Lesestoff für den Sommer

Das digitale Manifest

Hannes Grasseggers Buch ist eine knapp 80-seitige Anklage. Eine wütende Kampfschrift gegen Google, Apple, Facebook und die neuen «Overlords» in Silicon ­Valley: Sie gehören zu den reichsten Unternehmen, die mit Daten der User Milliarden scheffeln. Und wir als User, die wir etwas naiv die Segnungen der Technik nutzen, finden uns in der digitalen Leibeigenschaft wieder. «Ich schenke Ihnen den Plot für den nächsten James Bond: Dr. No kauft sich Facebook.»

Und die Opfer in diesem Plot sind wir alle – die wir uns längst nicht mehr entziehen können, weil das Internet der Dinge um sich greift und wir in smarten Städten und vernetzten Häusern leben, Smartphones und Wear­ables tragen. So werden wir über unsere E-Mails und unseren Pornokonsum erpressbar und über die AGB enteignet – und das, obwohl jeder Europäer pro Jahr fast 3000 Dollar an seinen persönlichen Daten verdienen könnte.

Grassegger hat einen Rundumschlag platziert, der sitzt. Er zitiert die richtigen und wichtigen Fakten, interpretiert aber sehr einseitig zugunsten seiner klassenkämpferischen These. Das gipfelt in der Forderung, die digitalen Feudalisten zu ent­eignen – das kommunistische ­Manifest fürs digitale Zeitalter.

Matthias Schüssler

Hannes Grassegger

Das Kapital bin ich. Schluss mit der digitalen Leibeigenschaft!

Kein & Aber, 2014. 80 S., ca. 10 Fr.

Quelle: Tages-Anzeiger, Donnerstag, 3. Juli 2014

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