Der Ex-Programmierer mit der düsteren Vision
Daniel Suarez ist ein technikaffiner Mensch. Vor seiner Schriftstellerkarriere programmierte er Datenbanken. Sein erstes Buch hatte er in Ermangelung eines Verlegers auf eigene Faust im Print-on-Demand-Verfahren verlegt. Dennoch ist die Technologie bei Suarez eine bedrohliche Angelegenheit. In seinem Thriller «Daemon» stürzt ein Spielprogrammierer nach seinem Tod die Welt ins Chaos. Vollautomatisch und scriptgesteuert – wie das in Multiplayer-Videogames üblich ist – werden Ereignisse in Gang gesetzt, die die Welt auf den Kopf stellen.
«Daemon» und der Fortsetzungsband «Darknet» gelten bei vielen Kritikern als Referenz, an der sich Cyberthriller künftig messen lassen müssen. Daniel Suarez entwirft eine glaubwürdige Zukunftsvision – eine, die täglich etwas greifbarer wird. Eine automatisch rekrutierte Armee von Aufständischen operiert mit selbst gelenkten Fahrzeugen, so wie sie heute bei Google vom Hof fahren. Die futuristischen Brillen, über die in Echtzeit Daten aus dem Darknet abrufbar sind, erinnern fatal an Googles Project Glass, das Ende 2013 spruchreif sein soll.
Der Computernerd mit den düsteren Zukunftsvisionen glaubt nicht daran, dass sich die reale Technik dereinst so radikal gegen uns wenden wird. Er plädiert jedoch dafür, bei komplexen und hocheffizienten Systemen genügend Toleranzen einzubauen. Denn sonst reicht schon die kleinste Panne – und unsere gesamte Zivilisation gerät völlig aus den Fugen. (schü.)
Daniel Suarez
Daemon. Quercus, 2010. 520 S., ca. 19 Fr.