Apples Video-Wunder-App – und die Alternativen

«Alle lieben deine Videos», verspricht Apple den Nutzern der neuen Clips-App. Das ist etwas hochgegriffen – deshalb stellen wir auch Alternativen vor.

Von Matthias Schüssler

Den Moment einfangen und ihn mit Effekten, Grafik- und Textelementen anreichern – das ist das erklärte Ziel der Clips-App. Apple hat sie vor kurzem lanciert, um auch Leuten die Produktion kurzer Videos schmackhaft zu machen, die vor der Komplexität der herkömmlichen Schnitt-Apps zurückschrecken.

Clips (kostenlos, fürs iPhone) funktioniert denn fast genauso einfach wie die Kamera-App für Fotos: Aufgezeichnet wird, so lange man den roten Knopf drückt. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind absichtlich einfach gehalten, sodass man seine Botschaft ohne viel nachträgliche Arbeit seinen Freunden via Facebook oder Whatsapp zukommen lassen kann. Dass die Clips-App vornehmlich für die Verwendung in sozialen Netzen gedacht ist, lässt sich auch an zwei weiteren Dingen erkennen: Die Clips werden quadratisch aufgezeichnet. Das erinnert an Instagram und ist optimal für Facebook und Twitter. Und standardmässig wird die Selfie-Kamera aktiviert, damit man direkt in sein iPhone sprechen kann.

Automatische Untertitel

Da viele Empfänger der Botschaft sie ohne Ton anschauen werden, fügt Clips auf Wunsch Untertitel hinzu. Diese werden mittels Texterkennung automatisch erstellt und sind in unserem Test absolut fehlerfrei ausgefallen. Nebst den Untertiteln stehen auch einige Bildeffekte zur Auswahl, die an die Prisma-App erinnern, die letztes Jahr wegen ihres Einsatzes von künstlicher Intelligenz für Furore gesorgt hat. Und man kann Texte, grafische Elemente und Emoji ins Bild einfügen.

Wer nicht bloss Selfie-Clips produzieren will, findet in iMovie ein simples Werkzeug für die Nachbereitung.

Clips hat interessante Ansätze, eignet sich aber nur für einen eingeschränkten Nutzerkreis: Nämlich diejenigen Leute, die gerne in die Kamera ihres Handys sprechen und sich in den Social-Media-Kreisen tummeln, die sich solche Botschaften auch ansehen möchten.

Für etwas weniger egozentrische Videoclips eignen sich die folgenden Apps.

iMovie von Apple (kostenlos fürs iPhone und iPad): Diese App erledigt die Grundaufgaben einfach und unkompliziert: Man kombiniert eine Handvoll Videoaufnahmen oder Fotos zu einem kurzen Clip. Die einzelnen Aufnahmen können einfach beschnitten oder in Segmente aufgeteilt werden. Und man fügt Übergänge zwischen den Szenen, Textelemente und Musik hinzu.

Splice (kostenlos fürs iPhone) stammt vom Action-Kamera-Hersteller Go Pro und überzeugt durch die Benutzerführung, die einen Schritt für Schritt durch die Clip-Produktion führt. Es gibt Videoeffekte, Überblendungen und Musikclips, mit denen man seine Aufnahmen unterlegt. Und die App macht es sehr einfach, Sprachkommentare (Voice Overs) zu den Aufnahmen hinzuzufügen.

Der komplett in iMovie erstellte Clip.

Adobe Premiere Clips (kostenlos für iPhone und Android): Die App funktioniert ähnlich wie iMovie, doch mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen. Insbesondere ist es einfach, die Belichtung und Farbe von Clips zu korrigieren. Und Abonnenten von Adobes Desktop-Videoschnittprogramm Premiere können ihre am Handy vorgefertigten Projekte am Computer zu Ende bringen. Die App lässt sich auch ganz gratis nutzen, allerdings mit dem Nachteil, dass am Ende des Clips eine Werbetafel für die App eingefügt wird. (Hier eine ausführliche Besprechung.)

Pinnacle Studio (3 oder 13 Franken fürs iPhone oder iPad) ist manchen Anwendern als günstige und dennoch leistungsfähige Schnittsoftware für Windows bekannt. Auch die Apps für Apple-Mobilgeräte haben einen satten Funktionsumfang: Projekte können mehrere Tonspuren haben, und es gibt in der grossen Effektbibliothek auch Bild-im-Bild-Effekte.

Pinnacle Studio ist nicht so kompliziert in der Benutzung, wie es auf den ersten Blick scheint.

Für Android-Nutzer werden wir das Thema bei einer späteren Gelegenheit aufgreifen.

Obs dem Sujet wirklich nützt? Apple wandelt mit den Effekten auf den Spuren von Instagram.Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Sonntag, 30. April 2017

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Thema: Patentrezept
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