Gegen die Geiselhaft bei Spotify

Bei Musik-Streamingdiensten lauert eine unterschätzte Gefahr: Bei Kündigung oder Account-Problemen verlieren Sie auf einen Schlag Ihre Lieblingsmusik. Doch Sie können sich schützen.

Matthias Schüssler

Eine riesige Auswahl, immer neue Musik, vorgefertigte Wiedergabelisten von Kennern aus aller Welt: Die Vorteile der Streamingdienste liegen auf der Hand. Der Komfort hat jedoch eine Kehrseite. Man hat nur so lange Zugang, solange das Abo läuft. Ohne das Konto spielt keine Musik.

Aber nicht nur das: Es verschwinden auch die Wiedergabelisten, die mit Sternchen versehenen Songs, die gespeicherten Alben und Künstler. In Zeiten des Streamings hängt die musikalische Identität von uns Konsumenten am Benutzerkonto. Es ist das, was früher die Plattensammlung war – und die ist mehr als nur eine Auswahl von Titeln und Künstlern.

Wie wir unsere Musikschätze schützen

Die Musiksammlung ist Ausdruck unserer Persönlichkeit: Ob Beatles oder Rolling Stones, Prince oder Michael Jackson, Züri West oder Polo Hofer – wir sind, was wir hören. Und auch wenn wir unsere Entdeckungen nicht mehr in Plattenläden und auf Flohmärkten machen, sondern in einem gigantischen Online-Repertoire die versteckten Perlen ausgraben, so wollen wir uns diese Schätze auf keinen Fall wegnehmen lassen.

Das kann bei Streamingdiensten aber durchaus passieren: Einerseits haben schon diverse Streamingdienste dichtgemacht (Rdio, Grooveshark, Mog oder Beats Music, um nur einige zu nennen). Andererseits sind sie auch gegen technische Pannen nicht gefeit – und schliesslich sind auch Probleme beim Bezahlen nicht ausgeschlossen.

Was tun gegen die Abhängigkeit?

Es stellt sich somit die Frage: Wenn wir einem Streamingdienst einmal unser Vertrauen geschenkt haben – sind wir ihm dann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert? Oder gibt es Möglichkeiten, den Anbieter zu wechseln und seine gesammelten Daten mitzunehmen?

Die gute Nachricht ist: Es gibt diese Möglichkeit inzwischen. Im Video stellen wir zwei Apps vor, mit denen Sie zum Beispiel von Spotify nach Apple Music umziehen können – oder umgekehrt. Die Apps unterstützen auch Deezer, LastFM, Napster, Pandora, Tidal und Youtube Music, plus einige weitere.

Wir führen im Detail vor, wie mit diesen der Transfer von Wiedergabelisten, Alben und Songs funktioniert. Und wir zeigen, wie man die Probleme löst, die unweigerlich auftreten, weil sich die Repertoires der einzelnen Streamingdienste unterscheiden.

Die erste der beiden vorgestellten Apps ist Stamp. Sie gibt es für Android, iPhone und den Desktop. Sie ist kostenlos, doch für einen Transfer braucht man die Pro-Version, die für 8.90 Franken als In-App-Kauf erworben werden kann.

Von A nach B per App

Die zweite App heisst Song Shift. Sie ist deutlich leistungsfähiger, schneller und komfortabler, aber es gibt sie nur fürs iPhone. Sie ist kostenlos und führt auch in der Gratisvariante einfache Datenübernahmen durch. Für ernsthafte Nutzung braucht es aber die Pro-Funktionen, die für 5 Franken zu erwerben sind.

Als Dreingabe führen wir vor, auf welche Weise bei Spotify ein Export der Nutzerdaten möglich ist und wie sich diese Daten nach dem Download präsentieren. Sie sind leider nicht ohne weiteres direkt in einer Dritt-App nutzbar. Aber immerhin: Man findet in ihnen jeden einzelnen Song, den man in den letzten Monaten gestreamt hat. Und das erlaubt es, auch verschüttete Musikperlen wieder ans Tageslicht zu befördern. Eine Interpretationshilfe für die exportierten Daten finden Sie hier.

So sichern Sie Ihre Spotify-Daten.

Auch frühere Videos beschäftigen sich mit Musik, ob gestreamt oder nicht: Im Beitrag Mehr Pfupf für Spotify! gibt es Tipps und Tricks zum schwedischen Streaminganbieter. Und das Video Musikliebhaber haben Besseres verdient stellt Wiedergabe-Apps vor, die mehr können als die normale Musik-App.

Für dieses Video hat sich der Digitalredaktor das älteste Musik-T-Shirt aus seinem Fundus angezogen.
Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Montag, 9. März 2020

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Thema: Patentrezept
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