Apple Pay für alle – mit einer virtuellen Prepaid-Karte

Der Zahlungsdienst von Apple kooperiert bislang nur mit wenigen Kreditkarten. Doch jetzt gibt es einen interessanten Umweg.

Matthias Schüssler

Als Apple Pay im Juli 2016 in der Schweiz startete, war bei vielen die Enttäuschung gross. Der Dienst kooperiert nur mit wenigen Kreditkarten (Bonus Card, Cornèrcard, Swiss Bankers, Swisscard). Die Inhaber anderer Karten bleiben aussen vor.

Doch seit gestern gibt es einen Umweg. Er stammt vom deutschen Zahlungsabwickler Wirecard und funktioniert auf einer virtuellen Karte. Diese Karte wiederum arbeitet mit Apple Pay zusammen und kann über die gängigen Debit- oder Kreditkarten mit einem Guthaben versehen werden.

In der Praxis funktioniert das so: Man lädt sich die Boon-App aus dem App Store herunter und registriert sich mit Angabe der Telefonnummer, Name, Adresse und E-Mail und über einen per SMS zugestellten Sicherheitscode. In einem nächsten Schritt hinterlegt man sein angestammtes Zahlungsmittel und deponiert ein Guthaben auf seiner virtuellen Karte. Fürs Aufladen muss man das Passwort der Kreditkarte parat haben oder die Transaktion über die App seines Kartenherausgebers bestätigen. Das Aufladen ist nicht gratis: Wirecard verrechnet eine Gebühr von 1 Prozent, aber mindestens einen Franken. Die so erstellte virtuelle Karte taucht nun in der Wallet-App des iPhones auf. Jetzt funktioniert das Zahlen so einfach, wie es Apple beim Start des Dienstes Ende 2014 versprochen hatte: Man hält sein iPhone an das Zahlungsterminal und hält den Finger auf die Home-Taste, wo der Touch-ID-Sensor den Fingerabdruck überprüft. Auch das Zahlen mit der Apple Watch ist möglich.

In einem Test hat sich eine von der Zürcher Kantonalbank ausgestellte Mastercard in der Boon-App ohne Schwierigkeiten erfassen lassen. Auch das Zahlen des Mittagessens via Apple Pay in der Kantine verlief reibungslos.

Zwei mögliche Gründe

Allerdings ist der Aufwand wegen des Umwegs über die virtuelle Prepaid-Karte relativ gross: Bei jedem Aufladen muss man die Belastung der Kreditkarte abnicken, und Zahlungen kommen nur durch, wenn das hinterlegte Guthaben für die Zahlung ausreicht. Es gibt in der Boon-App zwar die Möglichkeit, eine automatische Aufladung einzurichten. Diese Funktion füllt das Guthaben bis zum vorgegebenen Betrag auf, wenn ein bestimmter Wert unterschritten wird.

Es gibt somit nur wenige Gründe, diesen Weg zu gehen. Den Komfort des kontaktlosen Bezahlens kann man auch einfacher haben. Viele EC- oder Kreditkarten sind heute mit dem entsprechenden Chip ausgerüstet, sodass man sie für den Abbuchungsvorgang nur ans Terminal zu halten braucht. Bis zu einem Betrag von 40 Franken wird die PIN-Nummer nicht abgefragt, und es gibt keinen Beleg zu unterschreiben.

Ein Grund für die Nutzung der Boon-App könnte die erhöhte Sicherheit sein. Bei Apple Pay werden keine Kreditkartennummern oder persönliche Informationen übertragen. Wenn man sich entschliesst, Wirecard zu vertrauen, darf man die Zahlungsmethode auch in dubiosen Geschäften oder – mit der Online-Bezahlmöglichkeit in Safari – auch in Webstores nutzen, wo man seine Kreditkarteninformationen lieber nicht preisgeben möchte.

Ein zweiter möglicher Grund besteht für jene Leute, die ihre Kreditkarte am liebsten überhaupt nicht nutzen. Mit dem (in der App auswählbaren) Boon-Level «Plus» lässt sich das Guthaben auch per Kontoüberweisung aufladen.

Und schliesslich kann man in den Ferien das Portemonnaie im Hotelsafe lassen und seinen Drink am Pool mit der wasserdichten Apple Watch bezahlen – falls die Bar entsprechend gerüstet ist.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 8. Februar 2017

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