Kartenkampf Google kauft für 1,3 Milliarden ein kleines Start-up.

Googles gute Investition

Von Matthias Schüssler

1,3 Milliarden Dollar hat Google gemäss der Zeitung «Globes» vergangene Woche für ein israelisches Start-up ausgegeben. Waze Mobile hat ein kostenloses Navigationsprogramm entwickelt, das mit 47 Millionen Benutzern zwar ein kleiner Fisch im Internetteich ist, gleichwohl aber das Interesse der ganz Grossen geweckt hat. Im Januar kursierte das Gerücht, Apple habe 500 Millionen für Waze geboten, Ende Mai wurde Facebook als Käufer gehandelt. Das Gebot betrug angeblich 1 Milliarde Dollar.

Nun festigt Google gemäss den Medienberichten seine Position bei den digitalen Karten. Der GPS-Navigation fällt beim Kampf der Smartphone-Systeme eine Schlüsselrolle zu. Nokia und Microsoft gingen Anfang 2011 eine enge Partnerschaft ein. Nicht zuletzt, weil Microsoft an Nokias Kartendienst interessiert war, für den die Finnen seit Jahren Milliardeninvestitionen getätigt hatten. Facebook schluckte im gleichen Jahr für eine unbekannte Summe den Check-in-Dienst Gowalla. Apple seinerseits handelte sich mit seiner eigenen, unfertigen Kartenlösung im September 2012 einen Wettbewerbsnachteil ein – der mit Waze zumindest teilweise hätte wettgemacht werden können.

Soziales Navigationssystem

Waze bringt zweierlei: zum einen eine ausgeklügelte soziale Komponente. Die Nutzer erfassen nicht nur das Strassennetz, sondern sammeln Daten zu Staus, Unfällen oder Polizeikontrollen. Sie werden in der Nähe aktuell eingeblendet. In Gebieten mit genügend aktiven Usern gilt Waze im Schnitt als bessere Informationsquelle als herkömmliche Navigationslösungen. Wegen der nutzergenerierten Umfahrungsempfehlungen wird die App von vielen auch auf bekannten Routen eingesetzt – und entsprechend häufig verwendet.

Zum anderen ist Waze eine ortsbasierte Werbeplattform. Werbung wird beispielsweise dann angezeigt, wenn der Fahrer zum Stillstand kommt. An der Ampel erscheinen dann Hinweise zum Tagesmenü eines nahe gelegenen Restaurants.Waze hat neben einer engagierten Community auch ein vielversprechendes Werbemodell zu bieten – das ist für Google als Werbeverkäufer allemal 1,3 Milliarden wert.

Quelle: Tages-Anzeiger, Freitag, 14. Juni 2013

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