Von moderat bis paranoid: Vier Methoden, sich online zu schützen

Wie man beim Surfen seine Privatsphäre wahrt und welches Mittel für wen geeignet ist.

Matthias Schüssler

Der Schutz der Privatsphäre im Netz ist vielen Leserinnen und Lesern ein Anliegen – das zeigen die häufigen Anfragen zu diesem Thema. Wie löscht man Cookies am effizientesten? Welcher Browser ist der sicherste? Was gibt es für Massnahmen gegen das ungute Gefühl, durch Facebook und Co. nonstop bespitzelt zu werden?

Die Antwort ist nicht so ganz trivial, denn das Patentrezept hängt in diesem Fall davon ab, wie gross die Abneigung gegen das Tracking ist – und wie viel Aufwand man dafür betreiben möchte. Das ist je nach Nutzer individuell. Daher liefert das Video vier Eskalationsstufen: Von der moderaten Anpassung der Browsereinstellungen über das zunehmend radikale Blockieren aller Inhalte, die dazu geeignet sein könnten, Dritten Informationen über das persönliche Surfverhalten zu vermitteln.

Jede Stufe wird im Detail vorgeführt und bewertet: Was sind die Vor- und Nachteile? Unter welchen Umständen ist sie empfehlenswert, und mit wie viel Problemen ist zu rechnen? Hier eine kurze Zusammenfassung der vier Stufen:

Die erste Stufe: Die sichere Browserkonfiguration

Die einfachste Massnahme umfasst die Optimierung der Datenschutzeinstellungen des Browsers. Sie ist schnell erledigt und birgt nur ein geringes Risiko auf unerwünschte Nebenwirkungen. Das Video erklärt, wie man Firefox in den Einstellungen bei «Datenschutz und Sicherheit» bezüglich Cookies und «Aktivitätenverfolgung» am besten konfiguriert.

Firefox ist, was die Privatsphäre angeht, generell eine gute Wahl. Es gibt aber auch für die anderen Browser (Chrome, Safari und den Internet Explorer) vergleichbare Empfehlungen. Bei Microsoft Edge finden Sie die Einstellungen übrigens über den Menüknopf mit den drei Punkten und «Einstellungen»: Klicken Sie auf «Erweiterte Einstellungen anzeigen». Unter «Datenschutz und Dienste» aktivieren Sie «‹Do not Track›-Anforderungen senden». Und bei «Cookies» ist «Nur Cookies von Drittanbietern blockieren» eine gute Wahl.

Und ein Extratipp: Anstelle die Konfiguration anzupassen, können Sie auch einen speziell auf Datenschutz optimierten Browser verwenden, zum Beispiel Brave (hier vorgestellt) oder für Android-Telefone und iPhones/iPads die Firefox-Variante Firefox Klar (hier im Detail besprochen).

Die zweite Stufe: Gezielt blockieren

Die Erweiterung Ghostery ist für Firefox, Chrome, Safari, Microsoft Edge, den Internet Explorer und Opera erhältlich. Diese Erweiterung zeigt auf, welche Drittmodule eine Website verwendet und welchem Zweck sie dienen. Es ist möglich, spezifische Tracker auf einer Website oder global zu blockieren. Sie können so zum Beispiel den Facebook-Connect-Knopf lahmlegen. Er dient dazu, Beiträge einfach beim sozialen Netzwerk zu posten, aber er hilft dem sozialen Netzwerk auch, die Wege der Nutzer durchs Web zu verfolgen. Wenn Sie Facebook nicht nutzen oder Beiträge ohne den Knopf posten wollen, dann ist es eine gute Entscheidung, diese Komponente generell zu deaktivieren.

Ghostery blockiert die störenden Tracker und lässt alle anderen Dinge unangetastet.

Mit Ghostery haben Sie auch die Möglichkeit, häufig genutzte Websites ohne Blockierung anzuzeigen und insbesondere auch die Werbung unangetastet zu lassen – die Betreiber, die auf die Werbeeinnahmen angewiesen sind, werden es Ihnen danken.

Details zu Ghostery finden sich auch hier.

Die dritte Stufe: Alles blockieren und nur Gewünschtes freischalten

Noscript geht einen Schritt weiter: Diese Erweiterung (verfügbar für alle gängigen Browser) blockiert den ausführbaren Code auf Websites. Das legt jegliche Tracker lahm, hat aber bei vielen Websites unerwünschte Nebenwirkungen: So kann es dazu kommen, dass die Inhalte nicht mehr korrekt dargestellt werden oder überhaupt nicht mehr erscheinen. Auch bei den Funktionen gibt es teils massive Einbussen: Videos fehlen, es können keine Kommentare mehr gepostet werden, und Logins funktionieren nicht mehr.

Noscript blockiert erst einmal alle aktiven Inhalte und lässt einen vertrauenswürdige Elemente freischalten.

Sie können bei Noscript Module, die unverzichtbare Funktionen bereitstellen, als «vertrauenswürdig» einstufen und so wieder freischalten. Das ist aber mit einem recht hohen Aufwand verbunden und erfordert auch einiges an technischem Hintergrundwissen. Unsere Empfehlung daher: Die Erweiterung lohnt sich nur für versierte Anwender, denen der Schutz der Privatsphäre ein sehr hohes Anliegen ist.

Die vierte Stufe: Tarnen und Haken schlagen

Bei dieser radikalsten Massnahme wird zusätzlich zum restriktiv konfigurierten Browser eine Software eingesetzt, die den Standort verschleiert und somit eine Lokalisierung und Identifizierung weiter erschwert. Beide Massnahmen haben wir in einem früheren Video besprochen: Einerseits das VPN im Beitrag Wie Sie trotz Geosperren jedes Video sehen, andererseits die Anonymisierungssoftware Tor unter Anonymisierung im Netz – und was sie Ihnen nützt.

Über die VPN-Verbindung ist man nicht mehr geografisch zu orten.

Beide Lösungen haben ihre Berechtigung für besondere Zwecke, namentlich die Umgehung von Zensur und Websperren, das Streaming von Inhalten, die einem aufgrund des Aufenthaltsorts vorenthalten werden, oder für besonders sensible Webrecherchen.

Die dauerhafte Nutzung birgt gewisse Risiken und ist nicht komfortabel. Wir empfehlen sie daher nicht bzw. nur dann, wenn sich ein Internetnutzer offen zu seiner Datenschutzparanoia bekennen mag. (Tages-Anzeiger)

Wie man es anstellt, um beim Surfen nicht so leicht erkannt zu werden. Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Sonntag, 11. Februar 2018

Rubrik und Tags:

Metadaten
Thema: Patentrezept
Nr: 14756
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: FALSCH