Ein bisschen Touch schadet nichts

Matthias Schüssler

Touchscreen und Selfie-Display. Die Nikon D5500 ist eine Spiegelreflexkamera für die Smartphone-Generation.

Der Kameramarkt ist unter Druck – das konnte man Ende Februar beispielsweise bei Heise.de nachlesen. 2014 gingen erstmals auch die Zahlen für die Spiegelreflexkameras zurück. Nur die Action-Cams konnten zulegen.

Die Zahlen für den deutschen Markt sind laut Anfrage von nicht eins zu eins auf den Schweizer Markt zu übertragen. Es ist aber unverkennbar, dass die neuen Kameramodelle sich den Gewohnheiten der Smartphone-Fotografen anpassen. Sie bieten einen ähnlichen Bedienkomfort und versuchen, sich durch die bessere Bildqualität und die grösseren gestalterischen Möglichkeiten von den Handy-Kameras abzusetzen.

Knipsen mit Smartphone-Komfort

Die D5500 von Nikon ist ein Vertreter dieser Kameragattung: Sie hat ein Display, das mit seinem Drehgelenk auch selfietauglich ist. Sie lässt sich über das Touch-Display auch mit den Fingern steuern. Beim Betrachten der Aufnahmen wischt man wie vom Smartphone gewohnt mit dem Finger durch die Bilder und zoomt mit der Spreizgeste auf ein Bilddetail. Einstellungen können wie gewohnt über das Menü und das Vierweg-Steuerkreuz vorgenommen werden. Genauso lassen sich ISO-Wert, Belichtungskorrektur, Autofokus, Belichtungsmessung, Weissabgleich und Bildgrösse und -qualität per Finger über das Display vornehmen. Das geht gerade für Fotografen, die die Kamera nicht aus dem Effeff kennen, eindeutig schneller und einfacher.

Es ist sogar möglich, über das Touch-Display Aufnahmen auszulösen. Mit aktiviertem Live-View (bei dem das Display das Kamerabild zeigt und die Motivwahl ohne den optischen Sucher ermöglicht), kann man durch Fingertippen den Fokuspunkt festlegen. Mit eingeschalteter Option «Motivwahl und Auslösung» führt ein kurzes Tippen zum Scharfstellen, ein längeres Tippen zur Aufnahme eines Fotos.

Wenn man beim Fotografieren den optischen Sucher nutzt, schaltet die Kamera die Anzeige ab. Das Display ignoriert auch eine allfällig aufgedrückte Nase. Der rechte Bereich des Displays kann aber auch in dieser Haltung zur Wahl des Fokuspunkts benutzt werden – was manchen Nutzern sicherlich leichter fällt, als mit dem Steuerkreuz zu operieren.

Selfies, Vogel- und Froschbilder

Das Display lässt sich nach links wegklappen und in dieser Position zum Selfie-Knipsen verwenden. Allerdings braucht man bei einer typischen Portrait-Brennweite von 50 Millimetern oder mehr schon sehr lange Arme, um seinen Kopf vernünftig im Bild zu positionieren. Von Selbstportraits mit Weitwinkel ist hingegen abzuraten: Dabei entstehen über Gebühr vergrösserte Nasen, die bei den meisten Menschen nicht sehr vorteilhaft wirken. Selfies ab Stativ mit Selbst- oder Fernauslöser gelingen jedoch perfekt, und man kann das Display auch nach unten oder oben drehen: So gelingen Bilder aus der Vogel- oder Froschperspektive, bei denen man mit einer Kamera mit fix montiertem Display entweder waghalsige Positionen einnehmen oder blind schiessen müsste.

Eine Spiegelreflexkamera spielt bezüglich Gewicht und Grösse in einer gänzlich anderen Liga als das Smartphone. Trotzdem ist Nikons Bemühen um Kompaktheit und Leichtigkeit spürbar. Die D5500 liegt für eine Spiegelreflexkamera erstaunlich leicht in der Hand und ist nur gut ein Drittel so schwer wie die Profi-Kamera D4s – entsprechend ist sie eine gute Wahl für Leute, die gerne die gestalterischen Möglichkeiten einer Spiegelreflex nutzen würden, jedoch das Herumtragen einer grossen Kamera scheuen. Kritikpunkte sind in vielen Rezensionen der langsame Autofokus und die Auslöseverzögerung, gelobt wird die lange Batterielaufzeit.

Mir fehlt das Drehrad unterhalb des Auslöseknopfs, mit dem man im manuellen Modus die Blende einstellen könnte. Ausserdem muss man auf GPS verzichten – was einem Smartphone-verwöhnten Anwender schwerfällt. Vorhanden ist allerdings WLAN, sodass sich die Kamera zum Auslösen und Bilderübertragen über die Wireless-Mobile-Utility-App auch mit dem Smartphone verbinden lässt.

Datenblatt

Die wichtigsten Merkmale der D5500

Sensor: CMOS-Sensor APS-C (Cropfaktor 1,5), 24,2 Megapixel (effektiv)
Maximale Fotoauflösung: 6000 × 4000 Pixel (3:2)
Bildformate: JPG, RAW mit 36 Bit, 42 Bit
Maximale Videoauflösung: Full-HD (1920×1080p)
Bajonett: Nikon F
Empfindlichkeit: ISO 100 bis ISO 25’600
Blitz: eingebauter Blitz
Masse und Gewicht: 124 × 97 × 70 Millimeter; 470 Gramm mit Akku und Speicherkarte
Farbe: schwarz, rot
Preis: Ab 669 Franken (Strassenpreis)


Spiegelreflex mit Smartphone-Allüren

Touch-Bedienung, Schwenkdisplay und das geringe Gewicht zeichnen die Nikon D5500 aus.

Auch in Rot Die Nikon D5500 ist auch in der Spiegelreflexkamera-untypischen Farbe Rot erhältlich. Bild: Nikon

Dreh- und schwenkbar Das Display lässt sich um zwei Achsen in flexible Aufnahmepositionen bewegen. Bild: Nikon

Selfie-tauglich Für Selbstportraits kann man sich optimal in Szene setzen. Ein Stativ oder lange Arme sind von Vorteil. Bild: schü.

Aufnahmeparameter Die Kamera zeigt Belichtungszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit im Display an. Die Werte lassen sich über das Touch-Display auch anpassen. Bild: schü.

Einstellungen Die Einstellungen in den beiden unteren Reihen können per Touch angepasst werden, ohne dass man das Steuerkreuz oder das Menü bemühen müsste. Bild: schü.

Nichts für Fans des «M»-Modus Das Drehrad unterhalb des Auslöseknopfs, das man von vielen Nikon-Modellen kennt, wurde bei der D5500 eingespart. Bild: schü.

Kamerafernsteuerung Die Wireless-Mobile-Utility-App löst die Kamera via Smartphone aus… Bild: schü. (Screen)

Foto-Download …und überträgt die Fotos auch aufs Mobiltelefon. Bild: schü. (Screen)

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 25. März 2015

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