Es geht auch mit weniger Strom

Rund zehn Prozent seines Energiebedarfs braucht ein Privathaushalt für Informationstechnik und Elektronik. Davon liesse sich einiges einsparen – auch ohne grosse Komforteinbussen.

Von Matthias Schüssler

Komfort hat in der Informationstechnik einen Preis – nämlich auf der Stromrechnung. Die ständige Bereitschaft von Druckern, Bildschirmen oder Netzwerkfestplatten treibt den Verbrauch in die Höhe. Bei der Unterhaltungselektronik ist es genauso. Geräte sind von Haus aus so konfiguriert, dass sie ohne Verzögerung zur Verfügung stehen und aus dem Stand die maximale Leistung bringen. Entsprechend energiehungrig sind diese Stand-by-Modi.

Rund 500 Gigawattstunden pro Jahr gehen in der Schweiz zulasten der Modems, Router und Set-Top-Boxen, wie das Bundesamt für Energie mitteilt. Das EWZ rechnet damit, dass die IT und die Elektronik rund zehn Prozent des Energiebedarfs eines Privathaushalts ausmachen, wie Mediensprecher Harry Graf auf Anfrage sagt. «Davon können nach unserer Schätzung sicher rund 20 bis 25 Prozent allein durch vernünftigen Umgang eingespart werden.» Das wären zwei bis drei Prozent des gesamten Verbrauchs aller Haushalte.Vernünftig heisst, dass nicht gebrauchte Geräte nicht im Stand-by-Betrieb verharren, sondern ganz ausgeschaltet werden. Dazu gibt es Stromleisten, welche die angehängten Geräte per Funk oder über einen Kippschalter vom Stromnetz trennen. Das Modem und der WLAN-Router lassen sich ohne viel Aufwand ausschalten, wenn sie nicht benötigt werden. Eine Master-Slave-Steckdosenleiste nimmt alle Geräte vom Strom, wenn das an der Master-Dose hängende Gerät keinen Strom bezieht.

Abschalthilfen nutzen

Betreibt man den PC über eine solche Abschalthilfe, werden Drucker, Scanner und Bildschirm nach dem Herunterfahren automatisch abgeschaltet. Zu bedenken ist, dass die Abschalthilfen selbst einen gewissen Eigenverbrauch aufweisen. Daher sollte man sie nutzen, wenn man mehrere externe Geräte steuern will – und ansonsten einfach den Stecker ziehen.

Bei manchen Geräten lässt sich der Stand-by-Betrieb nicht vermeiden. Das ist bei Set-Top-Boxen mit Aufnahmefunktion der Fall, die zu den programmierten Zeiten automatisch in Aktion treten. Das ist umso bedenklicher, da Set-Top-Boxen und Satellitenboxen mitunter wahre Energiefresser sind, die selbst im Stand-by-Modus 15 Watt oder mehr schlucken. Immerhin gibt es bei diesen Gerätekategorien oft einen sparsamen Modus. Er fordert als Tribut nach dem Einschalten eine Wartezeit bis zu einer Minute, da das System erst hochfahren muss.

Auch die modernen Betriebssysteme können zur Effizienz angehalten werden. Bei Windows 7 steigt man dafür in der Systemsteuerung unter «Hardware und Sound > Energieoptionen» vom Standardmodus «Ausbalanciert» auf «Energiesparmodus» um.

Über «Energiespareinstellungen ändern > Erweiterte Einstellungen» lässt sich das Verhalten noch weiter verfeinern, beispielsweise indem der Bildschirm nach einer kürzeren inaktiven Phase in den Schlafmodus geschickt wird. Beim Mac sind die entsprechenden Optionen in den Systemeinstellungen unter «Energie sparen» zu finden.

Der Energiekonsum von Fernsehern, Bildschirmen und Displays lässt sich einfach durch Reduzieren der Helligkeit verringern. Bei mobilen Geräten verlängert das die Laufzeit der Batterie. Zum gleichen Zweck sollte man WLAN und Bluetooth bei Nichtgebrauch abschalten. Dafür gibt es bei vielen Laptops eine eigene Taste oder eine (im Handbuch beschriebene) Tastenkombination.

Nachhaltig einkaufen

Stromsparen fängt im Laden an. Beim Kauf der Geräte ist der Stromverbrauch in Kilowattstunden ein wichtiges Kriterium. Er wird von einigen Händlern offen ausgewiesen und ist ansonsten klein gedruckt auf dem Datenblatt zu finden.

Je kleiner er ist, desto besser. Denn die Faustregel lautet: nur so viel Leistung kaufen, wie man auch benötigt. Man braucht keinen High-End-PC anzuschaffen, wenn man bloss Mails schreiben und surfen will. Diese Abschätzung muss man jedoch mit einem gewissen Weitblick treffen. Für die Energiebilanz zählt auch die Energie, die für die Produktion und Entsorgung aufgewendet wird.

Je länger ein Gerät im Einsatz ist, desto weniger fällt diese graue Energie ins Gewicht. Ein schwachbrüstiges Netbook mit geringem Verbrauch zu kaufen und es frühzeitig zu ersetzen, wenn es den Alltagsaufgaben nicht gewachsen ist – das ist ökologischer Unsinn.Immerhin: Der Leistungshunger der Programme und Betriebssysteme wächst heute nicht mehr so stark wie noch vor fünf oder zehn Jahren. Das macht es einfacher, ein durchschnittliches Gerät zu kaufen, das auch in fünf Jahren noch taugt. Wichtig ist, auf die aufstrebenden Technologien zu achten. Ein Computer, den man heute kauft und längerfristig nutzen möchte, sollte beispielsweise mit USB3 und mit genügend Arbeitsspeicher ausgestattet sein.

Ein Laptop ist im Vergleich zu einem Desktop-PC sparsamer, doch es steckt mehr graue Energie in einem solchen mobilen Computer als in einem stationären. Ein grösserer Monitor ist angenehmer für die Arbeit, doch hat er einen höheren Verbrauch – auch hier muss man die Balance finden.

Kombigeräte einsetzen

Experten empfehlen ausserdem, wenn immer möglich Kombigeräte anzuschaffen. Die populäre Fritzbox von AVM vereint in einem Gerät VDSL-/DSL-Modem, WLAN, Router und DECT fürs schnurlose Telefonieren – falls dieses Gerät mit Ihrem Internetprovider harmoniert, eröffnet das grosse Einsparmöglichkeiten. Laut der Fachzeitschrift «Chip» braucht die Fritzbox 7390 nur 8,1 Watt, selbst wenn alle Funktionen aktiviert sind. An viele Router lassen sich USB-Speichermedien anschliessen, die dann im Netzwerk als zentraler Speicher zur Verfügung stehen.

Wenn der Router diese Möglichkeit zur Verfügung stellt, macht das die separate Netzwerkfestplatte obsolet. Wenn man nicht aufs NAS (Network Attached Storage bzw. Netzwerk-Speichergerät) verzichten kann, dann sollte man die bei vielen Modellen vorhandenen Zeitpläne nutzen. Sie schalten das Gerät nachts oder ausserhalb der Bürozeiten ab.

Sparen lässt sich auch, wenn man ineffiziente Netzteile austauscht. Trafonetzteile mit Eisenkern verbrauchen mitunter mehrere Watt Strom, selbst wenn kein Gerät verbunden ist. Schaltnetzteile, wie sie heute gesetzlich vorgeschrieben sind, haben diesen Nachteil nicht, und sie können im Elektrofachhandel bei Bedarf erworben werden.

Wie viel Strom die zwanzig Jahre alte Stereoanlage oder das kaum gebrauchte Faxgerät benötigt, lässt sich mit einem Messgerät ermitteln. Energiemessgeräte können im Fachhandel erworben oder bei vielen Stadtwerken auch gratis ausgeliehen werden. Und was das Faxgerät angeht: Das lässt sich hervorragend durch einen Internetdienst wie Ecall.ch ersetzen – oder indem man auf die Kommunikation per E-Mail umsteigt.

Wer sich beim Kauf elektronischer Geräte gut informiert, spart Energie und Kosten. Foto: Jochen Tack (Alamy)

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 24. Juni 2013

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