Auf die Action kommt es an – nicht auf die Auflösung

Matthias Schüssler

Der Test des Sony-Spitzenmodells zeigt: 4K ist bei Actionkameras ein bislang überflüssiger Luxus. Der Zeitlupenmodus hingegen gefällt.

Sechs Actionkameras hat Sony inzwischen im Programm. Die X1000V ist das High-End-Modell. Als einzige Kamera unterstützt sie Aufnahmen in der ultrahochauflösenden Qualität von 4K. Das sind 3840 auf 2160 Pixel, gut 8 Megapixel oder viermal so viel wie bei den anderen Modellen, die alle in Full HD filmen.

Diese Auflösung ist beeindruckend. Aber beim Aufnehmen erweist sie sich als unhandlich und mit diversen «Nebenwirkungen» behaftet: 4K erzeugt sehr grosse Dateien, die die Speicherkarte schnell füllen und auch bezüglich Geschwindigkeit hohe Anforderungen haben. Da sehr viele Daten anfallen, muss die Karte den «Ultra High Speed»-Standard (UHS-I bzw. U3) unterstützen – die im Test ursprünglich verwendete Sandisk-Ultra-Karte hat die Sony X1000V nicht akzeptiert, noch nicht einmal für Aufnahmen in einem weniger anspruchsvollen Modus. Die geeigneten Karten sind ungefähr doppelt so teuer wie die normalen Karten für HD-Ready oder Full-HD. (Die Extreme Pro 64 GB von Sandisk beispielsweise kostet rund 70 Franken, während die für «normales» HD ausreichende Class-10-Ultra 64 GB vom gleichen Hersteller für 37 Franken erhältlich ist.)

Zeitlupe bringt mehr als 4K

Nicht nur das: Auch zur Verarbeitung der 4K-Aufnahmen in der Schnittsoftware ist ein leistungsstarker Computer erforderlich, und zu guter Letzt braucht man einen passenden Monitor, um die Filme überhaupt in der ganzen Schönheit betrachten zu können. Daher gilt für die meisten Actionamateure die Faustregel, dass Full HD in aller Regel ausreicht. Der einzige Vorteil von 4K-Aufnahmen wäre bis dato, dass man in der Schnittsoftware ohne Schärfeverlust Ausschnitte vergrössern kann. Der wichtigste Grund, der X1000V gegenüber den günstigeren Modellen den Vorzug zu geben, liegt daher im überlegenen Zeitlupenmodus: Er nimmt bis zu 120 Bilder pro Sekunde bei 1080p (Full HD) und sogar sagenhafte 240 Bilder pro Sekunde bei 720p (HD-Ready-Auflösung) auf. Damit ist eine Verlangsamung um den Faktor 10 möglich.

Die X1000V ist mit GPS und WLAN ausgestattet und kann mit allerlei Zubehör verwendet werden. Sie wird mit einem Zusatzgehäuse (SPK-X1) geliefert, das sie bis 10 Meter wasserdicht, staubdicht und stossfest macht. Das Paket enthält ausserdem eine Bodenplatte mit Klebeband, mit der sie an allerhand Oberflächen fixiert werden kann – beim Rallye Paris–Dakar oder dem Toc Toc Spin wird man sie allerdings doch lieber am Fahrzeug bzw. am Skateboard festschrauben wollen.

Autonom oder per Fernsteuerung

Die Kamera ist wie die im Beitrag «Sonys Kamera für die moderate Action» vorgestellte HDR-AZ1VR (249 Franken) aus der Ferne steuerbar. Dazu kann zum einen die Play-Memories-Mobile-App für Android und iOS benutzt werden. Bei Android ist die Verbindungsaufnahme dank NFC besonders einfach. Zum anderen liefert Sony auch die Live-View-Fernbedienung mit.

Diese schnallt man sich ans Handgelenk, worauf das Live-Bild der Kamera aufs Display übermittelt wird und die Aufnahme über den prominenten roten Knopf gestartet und gestoppt werden kann. Über die Live-View-Fernsteuerung können sogar mehrere Kameras kontrolliert werden. Es ist auch möglich, die Kamera autonom, das heisst ohne Fernsteuerung, zu verwenden. Das ist der unkompliziertere Weg, da die Verbindung per WLAN zur Kamera nicht immer auf Anhieb klappt.

Für die Cineasten unter den Actionsportlern

Bei der Steuerung ohne Live View erlaubt das Textdisplay die Wahl des Aufnahmemodus am Gerät, doch es zeigt keine Vorschau des Kamerabildes an. Im Vergleich ist die Go Pro Hero 4 (siehe separater Bericht) mit ihrem farbigen Touchscreen in diesem Modus komfortabler zu steuern. Dennoch ist das Fehlen eines vorschaufähigen Displays an der Kamera kein echtes Manko: Da die X1000V, wie bei Actioncams üblich, ein sehr weitwinkliges Bild einfängt, ist alles Wesentliche im Bild mit drauf, sobald die Linse in die richtige Himmelsrichtung zeigt.

Die X1000V verfügt über ein Stereomikrofon und Bildstabilisation. Sie ist etwas grösser und schwerer als die anderen Sony-Cams, und zu bemängeln war in unserem Test die relativ kurze Batterielaufzeit sowohl bei der Kamera selbst als auch bei der Live-View-Fernsteuerung. Auch ist die Kamera beim längeren Filmen teilweise sehr warm geworden.

Fazit: Mit der Handgelenkfernbedienung, der Mehrkamerasteuerung und der Zeitlupenfunktion ist die Sony-Kamera das Werkzeug für die Cineasten unter den Actionfilmern. Für Sportler, die ohne viele Umstände draufhalten und sich dann auf ihren Exploit konzentrieren wollen, ist die Go Pro die unkompliziertere Wahl.

479 Franken. Das Testgerät hat uns Sony zur Verfügung gestellt.

Kamera mit Standfuss (links), Sportlerin mit Live-View-Fernbedienung am Handgelenk (rechts). Bild: PD

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 7. Juli 2015

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