Digitalfotografie

Unansehnliche Bilder über Nacht?

Ich habe am Computer einige Hundert Fotos gespeichert. Gross war meine Enttäuschung, als ich sie kürzlich betrachtet habe: Sozusagen über Nacht sind die schönen Bilder fast unansehnlich geworden. Sie sind unscharf und viel zu rot!

Peter Zappa, Zürich

Digitale Daten können nicht verderben. Anders als bei Papierabzügen oder Dias führt eine unsachgemässe Lagerung nicht zu Schäden. Dateien in digitaler Form kriegen keine Kratzer oder Knicke, verstauben und vergilben nicht und werden nicht von Bakterien oder ­Pilzen befallen. Solange die Dateien auf dem Datenträger intakt sind, erhalten Sie die Originalqualität.

Stellt sich natürlich die Frage, warum sich Ihnen die Bilder nicht so präsentieren. Per Ferndiagnose kann ich die konkrete Ursache nicht festmachen, sondern nur Mutmassungen anstellen.

Beschädigen kann man Bilddateien durch eine unsachgemässe Bearbeitung: Wenn Bilder sehr stark verkleinert werden, gehen Bilddetails unwiederbringlich verloren. Sie wirken schummrig und unscharf. Farbkorrekturen können, wenn sie an einem farbstichigen Monitor ausgeführt werden, unerwünschte Resultate zeitigen. Die Empfehlung lautet, nach der Bearbeitung eines Bildes dieses unter neuem Namen zu speichern und das Original aufzubewahren.

Es gibt auch das Prinzip der nicht ­destruktiven Bildbearbeitung. Bei ihr werden Änderungen an den Fotos nur in beschreibender Form vorgenommen. Bearbeitungsschritte lassen sich jederzeit rückgängig machen oder modifizieren. Adobe Lightroom ist ein Programm, das nicht destruktiv arbeitet. Auch iPhoto behält die Originalversion eines Bildes auf, sodass Sie via «Fotos > Zurück zum Original» unerwünschte Änderungen ungeschehen machen können.

Es handelt sich um einen Anzeige­fehler. Falsche Darstellungen sind bei RAW-Dateien leicht erklärbar. Das Rohdatenformat enthält die «rohen» Sensordaten. Sie müssen kameraabhängig interpretiert werden (siehe Kummerbox vom 13. Oktober). Eine mangelhafte Interpretation der Daten führt zu einem unansehnlichen Resultat.

Eine falsche Darstellung erhalten Sie auch, wenn Sie nicht das Foto selbst, sondern eine Vorschau öffnen. Viele Bildverwaltungsprogramme erzeugen solche Vorschaubilder, um grössere Bestände schnell in einer Übersicht zeigen zu können. Schliesslich könnte auch die Anzeige Ihres Computers verkonfiguriert sein. Infrage kommt zum Beispiel ein falsches Monitorprofil.

Um die Ursache konkret einzugrenzen, betrachten Sie die Bilder mit einem verlässlichen Programm. Viele Kamerahersteller liefern eine Software mit, die das Optimum aus den Bilddaten herausholen sollte. Stellen Sie sicher, dass Sie es mit den Originalbildern und nicht mit bearbeiteten Kopien oder Miniatur­ansichten zu tun haben: Achten Sie auf die Dateigrösse und das Änderungs­datum der Dateien. Übertragen Sie die Bilder probehalber auf einen anderen Computer. Falls sie dort richtig erscheinen, führen Sie gemäss unserer Anleitung auf http://bit.ly/colormseine Kontrolle und Behebung der Farbeinstellungen durch.

Matthias Schüssler

Der TA-Experte beantwortet Fragen zu Mac, Windows, Sicherheit, E-Mail, Internet und Multimedia.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 10. November 2014

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Thema: Kummerbox
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