Übersicht der Videoconferencing-Apps

Die beste Software für Kommunikation per Kamera

15 Telefonie-Apps mit ihren Stärken: Welches ist die beste Wahl für sichere Kommunikation, für Musiker, Teenager, kleinere oder grössere Teams – und wie chatten Sie am einfachsten?

Matthias Schüssler

Zwei Familien in Moskau, die sich zur Happy Hour treffen. Videotelefonie ist nicht nur fürs Homeoffice ein Schlüsselfaktor. Auch soziale Kontakte finden via Bildschirm und Kamera statt.
Foto: Yuri Kochetkov (Keystone)

Zoom aus dem kalifornischen San José hat den Aktienkurs seit Februar fast verdoppelt. Denn Zoom bietet etwas an, das derzeit sehr gefragt ist: Eine einfache und flexible Kommunikationsmöglichkeit, inklusive Gruppen-Chats und Video. Der grosse Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Mit Zoom ist Videoconferencing fast so einfach wie telefonieren.

Doch das hat auch eine Schattenseite: Zoom verwendet zum Beispiel auf dem Mac Techniken, die teils an Schadsoftware erinnern. Apple hat darum im Juli 2019 eine Komponente der Software entfernt. Das geschah über ein stilles Update. Das ist eine Methode, mit der Apple das Mac-Betriebssystem aktualisiert, ohne den Benutzer überhaupt zu fragen. Sie kommt zum Einsatz, wenn Sicherheitslücken schnell und unkompliziert geschlossen werden müssen.

Es stellt sich die Frage: Soll man Zoom benutzen oder doch auf eine weniger komfortable, aber sicherere Lösung umsteigen – zumal Zoom auch aus Datenschutzgründen in der Kritik steht, Sicherheitslücken aufweist und das FBI von der Gefahr des «Zoom-Bombings» warnt? Beim Zoom-Bombing werden Konferenzen durch Leute gestört, die sich unerlaubterweise einklinken und Hass von sich geben oder Porno-Bilder zeigen. Allerdings zeigte sich das Problem vor allem bei Nutzern, die ihre Konferenzen öffentlich abgehalten und den Zugangslink weitherum gepostet hatten. Bei diskreteren Veranstaltungen ist das Risiko von Störefrieden klein.

Eine grundsätzliche Warnung vor Zoom ist trotz allem nicht angebracht: Für allgemeine, nicht sonderlich heikle Gespräche kann man sie weiterhin nutzen. Wer in seinen Gesprächsrunden Wert auf Vertraulichkeit legt oder sogar Geheimhaltung gewährleisten muss, wählt allerdings besser eine andere Lösung.

Das sind die gängigen Apps und Anwendungen für Kommunikation per Kamera, mit ihren Vor- und Nachteilen:

Unkomplizierte Kommunikation via Smartphone

Facetime. Apples Software für Videoanrufe ist beim iPhone, iPad und Mac schon eingebaut. Sie lässt sich ohne weitere Installation benutzen und harmoniert bestens mit dem System (etwa nahtloser Wechsel zwischen Quer- und Hochformat oder Front- und Rückkamera). Auch Gruppenanrufe sind möglich. Der grösste Nachteil liegt darin, dass nur Besitzer von Apple-Geräten teilnehmen können.

Whatsapp. Eine oft übersehene Funktion ist, dass auch viele Chat- und Messenger-Apps Videoanrufe ermöglichen, namentlich Whatsapp: Am Smartphone sind Anrufe mit bis zu vier Personen möglich. Whatsapp-Anrufe sind unkompliziert, wenn man die App bereits verwendet und mit den Personen, mit denen man kommunizieren möchte, schon verbunden ist. Der generellen Vorbehalte gegenüber Whatsapp – die Zugehörigkeit zu Facebook, mit allen entsprechenden Datenschutzbedenken – gelten auch für die Videoanrufe.

Auch mit dem Facebook Messenger lassen sich Videoanrufe abhalten, ebenso mit Signal. Threema bietet nur Audio-Anrufe ohne Videobild. Der Wire-Messenger verspricht sichere Gruppenchats, die Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Es gibt eine Bildschirmfreigabe und einen Gastzugang, für den man kein Konto benötigt.

Google Duo. Die Video-Chat-App von Google gibt es für Android und iPhone und iPad. Am Desktop-Computer lässt sie sich ohne Installation im Browser nutzen. Auch Gruppenanrufe sind möglich: Dazu erst die Leute der Gruppe hinzufügen und dann den Anruf starten.

Apps mit Schwerpunkt bei der Desktop-Nutzung

Skype. Microsofts Kommunikationsanwendung ist der Veteran: 2003 lanciert, ist er noch heute für manche Nutzer das Synonym für Videotelefonie. Es gibt Skype für alle gängigen Plattformen, auch für Linux und die Xbox. Skype lässt sich auch ohne App-Installation im Browser verwenden: Es gibt Gruppenchats und die Möglichkeit, den Bildschirm freizugeben, sodass man den anderen Gesprächsteilnehmern eigene Anwendungen oder Multimedia-Anwendungen vorführen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass per Skype auch Gesprächsteilnehmer über das normale Telefonnetz dazugeholt werden können.

Zoom. Die eingangs kritisch besprochene Videotelefonie-App kann auch via Smartphone und Tablet benutzt werden; doch der Schwerpunkt liegt bei der Nutzung am Desktop-Computer. Im kostenlosen Preisplan können bis zu 100 Teilnehmer per Kamera konferieren; die Dauer der virtuellen Sitzung ist auf vierzig Minuten beschränkt. (Was viele Nutzer eher als Vorteil denn als Nachteil sehen.)

Eine der Stärken von Zoom ist, dass sich Meetings einfach planen und sich die Einladungen mit allen nötigen Informationen direkt aus der App verschicken lassen. Ausserdem lassen sich Meetings per Mausklick aufzeichnen.

Zoom, die Video-App, ist zwar für die berufliche Kommunikation gedacht. Wie unser Video zeigt, lässt sie sich auch sehr gut für privaten Gebrauch zweckentfremden.

Kommunikation vor allem für geschäftliche Nutzer

Slack. Dieser Dienst ist dazu gedacht, in Unternehmen die Mailflut zu reduzieren und den Mitarbeitern eine schnelle und unkomplizierte Austauschmöglichkeit zu eröffnen. Die Kommunikation erfolgt nach Kanälen, die nach Teams, aber auch nach Themengebieten oder bei speziellen Fragen auch ad hoc gebildet werden können. Normalerweise kommuniziert man auf Slack mittels Text. Mit Slack sind auch Audio- und Videoanrufe möglich – aber nur 1:1, zwischen zwei Personen. Die Anruffunktion steht bei Direktmessages zur Verfügung.

Microsoft Teams. Diese Plattform ist eng mit Microsofts Büroanwendungen in Office 365 und mit Skype integriert. Genau wie Slack organisiert sie die Kommunikation in Unternehmen und Teams. Nebst den Messaging-Möglichkeiten können Gespräche auch über das Telefonnetz geführt werden (dafür benötigt man einen Anrufplan). Teams unterstützt auch Onlineveranstaltungen mit bis zu 10’000 Teilnehmern.

Google Hangouts. Auch Google entwickelt seine Videotelefonie- und Konferenzsoftware in Richtung Unternehmenskommunikation, wo nebst dem Messaging auch Videoanrufe und Gruppengespräche möglich sind. Hangouts ist mit Gmail und mit Googles Geschäftsanwendungen, der G-Suite verknüpft. Es gibt auch eine Integration in Youtube: Die «Hangouts on Air» sind Liveausstrahlungen über die Videoplattform.

Webex Meet. Die Kommunikationsplattform von Netzwerkspezialist Cisco wirbt mit «branchenführender Sicherheit» und mit Integration in diverse geschäftliche Softwarelösungen – auch mit Videokonferencing-Hardware arbeitet Webex zusammen. Als besonderer Bonus werden Meetings automatisch transkribiert, d.h. als schriftliches Protokoll übermittelt.

Und abschliessend zwei Apps für Spezialbedürfnisse

Squad. Die App wurde 2019 als «die nächste Sensation für Teenager» gehandelt. Bei dieser App kann man mit bis zu sechs Leuten Videochats führen. Der Clou ist allerdings, dass man seinen Bildschirm für andere freigeben kann: Auf diese Weise ist es möglich, zusammen zu surfen oder durch den Instagram-Feed zu scrollen oder sogar gemeinsam Tinder-Profile durchzuwischen.

Studio Link. Die Software verbindet maximal sieben Leute. Die Gespräche finden nur per Audio statt, dafür mit der bestmöglichen Tonqualität und vergleichsweise geringer Latenz. Die Lösung ist für Podcaster, Radiojournalisten und Musiker gedacht: Die Tonspuren aller Gäste werden separat aufgezeichnet, sodass es möglich ist, nach dem Gespräch die lokalen Aufnahmen zusammenzufügen. Das eliminiert Störungen, die während des Gesprächs durch Aussetzer bei der Internetverbindung entstehen können.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 7. April 2020

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