Datenspuren beim Kreditkartengebrauch

Der Suchmaschinengigant Google ist in der Lage, Käufe in Geschäften mit Onlinewerbung in Verbindung zu bringen.

Datenschutz «Google hat die perfekte Methode gefunden, um auch die Käufe in den Läden bei der Onlinewerbung miteinzubeziehen», enthüllte «Bloomberg» letzte Woche. Googles Mutter Alphabet hat einen Deal mit dem Kreditkartenunternehmen Mastercard abgeschlossen, hat das Medium von Insidern erfahren. Aus dieser Kooperation ergäben sich für den Softwarekonzern «beispiellose Möglichkeiten zur Messung des Kaufverhaltens im Detailhandel», schreibt «Bloomberg». Google habe dafür Millionen bezahlt.

In einem Blogbeitrag erklärt Google, was das Ziel seines neuen «Store Sales Measurement»-Tools ist: Es soll den Detailhändlern aufzeigen, welchen Umsatz sie in den Geschäften dank Onlineanzeigen erzielen. Mittels maschinellen Lernens schafft es Google, die Kreditkarten-Transaktionen mit den Klicks auf Google-Werbeanzeigen in Verbindung zu bringen. Natürlich kommt es Google gelegen, diesen Effekt seiner Werbung herauszustreichen: Ein Kunde, der im Laden einkauft, sei dreimal so einträglich wie eine Onlinekonversion (d.h. ein Kauf im Netz), zitiert Google den Manager eines Reiseunternehmens. In dem Blogpost heisst es auch, Google könne dank «mehrerer Partnerschaften» 70 Prozent der Kreditund Debitkarten-Transaktionen in den USA auswerten.

Aus Nutzersicht ist das überraschend. Die meisten Leute erwarten, dass ihre Ausgaben in Geschäften nicht mit Onlineaktivitäten in Verbindung gebracht würden, erklärt die Vertreterin einer Initiative für mehr Privatsphäre im «Bloomberg»-Beitrag.

Schweizer nicht betroffen

Wie gläsern ist man als Kreditkartennutzer? Sowohl Mastercard als auch Google weisen in Stellungnahmen darauf hin, dass Nutzer nicht persönlich identifizierbar seien: «Es werden keine individuellen Transaktions- oder Personendaten zur Verfügung gestellt», heisst es in der Stellungnahme von Mastercard. Auch weist das Kreditkartenunternehmen darauf hin, dass Schweizer Kunden nicht betroffen seien, das von «Bloomberg» beschriebene Verfahren beziehe sich auf die USA. Google verweist auf Anfrage auf eine neue «doppelblinde Verschlüsselungstechnologie»: «Sie verhindert, dass sowohl Google als auch unsere Partner Daten sehen, mit denen Nutzer persönlich identifizierbar sind.»

Es dürfte sich somit um Korrelationen handeln, die akkurat sein mögen – oder auch nicht. So oder so lässt sich die Datenspur durch Verwendung von Bargeld verringern. Bei Mastercard kann man sich über das Formular «Datenanalyse-Abmeldung» austragen. Und bei Google kann man unter myaccount.google.com in den «Aktivitätseinstellungen» das Tracking der «Web- und App-Aktivitäten» deaktivieren.

Matthias Schüssler

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 5. September 2018

Rubrik und Tags:

Faksimile
180905 TA Seite 31.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Abmacher
Nr: 15116
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: FALSCH