Contact-Tracing

So wird die Schweizer Corona-App aussehen

Eigentlich hätte die Schweizer Contact-Tracing-App heute erscheinen sollen. Doch weil das Parlament eine Rechtsgrundlage verlangte, wird sich die Lancierung verzögern. Wie die App funktionieren wird, ist aber inzwischen bekannt.

Eine frühe Version der App wurde von hundert Soldaten der Schweizer Armee in Chamblon getestet.
Foto: Laurent Gillieron/Keystone

Die Schweizer App fürs Contact-Tracing wird von der ETH Zürich und der EPFL mit Unterstützung des Bundesamts für Gesundheit entwickelt. Die App war für den 11. Mai angekündigt. Doch das Parlament hat letzte Woche an der ausserordentlichen Session in Bern beschlossen, dass es eine gesetzliche Grundlage braucht, bevor diese App breit lanciert werden kann. Daher verzögert sich die Veröffentlichung bis in den Sommer.

Technische Umsetzung stammt von Zürcher Softwareunternehmen

Wie die App aussehen und funktionieren wird, ist jedoch bereits bekannt. Für die technische Umsetzung, App-Gestaltung und die Benutzerschnittstelle ist das Zürcher Softwareunternehmen Ubique zuständig. Es hat viele hierzulande weitverbreitete Apps entwickelt: SBB Mobile für die Bundesbahnen, die Wetter-App von Meteo Schweiz und der Rega, Alertswiss für Alarmmeldungen sowie Vote-Info für die offiziellen Abstimmungsinformationen in digitaler Form.

Das Erklärvideo zeigt die Funktionsweise der App zur Kontaktnachverfolgung.
Video: Next-step.io

Die Informationen zur App gibt es unter Next-step.io. Dort finden sich Screenshots zur App, ein Erklärvideo sowie ein Link zum Download. Er führt im Moment jedoch zur Entwicklerplattform Github, wo der Quellcode für die verschiedenen Plattformen, nicht jedoch die ausführbare App zur Verfügung steht. Für Privatanwender sind eigene Tests somit im Moment noch nicht empfehlenswert.

Doch für Tests im grösseren Rahmen ist die Vorabversion auch nicht gedacht: Sie sei im Moment nicht vollständig, heisst es auf Next-step.io: «Sie wurde noch nicht auf Sicherheit und Kompatibilität überprüft oder auditiert. Wir sind dabei, die Entwicklung fortzusetzen, und haben mit einer Sicherheitsüberprüfung begonnen.»

Das Tracing ein- oder ausschalten

Doch die Website macht deutlich, welche Funktionen die App umfasst: Sie wird darüber informieren, ob das Tracing aktiv ist, und in den Meldungen anzeigen, ob die App den Kontakt mit einer infizierten Person registriert hat. Es gibt zwei Links, die weitere Informationen liefern, wenn man Krankheitssymptome aufweist oder ein positives Testresultat erhalten hat. Und in der App lässt sich das Tracing ein- und ausschalten.

Die DP-3T-App zeigt an, ob die Kontaktnachverfolgung aktiv ist und ob Ansteckungen gemeldet wurden. DP-3T steht übrigens für «Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing» und besagt, dass die Daten über alle aufgezeichneten Kontakte zum Schutz der Privatsphäre nicht zentral auf einem Server, sondern nur lokal auf dem Gerät gespeichert werden.
Screenshot: Next-step.io

In der App wird erläutert, wie das Tracing funktioniert – und man kann es jederzeit deaktivieren und wieder aktivieren.

Falls ein Verdacht aufgetreten ist, gibt die App einen entsprechenden Hinweis und verbindet bei Bedarf mit der Coronavirus-Infohotline.
Screenshot: next-step.io

Wenn man selbst ein positives Testresultat erhalten hat, kann man das zur Warnung der anderen App-Benutzer eingeben. Es bleibt aber dem Nutzer überlassen, ob er das auch tun will.
Screenshot: next-step.io

Auch die Implementation des Contact-Tracing in den Betriebssystemen von Apple und Google sehen wir inzwischen klarer: Apple hat letzte Woche eine Betaversion von iOS 13.5 veröffentlicht. Dieses Update des iPhone-Betriebssystems stellt in den Einstellungen bei «Datenschutz > Health» die neue Option «Covid-19 Exposure Notifications»: Dort lassen sich die Benachrichtigungen zu möglichen Kontakten mit infizierten Personen ein- und ausschalten.

In den iPhone-Einstellungen wird man in der nächsten Version des Betriebssystems die Benachrichtigungen zur Covid-19-Kontaktnachverfolgung ein- und ausschalten können. Ausserdem ist ersichtlich, welche Apps die Daten verwenden.
Screenshot: @phwampfler/Twitter

Ausserdem ist ersichtlich, welche Apps auf diese Daten Zugriff haben – die Auswertung der Daten erfolgt nicht durch das Betriebssystem, sondern durch Apps wie die Schweizer Next-Step-App.

Apple und Google haben am 10. April eine Zusammenarbeit bekannt gegeben, um ihre Smartphone-Betriebssysteme für die Kontaktnachverfolgung zu rüsten. Die beiden Technologieunternehmen bauen Funktionen in iOS und Android ein, die es ermöglichen, andere Geräte in der Umgebung mittels Bluetooth zu registrieren und solche Begegnungen aufzuzeichnen. Die Kooperation soll Interoperabilität sicherstellen, d. h. gewährleisten, dass der Austausch der IDs auch zwischen Android und iPhone reibungslos funktioniert.

Geografische Ortung nicht erlaubt

Apple und Google haben letzte Woche spezifiziert, wie Apps aufgebaut sein müssen, damit sie Zugriff auf diese Informationen bekommen:

Sie müssen von einer offiziellen Gesundheitsbehörde stammen oder in deren Auftrag entwickelt worden sein und zur Bekämpfung von Covid-19 eingesetzt werden. Es ist nötig, dass Nutzer explizit um das Einverständnis zur Nutzung der Schnittstelle angefragt werden. Das gilt auch, bevor ein positives Testresultat an die Behörden übermittelt wird. Und die Apps dürfen nur die absolut notwendigen Daten erheben – andere Verwendungszwecke als die Bekämpfung von Covid-19 sind explizit ausgeschlossen. Auch ein Zugriff auf die Ortungsdienste ist den Apps nicht gestattet.

Die Updates fürs iPhone und Android, mit denen diese Neuerungen auf die Geräte gelangen, dürften Mitte Monat veröffentlicht werden. Google liefert sein Update über die Play Services aus: Das ist die Sammlung von Googles eigenen Android-Apps. Der Weg hat den Vorteil, dass das Update auch auf den Geräten landet, die von den Herstellern nicht mehr mit Aktualisierungen versorgt werden. Google verspricht, dass alle Versionen seit Android 6 (erschienen Oktober 2015) berücksichtigt werden.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 12. Mai 2020

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