Für Sportler ist diese Smartwatch nicht verkehrt

Die GPS-Uhr Garmin Fenix 5S zeigt sich robust und informativ fürs ernsthafte Training – doch das hat seinen Preis.

Matthias Schüssler

An den Smartwatches scheiden sich die Geister: Für manche schliessen sie eine Lücke, die deswegen entsteht, weil das Smartphone nicht immer in Reichweite ist. Doch für die meisten Leute schafft der kleine Computer am Handgelenk keinen Mehrwert. Und ohne ein klares Verkaufsargument schaffte es die Geräteklasse der Wearables bislang nicht, den unglaublichen Erfolg des Smartphones zu wiederholen.

Doch es gibt Hersteller, die für ihre Geräte ein Alleinstellungsmerkmal aufgespürt haben. Garmin zum Beispiel mit den GPS-Uhren: Diese wollen kein universelles Kommunikationshilfsmittel oder futuristisches Accessoire sein und von jedermann getragen werden. Sie richten sich an engagierte Sportler, die ihre Trainingseinheiten und Wettkämpfe umfangreich dokumentieren wollen und für die Begriffe wie VO2max (maximale Sauerstoffaufnahme des Blutes) oder Functional Threshold Power (Maximalleistung über 1 Stunde) keine Fremdworte sind. Das macht diese Produktekategorie zwar zu einem Nischenprodukt – andererseits sind die Käufer auch gewillt, mehr zu bezahlen als für eine universelle Smartwatch.

Nicht ganz so klobig

GPS-Uhren sind allerdings auch optisch nicht jedermanns Sache: Oft gross und klobig und nichts für schmale Handgelenke. Das gilt auch für die Fenix-Uhren von Garmin, die vielen zu dominant und zu martialisch wirken. In dieser Modellreihe gibt es nun aber auch die Fenix 5S, die mit 42 Millimetern Durchmesser auch an zierlichen Armen – egal ob von einer Frau oder einem Mann – nicht deplatziert aussieht. Sie ist ab 659 Franken erhältlich (offizieller Preis). Es gibt die Uhr auch mit kratzfestem Saphirglas und WLAN (769 Franken). Für weitere Funktionen wie vorinstallierte Karten für die Navigation und Herzfrequenz-Brustgurt sind die grösseren Modelle mit 47 oder 51 Millimetern Durchmesser nötig.

Die Fenix 5S beherrscht zwar auch die gängigen Smartwatch-Funktionen wie Musiksteuerung am Smartphone, Benachrichtigungen über neue Mails und Whatsapp-Nachrichten und auswechselbare digitale Zifferblätter mit unterschiedlichem Informationsgehalt. Doch die sind als Supplement zu betrachten. Ihren Preis rechtfertigt sie mit drei Funktionen:

Auf dem Land und zu Wasser

Erstens den ausgezeichneten Trackingfunktionen von diversen Sportarten inklusive Skifahren, Velofahren, Langlauf und Golf. Da die Uhr bis zu 10 Bar (ungefähr 100 Meter) wasserdicht ist, kann man sie zum Schwimmen, Schnorcheln und Rudern verwenden. Die Uhr verwendet fürs Aufzeichnen der Aktivitäten nicht nur GPS, sondern auch das russische Glonass-Ortungssystem, einen barometrischen Höhenmesser, Kompass, Gyroskop, Beschleunigungsmesser und Thermometer.

Zweitens mit der konstanten und vergleichsweise präzisen Herzfrequenzmessung direkt am Handgelenk, die bei Bedarf mit weiteren Sensoren ergänzt werden kann. Drittens mit den umfangreichen Auswertungsmöglichkeiten auf dem Display der Uhr, in der Garmin-App und über die Plattform Garmin Connect.

Damit man davon profitiert, muss man sich oft genug sportlich betätigen, damit ausreichend Daten anfallen. Andererseits sollte man genügend mit der Materie vertraut sein oder bereit sein, sich einzulesen, um mit Dingen wie dem aeroben und anaeroben Trainingseffekt, der Laktatschwelle und der Trainingsbelastung etwas anfangen zu können. Und auch die Uhr ist weniger selbsterklärend als die typische Universal-Smartwatch.

Knöpfe statt Touchscreen

Die Fenix 5S hat zur Entlastung der Batterie kein Touch-Display, sondern wird über fünf Knöpfe gesteuert. Die Anordnung der Tasten ist erst einmal ungewohnt, erschliesst sich aber mit etwas Übung: Die obere Taste rechts startet und stoppt die Aktivitätsaufzeichnung. Die Taste darunter ist der «Zurück»-Knopf. Die mittlere Taste links öffnet mit kurzem Druck die Widgets, mit langem Druck das Menü. Mit den beiden unteren Tasten links werden Widgets und Menü durchgeblättert. Die Menüs ihrerseits sind verzweigt und so vielfältig, dass man Zeit benötigt, um sich zurechtzufinden. Auch die Garmin-App mit ihren unzähligen Ansichten ist auf den ersten Blick eher erschlagend denn erhellend. Erst wenn man all die Schnellansichten ausblendet, die man nicht benötigt, und sich mit den Darstellungsformen vertraut gemacht hat, gewinnen die Daten an Nützlichkeit.

Fazit: Diese smarte Uhr hat im Sportbereich ihre Nische gefunden. Die solide Verarbeitung und die ordentliche Batterielaufzeit (maximal 9 Tage ohne Aktivitätstracking, bis 14 Stunden mit GPS) macht sie zu einem schönen Sportgadget, das obendrein mit einer Vielfalt an Zubehör aufwartet: Man kann nicht nur die Armbänder leicht gegen farbige Varianten austauschen und das Zifferblatt personalisieren.

Es ist auch möglich, Garmins Actionkamera über die Uhr zu bedienen oder Messwerte der Uhr im Video einzublenden. Wer Interesse an einer «normalen» Smartwatch hat, wird die Touchbedienung und die geringe Auflösung des Displays vermissen. Da Garmin nicht auf Android Wear setzt, sondern das Betriebssystem selbst entwickelt, sind die Erweiterungsmöglichkeiten mit Apps eingeschränkt – auch wenn es Apps gibt, die mit der Uhr zusammenarbeiten.


Quelle: Newsnetz, Dienstag, 13. Juni 2017

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