Internetsicherheit
Ein ausgeschalteter Computer, der Viren verschickt
Kann mein Computer im abgeschalteten Zustand Malware versenden? Die Cablecom hat mir zwei Briefe geschickt, in denen stand, mein Computer habe genau das getan. Zum jeweiligen Zeitpunkt war er aber gar nicht in Betrieb. Ich vermute, dass die Cablecom ihr Sicherheitsprogramm verkaufen will.
Gertrud Frei, Aarau
Hinter dringlichen Warnungen per Mail oder in plötzlich aufpoppenden Meldungen am Computer stecken häufig Betrugsmaschen. Auch Warnungen per Telefon, von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, sind geflissentlich zu ignorieren, weil es sich in Tat und Wahrheit um Hacker handelt, die Zugang zu Ihrem Computer erlangen möchten.
Die UPC Cablecom verschickt allerdings tatsächlich Warnbriefe: «Auslöser sind Meldungen von vertrauenswürdigen staatlichen und nicht staatlichen Stellen, dass von einer IP-Adresse zu dem Zeitpunkt Spam versandt oder Angriffe durchgeführt wurden», erklärt Mediensprecher Andreas Werz auf Anfrage. Es handle sich um ein Standardverfahren, das von den meisten Providern weltweit eingesetzt werde.
Ein Werbetrick ist das nicht, sondern der Versuch, die Sicherheit für alle Internetteilnehmer zu erhöhen. Sie sollten die Warnung ernst und zum Anlass einer gründlichen Überprüfung Ihres Computers nehmen – selbst wenn die Zeitangabe des Vorfalls nicht schlüssig sein sollte. Führen Sie mit einer aktuellen Antivirensoftware eine vollständige Prüfung Ihres Computers durch und beachten Sie die Hinweise in unserer Anleitung unter bit.ly/systrouble.
Ein ausgeschalteter Computer hat im Prinzip tatsächlich ein einwandfreies Alibi. Allerdings gibt es in den Heimnetzwerken oft mehr als ein Gerät. Auch Tablets, Handys oder NAS-Speicher könnten von Schadprogrammen missbraucht werden. Falls Sie Android-Geräte nutzen, sollten Sie eines der kostenlosen Sicherheitsprogramme – etwa von Kaspersky, Symantec oder Sophos – installieren.
Falls Sie ein (schlecht geschütztes) WLAN nutzen, wäre auch denkbar, dass ein ungebetener Gast schuld an der Schadsoftware ist. Stellen Sie sicher, dass Ihr drahtloses Netzwerk gut gesichert ist. Wie Sie das tun, hängt vom WLAN-Router ab. Normalerweise loggen Sie sich per Browser in die Konfigurationsumgebung ein. Die genaue Vorgehensweise ist im Handbuch beschrieben. Achten Sie auf folgende Dinge:
- Wählen Sie die stärkste Verschlüsselungsmethode. Das ist WPA2-AES oder, als Ausweich-Standard, WPA-AES bzw. TKIP. Falls Ihr Router nur WEP unterstützt, dann tauschen Sie ihn aus. Dieser Standard ist veraltet und kann nicht mehr als sicher gelten.
- Geben Sie Ihrem WLAN einen neutralen Netzwerknamen (SSID) und meiden Sie Namen, die Rückschlüsse auf das Routermodell zulassen.
- Vergeben Sie ein starkes Passwort für das WLAN-Netz: Je länger, desto sicherer ist das Passwort, insbesondere, wenn Sie Gross- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen verwenden.
- Ändern Sie das Passwort ab, mit dem Sie Zugriff auf die Konfigurationsumgebung des Routers erhalten.
- Prüfen Sie, ob Aktualisierungen für die Firmware (die interne Software des Routers) vorhanden sind. Falls ja, installieren Sie sie.