Das taugt die neuste App der SBB

Von Matthias Schüssler

Die neue App «Reiseplaner» macht auf den ersten Blick das Gleiche wie die alte. Beim zweiten Hinsehen entdeckt man die wichtigen Unterschiede.

Schon wieder eine neue App der SBB. Nach dem grossen Update für SBB Mobile, das unter anderem eine neue Wischmethode zur Streckenwahl und einen schnelleren Billettkauf brachte, lancieren die Bundesbahnen dieser Tage in einer Preview-Version den Reiseplaner (für Android und iPhones).

Die neue App tut auf den ersten Blick das Gleiche wie die alte: Sie sucht Verbindungen heraus und verkauft Tickets. Beim zweiten Hinsehen erkennt man den universelleren Ansatz: Der Reiseplaner plant die Trips nicht von Bahnhof zu Bahnhof, sondern von Tür zu Tür. Er kennt sich mit individuellen Verkehrsmitteln aus und berücksichtigt bei seinen Empfehlungen das Privatauto, Carsharing, Mietvelos Fusswege und sogar die strammen Wanderwaden. Bei den Routenvorschlägen erhält man diverse Varianten, die man bezüglich Preis, Reisedauer und Verkehrsmittel gegeneinander abwägen kann.

13 Varianten von A nach B

Beispiel: Ein Trip von der Zürcher Werdstrasse nach Luzern an die Obergütschstrasse mit dem eigenen Auto dauert etwa 43 Minuten und kostet 38.70 Franken. Fährt man mit dem eigenen Velo zum nächsten Mobility-Standort und nimmt sich dort ein Carsharing-Auto, dann dauert das 9 Minuten länger und kostet ungefähr 72 Franken. Mit dem eigenen Fahrzeug zum Bahnhof ergibt Kosten für Park and Rail, Zugbillett und Bus: Macht 42.50 und dauert 1:14. Und selbst die Varianten «den ganzen Weg zu Fuss» (gratis, 9:40 Stunden) und «den ganzen Weg mit dem Velo» (gratis, 2:38 Stunden) rechnet die App aus – insgesamt 13 Varianten.

Diese Auswahl grenzt man durch die Symbole im oberen Bereich der Verbindungsauswahl ein: Man kann sie auf die Varianten mit Zug, Auto und Carsharing, Velo und Bahn, Velo und Auto eingrenzen und so Verkehrsmittel ausschliessen, die man nicht zu benutzen gedenkt. In seinen Suchprofilen gibt man an, welche Kombinationen von Verkehrsmitteln man nutzt und welche Abos man zur Verfügung hat. Es ist möglich, mehrere Suchprofile anzulegen. Naheliegend sind separate Profile für Ausflüge mit der Familie mit Velo und Bahn und solche für den Job, bei denen man eher aufs Carsharing und Erstklass-Zugverbindungen setzt.

«Tür-zu-Tür-Mobilität»

Einzelne Reisevarianten lassen sich auf einer Karte visualisieren und abspeichern. Die App zeigt in der Umgebungskarte Bahnhöfe, Tram- und Bushaltestellen, Bike- und Carsharing-Stationen und Park and Rail an. In den Einstellungen lassen sich auch Parkhäuser und touristische Standorte wie Hotels, Gastronomie, Kulturtempel und Sehenswürdigkeiten einblenden.

Bereits im app store: sbb reiseplaner testversion – Tür-zu-Tür Mobilität by #sbbpic.twitter.com/SdFL0ChQPf

— Andreas Meyer (@AndreasMeyer)

12. Dezember 2016

SBB-Chef Andreas Meyer hat die neue App per Twitter vorgestellt.

Viele Faktoren spielen mit

Fazit: Eine spannende App mit einem ambitionierten Ziel. Denn bei den vielen Möglichkeiten des individuellen und öffentlichen Verkehrs gibt es unüberschaubar viele Varianten, von A nach B zu gelangen. Diese preislich und vom Zeitaufwand her zu überblicken, ist knifflig. Und wie die App vor Augen führt, gibt es auch Reisevarianten, an die man selbst vielleicht gar nicht gedacht hätte. Wie gut die errechneten Reisepläne sich im Alltag bewähren, wird sich zeigen müssen. Im Vergleich zu einer klassischen Fahrplanauskunft gibt es viel mehr Unwägbarkeiten: Das Verkehrsaufkommen auf der Strasse, die Verfügbarkeit von Mietautos, -velos und freien Parkplätzen bei Park and Rail und nicht zuletzt die persönliche Fitness, die darüber entscheidet, ob man auch in der vorberechneten Zeit am Bahnhof, Parkhaus oder der Velomietstation ist.

Und natürlich werden Kritiker einwenden, dass bei einer so effizienten Reiseplanung die Gefahr besteht, dass einem die Freude am Reisen abhandenkommt, die nicht zuletzt von ziellosem Flanieren und spontanen Kaffeepausen herrührt. Aber die Reisepläne der neuen SBB-App sind ja nur Vorschläge – daran halten muss man sich nicht.

Quelle: Newsnetz, Montag, 12. Dezember 2016

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