Mail

Wenn «Freunde» plötzlich per E-Mail um Geld bitten

Jetzt bekomme ich schon zum zweiten Mal ein Mail von einem mir bekannten Absender. Es wird nicht als Spam erkannt. Es heisst, Geld und Kreditkarte des im Ausland weilenden Bekannten seien gestohlen worden, und ich solle Geld schicken! Die werden wahrscheinlich mit der Masche viel Erfolg haben. Ich bin sprachlos ob dieser Geschicklichkeit!

Nuria Izard, Schwerzenbach

Es gibt tatsächlich Fälle, bei denen betrügerische Mails glaubwürdig ausfallen und von einem Bekannten oder Verwandten zu kommen scheinen – und nicht die Merkmale von den in Massen versandten Gaunermails aufweisen.

Bei diesen Mails liegt der Verdacht nahe, dass «social engineering» dahintersteckt, also ein gezielter Manipulationsversuch. Es ist wahrscheinlich, dass das Mailkonto des vermeintlichen Absenders geknackt wurde. Vor allem die grossen Mailanbieter wie Gmail und Hotmail stehen im Visier der Cyberkriminellen. Ein schwaches Passwort oder eine Sicherheitslücke im Mailsystem kann ausgenutzt werden, den Betrügern Zugang zu verschaffen. Dann gehen sie vor, wie von der Fragestellerin beschrieben: Sie werten den Mailverkehr aus und versuchen herauszufinden, in was für einem Beziehungsverhältnis der Inhaber des Kontos zu den einzelnen Mailpartnern steht. Personen, die in einer Notlage helfen würden, werden mit der entsprechenden Bitte angeschrieben. Und natürlich ist die erbetene Geldüberweisung dringend nötig. Ein geschickter Cracker wird versuchen, die Tonalität der Nachrichten zu treffen und glaubwürdig zu wirken.

Technisch schützen können Sie sich nicht. Die Mails sind kein Spam oder Phishing-Massenmails, sondern echte «Einzelstücke». Fragen Sie daher auf einem anderen Kanal nach – beispielsweise per SMS. In der Nachricht des Betrügers wird zwar stehen, dass das Mobiltelefon ebenfalls geklaut wurde – aber eben, diese Behauptung gehört vermutlich zum Betrugsszenario.

Machen Sie die betroffene Person unbedingt auf den möglichen Einbruch ins Mailkonto aufmerksam. Sie sollte schleunigst ihr Passwort ändern und unbedingt eines wählen, das genügend lang ist, in keinem Wörterbuch steht und möglichst neben Gross- und Kleinbuchstaben auch Zahlen enthält – die Kummerbox gibt auf Anfrage auch Tipps zu sicheren Passwörtern.

Alle grossen Mailanbieter stellen im Supportbereich Anleitungen zur Verfügung, mit denen die Sicherheit des Mailkontos erhöht und verdächtige Aktivitäten gemeldet werden können.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 19. März 2012

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