Verhagelter Start für High Sierra

Das seit Montag erhältliche neue Mac-Betriebssystem hat Sicherheitsund Kompatibilitätsprobleme.

Matthias Schüssler

«Meister, ich bin fertig mit der Arbeit. Soll ich sie gleich reparieren?» Dieser alte Handwerkerwitz lässt sich leicht auf die Softwarewelt übertragen. Vorgestern hat Apple High Sierra zum kostenlosen Download freigegeben. Das ist das neueste Betriebssystem für Macs mit der Versionsnummer 10.13.

Doch just zum Start ist eine Sicherheitslücke bekannt geworden, die auch schon ein Update notwendig macht. Patrick Wardle, der früher für die NSA gearbeitet hat und für ein Sicherheitsunternehmen forscht, ist auf eine Möglichkeit gestossen, mit der sich Passwörter stehlen lassen. Ein Programm demonstriert, wie der Zugriff auf den Passwortspeicher von Mac OS, den «Schlüsselbund», stattfindet, ohne dass der Angreifer das Master-Passwort kennen muss.

Gegenüber Zdnet.com sagte Apple, bei einem sicher konfigurierten Mac würde ein diebisches Programm durch die Gatekeeper-Funktion gestoppt. Diese blockiert standardmässig Softwareprodukte, die nicht aus dem App-Store stammen respektive nicht signiert sind. Wardle weist aber darauf hin, dass der Schadcode in einer legitimen App versteckt werden könnte. Das ist nicht unrealistisch: Im Sommer 2016 war das beliebte Programm Transmission von Hackern zum Stehlen von Passwörtern verwendet worden. Das kompromittierte Update war als normales Update ausgeliefert worden.

Sicherheitsbewusste Anwender sollten daher mit dem Update zuwarten, bis die Lücke gestopft ist. Auch die Nutzer bestimmter Programme tun gut daran, nicht gleich auf High Sierra umzusteigen. Adobe weist auf ein Problem mit dem Zeichenprogramm Illustrator hin, und Wacom erklärt, dass die Treiber für die Grafiktablets nicht systemkompatibel seien. Schliesslich könnten Audioprogramme von Steinberg den Dienst verweigern, warnt der Hersteller.

Wären nicht diese Startschwierigkeiten, könnte man High Sierra als gelungenes Update bezeichnen. Es gibt viele Verfeinerungen, die den Mac-Alltag erleichtern:

    • Safari. Der Browser merkt sich Einstellungen für jede Website separat. Sie legen den Zoomfaktor fest und entscheiden, ob der Reader-Modus fürs einfachere Lesen und die Inhaltsblockierung Verwendung finden und die automatische Wiedergabe von Videos verhindert wird. Es gibt in Safari neu auch die Intelligent Tracking Prevention (ITP): Die erkennt mittels maschinellem Lernen, wenn man als Surfer über mehrere Sites hinweg von Datensammlern verfolgt wird.
    • Fotos. Die Bilder-App synchronisiert nun die Daten zur Gesichtserkennung mit dem iPhone. Sie hält neue, leistungsfähige Bildbearbeitungswerkzeuge bereit, zum Beispiel die Gradationskurve. Die erlaubt eine differenzierte Anpassung von Belichtung und Farbe.

Bei Livefotos ändert die App bei Bedarf das Schlüsselbild. Wenn man bei einem Schnappschuss den besten Moment vermeintlich verpasst hat, kann man das nachträglich korrigieren. Auch die beim iPhone und iPad mit iOS 11 eingeführten Effekte für Livefotos stehen in der App jetzt zur Verfügung.

    • iCloud. Dateien, die in Apples Onlineablage iCloud Drive gespeichert sind, können direkt aus dem Finder freigegeben werden. Es ist möglich, die zugangsberechtigten Personen einzeln zu bestimmen oder Dokumente für alle öffentlich zu machen, wahlweise nur zum Lesen oder auch für Änderungen.

Der Vorteil gegenüber Mailanhängen liegt auf der Hand: Die Freigabe eignet sich auch für sehr grosse Dateien. Und Sie können eine Freigabe auch wieder rückgängig machen und anderen Nutzern den Zugriff entziehen.

High Sierra Alle neuen Funktionen im Video highsierra.tagesanzeiger.ch

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 27. September 2017

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