Mit Musik und Film jonglieren

Apples Airplay mausert sich zur bevorzugten Methode, Ton und Bild zwischen Endgeräten hin- und her zu übertragen.

Von Matthias Schüssler

Computer, Smartphones und Tablets sind hervorragend zur Speicherung von Multimedia-Inhalten geeignet. Konsumieren möchte man seine Fotos, Videos und Musik jedoch nicht unbedingt über kleine Bildschirme und schwachbrüstige Lautsprecherchen. Sondern lieber über den Bildschirm des Fernsehers oder eine wattstarke Stereoanlage.

Um Multimedia möglichst einfach von einem Gerät auf ein anderes zu schicken, gibt es die sogenannten Streaming-Protokolle. Die Digital Living Network Alliance (DLNA) pflegt seit 2003 einen Standard, dem bislang relativ wenig Erfolg beschieden war – obwohl Microsoft ihn in den Windows Media Player integriert hat und es Fernseher und Homemedia-Server mit dieser Technik gibt – Letztere etwa von Synology.

Mehr Erfolg ist Apple mit seinem Airplay-Protokoll beschieden. Das liegt daran, dass mit Apple-TV, Airport Express, iTunes und iOS-Geräten ein Multimedia-Universum existiert, in dem diese Technik ihre Stärken voll ausspielen kann. Zum Erfolg von Airplay beigetragen hat auch die Lizenz, die Apple seit 2010 an Dritthersteller vergibt. Es gibt inzwischen eine Reihe von Airplay-fähigen Geräten: Marantz und Denon bauen High-End-Verstärker, auf denen man drahtlos Musik spielt. Samsung macht beim DA-E750 auf Retro und Zukunft zugleich: Nebst modernem Airplay gibt es Röhrenverstärkung aus dem letzten Jahrhundert. Im günstigen Preissegment gibt es den Zeppelin Air oder das AD 7000W von Philips. Eine bereits vorhandene Stereoanlage kann über Apples Airport-Express-Adapter zur Empfangsstation aufgerüstet werden, und der Fernseher wird mit dem Apple-TV zum Ansprechpartner für Multimedia. Laut Bloomberg will Apple die Technik auch an Fernsehhersteller lizenzieren, damit sie künftig in Geräten direkt verbaut werden kann.

Multimediale Gastfreundschaft

Mit Airplay sendet man Musik von iTunes an die Stereoanlage und gibt auf dem Computer gespeicherte Videos am Fernseher wieder. Es ist ebenso möglich, Inhalte direkt von iPhone und iPad per WLAN zu übermitteln. Sogar dem Besuch kann man erlauben, seine Musik oder Ferienbilder auf diese Weise vorzuführen. Dazu gewährt man Zugang zum heimischen WLAN-Netz und lässt die Gäste in der Musik- oder Foto-App auf das Airplay-Symbol (ein Rechteck mit Dreieck im Vordergrund) tippen. Es erscheint ein Auswahlmenü aller Geräte, die als Empfangsquelle dienen können.

Tippt man bei iOS-Geräten doppelt auf den Home-Knopf und wischt in der Liste mit den offenen Apps zweimal nach links, erscheint ein Dialog, über den man die Datenströme in die richtigen Bahnen lenkt. Bei neueren iPads und beim iPhone 4S lässt sich via «Mirroring» der Bildschirminhalt an den Apple-TV übertragen. In vielen Apps gibt es ebenfalls einen Airplay-Knopf, etwa in der Youtube-App. Er schickt den aktuellen Clip an den Fernseher.

Freie Fahrt für Datenströme

Ein Nachteil ist, dass am Computer einzig und allein iTunes als Quelle dienen kann. Musik und Videos, die man im Browser geniesst oder via Spotify, lassen sich nicht an die Stereoanlage oder den Fernseher übertragen. Dieser Mangel wird durch Airfoil ausgebügelt. Diese Software sendet die Tonausgabe einer beliebigen Anwendung (oder das System-Audio) an ein Airplay-Empfangsgerät. Airfoil (www.rogueamoeba.com/airfoil) gibt es für Windows und Mac, kostet 25 US-Dollar und ist einfach zu handhaben: Man wählt die Quelle und das Zielgerät. Es ist ebenfalls möglich, Sound an mehrere Geräte zu schicken und die Lautstärke pro Ausgabegerät separat zu regeln.

Mit dem zweiten mitgelieferten Programm, Airfoil Speakers, wird der Computer zum Empfangsgerät. Für iOS existiert die App Airfoil Speakers Touch (kostenlos im App-Store): Sie verwandelt das iOS-Gerät in einen Airplay-Empfänger. Wer seinen iPod an einen Audio-Adapter oder ein Dock an guten Boxen angeschlossen hat, der bringt mit dieser App Spotify oder andere Musikdienste drahtlos auf die Lautsprecher.

Retro-Soundsystem von Samsung mit Röhrenverstärkung und Airplay. Foto: PD

Airfoil schickt Musik an andere Computer oder iOS-Geräte. Screen: TA

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 26. März 2012

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