Digitale Fotos

Zwei Laptops und trotzdem keine gute Bilddarstellung

Mit dem Bildschirm meines alten Laptops war ich sehr unglücklich. Die Windows-Fotoanzeige, die ich zur Kontrolle meiner Digitalfotos benutze, lieferte eine schlechte Bildwiedergabe. Die Bilder waren viel zu dunkel, und es gab Abrisse in den Schattenpartien. Das hat mich so gestört, dass ich ein neues Laptop mit mattem Bildschirm kaufte. Nun muss ich feststellen, dass auf dem neuen Gerät die Bildwiedergabe mit der Windows-Fotoanzeige überhaupt nicht besser ist.

Herbert Lutz, Zürich

Die Frage, weswegen Fotos am Bildschirm oder auf Papier nicht so aussehen, wie sie aussehen sollten, taucht in schöner Regelmässigkeit auf: Warum wirken die Farben am iPad anders als am Bildschirm des Laptops? Warum sind Papierabzüge zu dunkel oder farbstichig? Und wer ist schuld, dass der Drucker ein knalliges Orange oder ein schrilles Neongelb so flau reproduziert?

Bei dieser Angelegenheit muss man beim Medium ansetzen. Ein Bildschirm hat bestimmte Darstellungseigenschaften. Das gilt ebenso fürs Papier und die Druckertinte – und auch für die Digitalkamera und den Scanner, die Bildinformationen mehr oder weniger akkurat einfangen. Ein Hochglanzpapier, mit teurer Fototinte bedruckt, bildet mehr Farbnuancen ab als die Tageszeitung. Eine moderne Kamera speichert mehr Bildinformationen und einen grösseren Helligkeitsumfang, als der Bildschirm anzeigen kann. Man nennt die darstellbaren Farben auch Farbraum.

Da Medien unterschiedliche Farbräume haben, sind Abweichungen unvermeidlich. Um dennoch auf jedem Medium das optimale Resultat zu erzielen, betreiben die Profis in der grafischen Industrie einen beträchtlichen Aufwand. Sie messen ihre Geräte (Bildschirme, Scanner, Drucker) farbmetrisch aus und erstellen korrigierende Farbprofile. Die Technik heisst Farbmanagement, englisch Color Management oder kurz CMS. CMS-Funktionen sind auch bei manchen Produkten für Privatanwender vorhanden, doch in aller Regel verlässt man sich auf automatische Optimierungen, die zumindest die groben Ausreisser verhindern.

In vorliegendem Fall ist die Darstellung der Fotos aber offensichtlich falsch – und zwar auf zwei Geräten. Das schliesst den Fall aus, dass ein Bildschirm falsch eingestellt oder für die Anzeige ein falsches Farbprofil im Betriebssystem hinterlegt ist. Eine Ursache könnte eine untypische Einstellung an der Digitalkamera sein. Manche Kameras stellen beispielsweise die Möglichkeit bereit, Fotos mit «Adobe RGB» aufzunehmen. Dieser Farbraum bildet zwar mehr Farben ab als der standardmässige sRGB-Farbraum. Doch weil die meisten Programme Bilder standardmässig als sRGB interpretieren, müssen solche Bilder in Profiprogrammen geöffnet werden, die die Abweichung kompensieren. Prüfen Sie daher, ob die Darstellung des Bildes in einer Profisoftware wie Photoshop, Photoshop Elements oder Lightroom (kostenlose Testversionen sind beim Hersteller erhältlich) korrekt erfolgt, und setzen Sie Ihre Kamera gegebenenfalls auf die weniger problematische sRGB-Einstellung.

Weitere Hintergründe und ausführliche Tipps zur präzisen Farbwiedergabe finden Sie in unserem Hintergrundbeitrag:
http://bit.ly/colorms.

Diese Einstellung kann zu einer falschen Farbdarstellung führen. Screen: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 16. September 2013

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