So befreien Sie sich und Ihre Daten

Wir zeigen, wie Sie die Vorteile der Cloud nutzen – aber ohne von den Internetkonzernen abhängig zu sein.

Matthias Schüssler

Auch 2019 gab es wieder genügend Gründe, der Cloud zu misstrauen. Schon im Januar hat uns Nutzern die «Collection #1» Sorgen bereitet: Bei einem gigantischen Datenleck sind Milliarden von Log-ins aus unterschiedlichen Quellen im Internet gelandet.

Das ganze Jahr ging es so weiter: Im April tauchten zum Beispiel 540 Millionen Datensätze auf, die offenbar von Partnerunternehmen von Facebook gesammelt und verloren worden waren. Im gleichen Monat kam heraus, dass Facebook selbst Passwörter von Millionen von Instagram-Nutzern im Klartext gespeichert hatte.

Im Oktober war zu lesen, dass Twitter offenbar persönliche Daten wie Telefonnummern und Mailadressen, die Nutzer zur Absicherung ihres Kontos hinterlegt hatten, für zielgerichtete Werbung benutzt hat. Und letzte Woche ist bekannt geworden, dass das US-Justizministerium Googles Übernahme von Fitbit prüft, weil Bedenken darüber bestehen, wie der Konzern die Gesundheitsdaten nutzen könnte.

Die Sache überdenken

Das sollte uns Nutzer dazu veranlassen, unsere Nutzung der Cloud zu überdenken – und die Abhängigkeit von den Konzernen zu reduzieren, wo das möglich und sinnvoll ist. Einen Weg dazu zeigen wir im Video auf: Eine eigene, private Cloud für Daten und Dokumente, Fotos, Adressen, Terminkalender, Notizen und Aufgaben – die sich bei Bedarf auch noch ausbauen lässt.

Die Software, die das möglich macht, heisst Nextcloud. Sie ist quelloffen und harmoniert mit Windows, Mac, iPhone und iPad und mit Android-Geräten.

Das Video basiert auf meinen Erfahrungen mit Nextcloud: Ich habe die Software in den letzten Monaten ausgiebig getestet und mich entschieden, sie als Ersatz für Dropbox zu verwenden. Für private Zwecke soll sie mir künftig auch Google Calendar und die Kontaktverwaltung von Gmail ersetzen. Schliesslich nutze ich sie zur Fotosicherung – künftig auch als Ersatz für Microsofts Onedrive, das ich momentan noch zu diesem Zweck verwende.

Wege zur eigenen Cloud

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine eigene Cloud zu betreiben. Die eine ist, die Software auf einem eigenen Gerät zu installieren, zum Beispiel auf dem Raspberry Pi. Alternativ gibt es auch Computer, bei denen sie vorinstalliert ist. Eine Übersicht findet sich hier. Die dritte Möglichkeit nennt sich Hosted Nextcloud: Bei der läuft die Software bei einem Webhoster. Wir zeigen diesen Weg im Video auf einem Webserver, der uns der Genfer Hosting-Anbieter Infomaniak zur Verfügung gestellt hat.

Fazit: Man ist den Internet-Grosskonzernen nicht hilflos ausgeliefert – es gibt Mittel und Wege, Herr seiner Daten zu bleiben. Allerdings erfordern die einen deutlichen Mehraufwand. Und es gibt auch Risiken: Denn mit der eigenen Cloud ist man selbst für die Sicherheit seiner Daten verantwortlich. Das bedeutet, dass man sie sorgfältig konfigurieren und wachsam betreuen muss – indem man sich um die Updates kümmert.

Auch frühere Videos beschäftigen sich mit der Cloud und mit Daten-Autonomie: Hier erklären wir, wie Sie Daten zwischen Ihren Geräten austauschen. Im Beitrag Wie Sie sich vor Hackern schützen geht es um den Datenschutz. Wie Sie die Mängel der iCloud beseitigen gibt Tipps zur Fehlerbehebung bei Apples Datenwolke. Und im Beitrag Der Komfort der Cloud – aber ohne Risiko finden Sie Alternativen zu Dropbox, Google Drive und Onedrive, die einfacher zu nutzen sind als Nextcloud.

Wege zu mehr Selbstbestimmung – mit oder ohne eigenem Server.
Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Montag, 16. Dezember 2019

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Thema: Patentrezept
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