Wegen Corona geschlossen? So eröffnen Sie einen Webshop

Selbsthilfe Wenn das Lädeli dicht machen muss, lässt sich das Geschäft ins Internet verlagern. Tipps für den Neuanfang.

Handwerksbetriebe, Hofläden, Secondhand-Shops, die Blumenhandlung im Quartier, Beizen und viele andere Geschäfte sind dieser Tage geschlossen. Für die Gewerbetreibenden bringt das nicht nur schmerzhafte Umsatzeinbussen, sondern auch eine Sinnkrise. Stellt sich die Frage: Bietet das Internet einen Ausweg – indem man den Verkauf in einen Onlineshop verlagert?

Kevin Rechsteiner berät KMU und betreut deren Web-Auftritte. Seiner Erfahrung nach ist die grösste Herausforderung nicht die technische Seite. Denn zur Not tut es auch ein einfacher Post bei Facebook oder ein Eintrag auf der Homepage, der auf das Angebot hinweist und eine Bestellmöglichkeit anbietet. Die Zahlung lässt sich auch ohne digitalen Warenkorb zum Beispiel über die Bezahl-App Twint oder über die Überweisungsfunktion von Paypal abwickeln.

Wie man an Kunden kommt

Die eigentliche Hürde ist, das Angebot bekannt zu machen: Ein lokal verwurzeltes Geschäft kann Flyer in Umlauf bringen oder Plakätchen aufhängen. Mit einer Liste mit E-Mail-Adressen der Kunden ist es möglich, das Angebot auf diese Weise bekannt zu machen. Allerdings mit der klaren Einschränkung, dass Massenmails nur bei ausdrücklicher Zustimmung der Empfänger zulässig sind (opt in).

Angesichts der speziellen Umstände werden die Empfänger ein Auge zudrücken. Aber es ist sinnvoll, die Mails möglichst persönlich und wenig marktschreierisch zu halten und zu versprechen, dass das Mailing eine einmalige Sache bleibt – und sich auch daran zu halten.

Wenn der Webhop etwas professioneller ausfallen soll, gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann entweder eine Shop-Software auf dem eigenen Webserver installieren, zum Beispiel WooCommerce für Websites, die mit der weitverbreiteten WordPress-Software laufen. Weitere beliebte Lösungen sind Shopware und PrestaShop oder Sitebuilder, das bei manchen Hosting-Anbietern per Mausklick installiert werden kann. Kevin Rechsteiner empfiehlt für den Schnellstart jedoch einen Shop-Anbieter: Bei diesen Dienstleistern muss man die Software nicht selbst installieren und betreiben, sondern sich nur um die Einrichtung und die Erfassung der Artikel kümmern – was Arbeit genug ist.

Die Lösung ab Stange

Rechsteiner empfiehlt Shopify.de: Einen kleinen Shop gibt es dort ab 29 US-Dollar pro Monat; und man kann den Dienst während 14 Tagen kostenlos testen. Eine Alternative ist Mycommerce.ch: Dieser Dienst wird von Localsearch betrieben, einer Swisscom-Tochter. Der Basis-Shop mit maximal 25 Produkten und zwei Kategorien ist kostenlos. Die Starter-Variante mit 100 Produkten und unlimitierten Kategorien kostet 19 Franken pro Monat – mit zwei weiteren Preisplänen für den Fall, dass der Webshop prosperieren sollte.

Ricardo hat am 23. März zum Schlagwort #SupportYourLocals ein Starthilfe-Programm für kleine, vom Shutdown betroffene Verkaufsläden gestartet. Es gibt für neue Anbieter Hilfe bei der Bekanntmachung über Newsletter und soziale Medien und ein Gebühren-Startguthaben von 1000 Franken.

Die eigentliche Arbeit ist, die Artikel einzustellen – mit einem Foto, das nicht zu amateurhaft wirkt, aussagekräftiger Beschreibung. Kleinere Gegenstände lassen sich in einer Lightbox ins Bild rücken. Das ist eine Art Ministudio in einem kleinen Kasten. Es sorgt für eine neutrale Umgebung und gutes Licht. Sinnvoll ist, beim Einpflegen der Artikel mit den Bestsellern zu starten und das Angebot schrittweise auszubauen. Abschliessend sind die Zahlungsmöglichkeiten zu definieren, wobei bei Shop-Anbieter die Bezahlschnittstellen bereits integriert sind. Und es braucht die passenden Lieferoptionen – wobei auch hier die lokalen Anbieter im Vorteil sind, weil Abholung und/oder Zustellung per Kurier die unkompliziertesten Methoden sind.

Und auch wenn es sehr abgedroschen klingt: Die Krise kann eine Chance sein, indem sie hilft, die Möglichkeiten von Internet, Digitalisierung und sozialen Medien zu erfassen. Egal, ob Facebook, Twitter oder Instagram: Wer leicht zugänglich ist, hat umgekehrt auch einfachen Kontakt zu seiner Kundschaft.

Matthias Schüssler

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 25. März 2020

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