Frühlingsputz im digitalen Gerätepark

Das Frühjahr ist die Zeit der gründlichen Putzaktionen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Keime vom Handy, Fingerabdrücke vom Bildschirm, Krümel aus der Tastatur, Staub aus dem PC und Software-Altlasten aus dem Betriebssystem bekommen.

Matthias Schüssler

Das Auto sollte einmal pro Jahr zur Inspektion. Beim Velo ist es sinnvoll, regelmässig die Kette zu putzen und die Bremsen nachzuziehen. Und beim Wäschetrockner kommt man nicht darum herum, regelmässig das Flusensieb auszuschütteln. Doch wie viel Wartung braucht eigentlich der digitale Gerätepark? Manche gestandenen Windows-Anwender rücken ihrem Computer mit allerlei Hilfsprogrammen auf die Pelle: Die entfernen Datenreste, entrümpeln das Systemverzeichnis, klopfen die Registry durch und räumen den Browser radikal auf – alles im Dienst von Zuverlässigkeit, Arbeitstempo und Stabilität. Andere Nutzer sparen sich diesen Aufwand und kaufen lieber etwas früher einen neuen Computer, wenn der alte lahmt.

Die gute Nachricht: Die Handy- und Tablet-Betriebssysteme versorgen sich quasi selbst – besondere Vorsorge ist nicht vonnöten. Wichtig ist die Datensicherung, zum Beispiel in der Cloud, sodass Fotos, Adressen und Terminkalender nicht verloren sind, wenn das Gerät abhandenkommen sollte. Und nicht verkehrt ist, die Apps auszumisten und alle zu löschen, die selten bis nie zum Einsatz kommen.

Weniger ist mehr

Und noch eine gute Nachricht: Windows 10 braucht weniger Zuwendung als seine Vorgänger. Die allermeisten Hilfsprogramme von Drittherstellern sind allenfalls für Profis und für besondere Zwecke nützlich – für den digitalen Frühjahrsputz braucht man sie nicht. Wirkungsvoll ist, die Selbststarter aufzuräumen, alte Programme auf den neuesten Stand zu bringen und auch hier zu löschen, was nicht benötigt wird. Im Video führen wir vor, wie das geht – siehe Link am Ende des Artikels. Positiv wirkt sich bei Windows nach wie vor Selbstbeschränkung aus: Installieren Sie so viele Programme wie nötig und so wenige wie möglich. Und: Apps aus dem Windows-Store sind pflegeleichter, da sie stärkeren Restriktionen unterworfen sind und weniger Schindluder betreiben dürfen.

Der Frühlingsputz kann nicht nur virtuell bei Software und Betriebssystem erfolgen, sondern auch die Hardware umfassen. Bei physischen Putzaktionen kommt man mit Hausmitteln über die Runden: Das Mikrofasertuch erhöht den Durchblick bei den Bildschirmen und entfernt Fingerabdrücke von den Gehäusen. Bei Putzmitteln braucht es Zurückhaltung, da die chemische Putzkeule die Gehäuseoberflächen angreift und beschädigt. Milde Spülmittel bekommen meist hartnäckigere Gebrauchsspuren weg. Wichtig ist, bei Bildschirmen und Fernsehern sanft ans Werk zu gehen, weil zu arges Schrubben zu sichtbaren Druckstellen führt.

Die Putzmethode mit Spülmittel und dem fuselfreien Tuch funktioniert auch bestens beim Handydisplay. Man bekommt es auch gut mit einem einzeln verpackten Brillenputztuch sauber und vor allem einigermassen keimfrei – denn wie die Medien in schöner Regelmässigkeit berichten, sammeln sich auf den Mobilgeräten eklige Dinge wie Keime, Durchfallerreger und Grippeviren.

Ab ins Wasser mit dem Handy

Und der Fortschritt kommt auch hygienebewussten Nutzern zugute: Immer mehr Handymodelle sind wasserdicht, sodass man sie unter den Wasserstrahl halten darf – allerdings erst dann, wenn man wirklich sicher ist, dass das eigene Geräte dies verträgt. Übrigens bedeutet wasserdicht nicht, dass man ein Gerät stundenlang in der Badewanne benutzen oder zum Tauchen mitnehmen sollte. Die Zertifizierung bedeutet aber, dass ein kurzes Untertauchen nichts beschädigt und man beim Putzen nicht mehr so viel Sorgfalt walten lassen muss.

Zweckdienlich ist es auch, die Rillen, Ritzen und Anschlüsse von Fuseln und Schmutzpartikeln zu befreien. Es kommt relativ häufig vor, dass Probleme beim Laden von Smartphones und Tablets durch Fremdkörper verursacht werden, die im Eingang des Ladekabels sitzen. Mit einem Zahnstocher bekommt man ihn sauber. Man kann es auch mit dem kleinen Instrument probieren, das viele Hersteller zum Entriegeln des SIM-Kartenfachs mitliefern. Es ist vernünftig, vorab das Telefon herunterzufahren und Putzaktionen bei Laptops, PC und der Peripherie in ausgeschaltetem bzw. ausgestecktem Zustand vorzunehmen.

Nicht nur Smartphones sind Magnete für Fingerabdrücke und Bakterien, sondern auch Mäuse und Tastaturen. In Letzteren sammeln sich obendrein jede Menge Fuseln, Staub und Haare – und bei Leuten, die sich gelegentlich am Computer verpflegen, auch Krümel und Getränketropfen. Diese werden sorgfältig herausgeklopft und -geschüttelt. Auch ein Handstaubsauger darf eingesetzt werden. Der grosse Staubsauger besser nicht, da er unter Umständen eine lockere Taste verschluckt.

Nachdem die Oberfläche abgewischt ist, werden die Fugen zwischen den Tasten mit feuchten Wattestäbchen gereinigt oder mit Druckluft ausgeblasen; passende Druckgasreiniger gibt es bei Büro- oder Computerzubehörhändlern. Apple empfiehlt Druckluft explizit auch bei klemmenden Tasten beim Macbook: Man soll das Gerät nicht ganz senkrecht, sondern in einem 75-Grad-Winkel halten. Dann wird die Tastatur in einem Zickzackmuster abgepustet und der Vorgang bei quergestelltem Gerät wiederholt.

Bei externen Tastaturen machen sich manche Leute die Mühe, die Tasten abzunehmen, um sie in Seifenwasser oder im Geschirrspüler zu reinigen. Machen Sie vorab aber ein Foto der Tastatur, damit sie die Kappen hinterher wieder richtig aufsetzen können. Und übrigens: Es gibt auch abwaschbare Tastaturen. Der Klassiker, das Washable Keyboard von Logitech, ist im Moment zwar nicht lieferbar. Aber es gibt No-Name-Alternativen, z. B. bei Arp.ch.

Der Staub muss raus

Bei Desktop-Rechnern ist nicht nur eine äusserliche Reinigung, sondern auch eine inwendige Entstaubungsaktion angebracht – allerdings erst, nachdem das Netzkabel gezogen worden ist! Moderne PC lassen sich leicht entriegeln und somit ohne Schraubenzieher öffnen. Allenfalls muss man eine Rädelschraube lösen. Es ist meist erstaunlich, wie viel Staub sich auf der Platine und den Lüftern ansammelt. Und der kann die Kühlung und damit die Leistung des Computers beeinträchtigen und in Extremfällen zu Abstürzen führen.

Auch in solchen Fällen helfen Druckluftsprays und Handstaubsauger. Selbstverständlich ist es wichtig, vorsichtig und mit genügend Abstand ans Werk zu gehen, um keine Beschädigung zu riskieren. Gegen hartnäckigen Staub und Ablagerungen gehen Sie mit einer (trockenen) Zahnbürste oder mit einem Malpinsel vor. Das Putzen fällt einfacher, wenn Sie die Steckkarten ausbauen und überprüfen, ob sich die Rotorblätter der Lüfter abnehmen lassen. Das sollten Sie aber nur tun, wenn Sie es sich zutrauen, den Ursprungszustand wiederherzustellen.

Video Wie Windows wieder schnell wird
fruehlingsputz.tagesanzeiger.ch

Hier hilft nur eine radikale Reinigung, damit das Arbeiten mit diesem Gerät wieder Spass macht. Foto:Désirée Good (13Photo)

Es ist erstaunlich, wie viel Staub sich im PC-Innern ansammelt, der Kühlung und Leistung beeinträchtigen kann.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 21. März 2018

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