «In jeder Studie über Benutzeroberflächen, die wir jemals durchgeführt haben, sind wir zur Erkenntnis gelangt, dass alles ziemlich einfach funktioniert – bis man auf das Dateisystem stösst.» Ab dann verlaufe die Lernkurve vertikal. Sprich: Ein grosser Teil der Benutzer ist überfordert.

Klassische Betriebssysteme verwenden die Metapher der Aktenschränke: Wie in einer physischen Ablage muss man für seine Dateien ein Plätzchen finden, an dem man sie deponiert – und vor allem auch wiederfindet. Das ist für neue Nutzer oftmals zu abstrakt. Doch ohne dieses Verständnis ist es nicht einleuchtend, weswegen man Dokumente vor dem Bearbeiten öffnen und hinterher wegspeichern muss.

Ein Geniestreich mit gewissen Nebenwirkungen

Jobs’ Lösung für dieses Problem war einleuchtend: Er hat beim iPhone und beim iPad das Dateisystem unsichtbar gemacht. Die Dokumente stecken in der App. Wenn der Nutzer sie öffnet, findet er dort alle seine Arbeiten, ohne dass er sich darum kümmern müsste, wo sie gespeichert sind.

Doch über die Jahre zeigten sich auch die Grenzen dieses Tricks mit dem unsichtbaren Dateisystem. Für anspruchsvolle Aufgaben ist es unumgänglich, die Dateien im direkten Zugriff zu haben. Zum Beispiel, wenn in einem komplexen Multimediaprojekt Fotos, Videos und Musik kombiniert werden sollen. Mit dem iPhone und dem iPad stösst man auch schon an Grenzen, wenn man ein Foto mit einem bestimmten Dateinamen auf seinen Webserver hochladen will oder mit einer hierarchisch organisierten Dateiablage in der Cloud arbeiten muss.

Eine Art Windows-Explorer fürs iPad

Apple hat dieses Dilemma mit einer App adressiert. Die war ursprünglich nur für den Zugriff auf die in der iCloud gespeicherten Dateien gedacht. Doch 2017 ist in iOS 11 daraus die Dateien-App geworden, die als eigenständiges Dateiverwaltungsprogramm fungierte. Sie ist das Pendant zum Finder beim Mac und zum Explorer bei Windows – war damals aber noch stark limitiert.

Mit dem letzten grossen Update fürs Betriebssystem (iOS 13 fürs iPhone bzw. iPad OS 13 fürs iPad) hat Apple viele der Einschränkungen beseitigt. Die App ermöglicht jetzt so zentrale Dinge wie das Erstellen einer eigenen Ordnerstruktur, lässt verschiedene Ansichten und Sortierungen zu und macht es relativ einfach, Dateien zu verschieben und zu kopieren.

Eine Limite bleibt

Eine zentrale Limite besteht jedoch weiterhin: Über die Dateien-App sind längst nicht alle Dokumente zugänglich. Wenn Apps von Drittherstellern sie nicht unterstützen, dann ist kein Dateiaustausch möglich.

Trotzdem: Die verbesserte Dateien-App wertet das iPhone und vor allem das iPad und das iPad Pro als ernsthaftes Arbeitsinstrument deutlich auf. Unser Video führt vor, wie Sie die Dateien-App einsetzen. Es zeigt auch Funktionen, die sich einem nicht sofort erschliessen, beispielsweise das Verbinden zu Netzwerkservern und die wirklich praktische Möglichkeit, direkt aus der Dateien-App Papierdokumente zu digitalisieren.

Und wir geben ein Fazit: Ist die Dateien-App das Eingeständnis, dass Steve Jobs’ Vision vom einfachen Computer gescheitert ist? Oder ist sie vielmehr ein vertretbarer Kompromiss, der den Profis neue Arbeitswege öffnet und es den weniger anspruchsvollen Anwendern erlaubt, bei der einfacheren Handhabe zu bleiben?

Bei der professionellen Arbeit hilft es auch, dass sich das iPad neuerdings per Maus steuern lässt. Die Tipps dazu gibt es hier.

Ist Apple zurückgekrebst – oder ist dem Konzern ein Kompromiss gelungen, der alle zufriedenstellt?
Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Montag, 15. Juni 2020

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Thema: Patentrezept
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