Microsoft Surface

Das in der PC-Welt verwurzelte Tablet

Microsofts Einstieg in den Tablet-Markt vermag, trotz Abstrichen, zu überzeugen.

Von Matthias Schüssler

Seit zehn Tagen ist Surface auch in der Schweiz erhältlich. Das ist Microsofts eigenes Tablet, das bezüglich Abmessung und Gewicht in der gleichen Liga wie das iPad spielt. Mit dem Surface beweist Microsoft zweierlei. Zum einen gibt Windows RT (das ist die Variante von Windows 8 für Mobilprozessoren) eine gute Tablet-Plattform ab. Zum anderen ist es ein Vorteil, wenn Hard- und Software aus einer Hand stammen. Ein Tablet ist ein persönliches Accessoire, das wenig Ecken und Kanten haben darf – im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Das Surface-Tablet liegt gut in der Hand, auch wenn es nicht ganz so elegant wirkt wie das iPad mit seinen sanften Rundungen. Gefertigt wird das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung namens Vapor Mg, die leichter und widerstandsfähiger als Aluminium ist, jedoch nicht ganz so wertig wirkt wie das iPad-Alu-Gehäuse.

Das Surface übernimmt die typischen Tablet-Aufgaben – es spielt Videos und Musik, dient als Lesegerät, Internetterminal und als mobile Spielkonsole. Bei der Verwendung mit Büchern oder Websites (beispielsweise mit der Kindle-App) fällt auf, dass der Bildschirm unüblich lang und schmal erscheint. Das liegt am Seitenverhältnis 16:9, das für Filme perfekt, für elektronische Bücher und Websites jedoch ungewohnt ist.

Es fehlt die Killer-App

Das Angebot an Apps im Store ist gerade im Vergleich mit Android und Apples App Store bescheiden. (Apps können nur aus dem Store bezogen werden, herkömmliche Windows-Anwendungen sind auf Windows RT nicht ausführbar.) Klassiker wie «Angry Birds» finden sich zwar auch im Windows Store, doch es gibt keine Killer-App, wie man sie von den anderen erwähnten Plattformen her kennt. Unverständlich ausserdem, dass Microsoft in der vorinstallierten Wetter-App Werbung anzeigt. Das lässt das Produkt schlechter aussehen, als es ist.

Das Surface-Tablet hat seine Wurzeln unverkennbar in der PC-Welt. Es hat einen in die Gehäuserückseite integrierten Ständer, auf dem es sich mit einem Handgriff aufstellen lässt. Verwendet man eine der beiden Schutzhüllen mit integrierter Tastatur, dann wirkt das Tablet nicht nur optisch wie ein herkömmliches Laptop, es lässt sich auch fast genauso benutzen.

Das Touch Cover (130 Franken Einzelpreis) ist eine drei Millimeter dünne, leichte, andockbare Abdeckung, auf der man tippen kann. Die Tasten sind berührungssensitiv, bieten aber keinen Druckwiderstand und sind nur um den Bruchteil eines Millimeters von der Oberfläche abgehoben. Das macht es relativ schwer, sie zu ertasten und die Finger beim Zehnfingersystem richtig zu platzieren. Hat man sich daran gewöhnt, schreibt man dennoch erstaunlich schnell.

Office als grosses Plus

Die Alternative ist das Type Cover, eine mechanische Tastatur, deren Tasten einen gewissen (wenngleich geringen) Hub haben. Das Touch Cover passt optisch besser zum Tablet. Vielschreiber sollten aber das Type Cover (140 Franken) bevorzugen.

Auf dem Tablet vorinstalliert ist Office 2013 in einer Version für Windows RT. Es umfasst Word, Excel, Powerpoint und One Note, lässt aber Outlook vermissen. Die Office-Programme sind der wichtigste Unterscheidungspunkt zur Tablet-Konkurrenz. Mit ihnen ist eine umfassende Arbeit mit Office-Dokumenten möglich, dank dem «Fingereingabemodus» sogar auf dem Touchscreen.

Für in der Windows-Welt verwurzelte User, denen Office und ein Hardware-Keyboard wichtiger sind als eine Unzahl an extravaganten Apps, ist Microsofts Surface eine gute Alternative sowohl zum iPad als auch zum Android-Tablet. Was im Vergleich zur Konkurrenz fehlt, ist ein Modell mit eingebauter Datenanbindung ans Mobilfunknetz. Für die volle mobile Unabhängigkeit ist LTE oder 4G unverzichtbar.

559 Fr. (32 GB, ohne Cover), 659 Fr. (32 GB, Touch Cover), 659 Fr. (64 GB, ohne Cover), 759 Fr. (64 GB, Touch Cover).

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. Februar 2013

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