Spam-Mail vom Kühlschrank

Cyberkriminelle haben es geschafft, Haushaltsgeräte zum Spam-Versand zu missbrauchen.

Von Matthias Schüssler

Seit ungefähr 2007 machen sich Cyberkriminelle fremde Computer untertan. Damals wurde das Prinzip des sogenannten Botnetzes etabliert. Betreiber dieser Botnetze schleusen Schadprogramme in PCs ein – was bei akuten Sicherheitslücken allein durch den Besuch einer infizierten Website passieren kann. Die gekaperten PCs werden vom Command-and-Control-Server, der Überwachungszentrale, ferngesteuert. Solche digitalen Zombie-Armeen zwingen Websites in die Knie, fluten Millionen von Mailboxen mit Werbenachrichten und begehen Klickbetrug, indem sie selbsttätig auf Werbebanner klicken und den Seitenbetreibern so unverdiente Einnahmen generieren.

Bis anhin waren es vor allem schlecht geschützte Windows-PCs, die das Internet heimsuchten. Das US-Sicherheitsunternehmen Proofpoint hat nach eigenen Angaben nun das erste Botnetz aufgedeckt, das sich Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik zunutze macht. Smarte Fernsehgeräte, Multimediaboxen und mindestens ein internetfähiger Kühlschrank seien gehackt worden, berichtet Proofpoint.

Geräte ohne Schutz

Die Angreifer hatten leichtes Spiel: Die Geräte seien kaum geschützt und hätten keine Möglichkeit, die Angriffe der Hacker zu erkennen oder zu blockieren. Die Angreifer konnten über Standardpasswörter oder bekannte Sicherheitslücken die Herrschaft über die Geräte erlangen. Resultat: Vom 23. Dezember 2013 bis 6. Januar haben 100 000 Geräte zusammen 750 000 verseuchte E-Mails verschickt.

Werden bald auch Spielkonsolen, Mikrowellenherde, smarte Thermostate und Überwachungskameras zu willigen Helfershelfern der Cyberkriminellen? Laut der Sicherheitsfirma Proofpoint ist diese Gefahr real: Laut den Marktforschern der International Data Corporation (IDC) soll das Internet der Dinge rasante Fortschritte machen. Nach den Prognosen werden in sechs Jahren 20 Milliarden Haushalts- und Kleingeräte Zugang zum Internet haben. Diese Geräte haben typischerweise weder einen Virenschutz noch werden sie regelmässig überwacht. Das ergibt laut den Sicherheitsexperten ein riesiges Missbrauchspotenzial.

Quelle: Tages-Anzeiger, Donnerstag, 23. Januar 2014

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