Apps soll man jetzt abonnieren

Immer mehr Apps arbeiten mit einem Abomodell. Das verspricht mehr Einnahmen, kann sich aber auch rächen.

Matthias Schüssler

Letzte Woche hat die beliebte Textverarbeitungs-App Ulysses auf ein Abomodell umgestellt und harsche Kritik geerntet. Die Bestandeskunden würden übers Ohr gehauen, empörte sich der Autor von Gizmodo.com: Die treuen Kunden müssten noch einmal für eine App bezahlen, die sie bereits erworben hätten.

In der Tat bringt das Abomodell bei Ulysses eine kräftige Preiserhöhung. Die App fürs iPad und iPhone kostete bislang 25 Franken. Jetzt bezahlt man 7 Franken pro Monat oder 49 Franken im Jahr. Für Käufer der alten Version gibt es zwar einen Rabatt, und mit seinem Abo kann man auch die Mac-Version benützen.

Teurer wurde auch Flightradar24. Diese App trackt den Flugverkehr und hat seinerzeit 3 Franken gekostet. Das Silber-Abo kostet jetzt 10.50 Franken im Jahr, das Gold-Abo sogar 35 Franken.

Seit gut einem Jahr ermöglicht es Apple den Software-Entwicklern, ihre Apps im Abonnement anzubieten. Abos verlängern sich (normalerweise) automatisch und können abgestuft sein, je nachdem, wie viele Funktionen ein Anwender in Anspruch nehmen möchte.

Viele App-Hersteller haben die Neuerung damals begrüsst. Sie versprachen sich ein berechenbareres Einkommen. Denn während bei Kauf-Apps die Einnahmen zusammenbrechen, wenn keine neuen Käufer dazukommen, erzeugen die monatlich fälligen Abos regelmässige Einkünfte.

Ausserdem zeigte damals eine Studie, dass abonnierte Apps dem Entwickler zweibis dreimal mehr Geld in die Kasse spülen als Apps, die sich über Werbung oder einen Kaufpreis finanzieren. Auch gegenüber den lukrativen In-App-Käufen sei das Abo um 50 Prozent einträglicher, besagte die Studie. Und schliesslich signalisiere das Abomodell Zuverlässigkeit, meinten die Experten. Da der Hersteller das Interesse hat, die Nutzer langfristig zu binden, muss er deren Wünsche ernst nehmen und sein Produkt kontinuierlich verbessern.

Bei manchen Apps bewährt sich das Abo. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Lumosity-App, die Gedächtnistrainings anbietet. Alles in allem haben aber nur wenige Apps die Strahlkraft, um eine wiederkehrende Ausgabe zu rechtfertigen. Für die anderen dürfte das neue Preismodell zum Bumerang werden.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 16. August 2017

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