Digitale Medien

Lauter reden! Leiser explodieren!

Einerseits lässt das Gehör mit dem Alter nach, und andererseits sind die Lautsprecher der TV-Flachbildschirme auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Gerade bei Spielfilmen sind die Dialoge der Akteure teilweise leise und nur schlecht hörbar. Eine Surround-Anlage habe ich ausprobiert. Musik und Sound-Kulisse kommen stärker und schöner zum Vorschein – das gesprochene Wort aber nicht.

Rolf Schlumpf, Bremgarten BE

Die Ursache des Problems scheint mir nicht bei der abnehmenden Qualität der Lautsprecher. Eher im Gegenteil: Während der Sound beim Fernsehen lange Jahre vernachlässigt wurde, zollt man ihm heute mehr Respekt. Dank digitaler Übertragungswege kann das Fernsehen heute eine Sound-Qualität bieten, die es früher noch nicht einmal im Kino gab.

Analoge Tonsignale (Fernsehen und Radio) lassen nur einen vergleichsweise kleinen Dynamikumfang zu. Sie werden einer starken Dynamikkompression unterzogen: Die Lautstärkespitzen werden «abgeschnitten» und Lautstärkeunterschiede angeglichen. Bei digitalen Medien (Digitalfernsehen, DVD, Bluray) verzichten die Tontechniker gern darauf: Umso eindrücklicher ist beim Klassikkonzert das Fortissimo und beim Action-Knaller die Explosion.

Wenn Sie bei Ihrem Fernseher zu Hause die lauten Passagen auf Zimmerlautstärke einpegeln, hat das den negativen Effekt, das die tendenziell leisen Dialogpassagen noch viel leiser und damit unverständlich werden. Das hat zur Folge, dass viele Zuschauer ständig am Lautstärkeknopf drehen. Und dass die Werbung dann wieder mit vollem Pegel in die gute Stube rumst, macht die Sache auch nicht besser.

Viele Fernseher, teilweise auch Settopboxen, Bluray-Player oder Wiedergabeprogramme am Computer bieten eine Funktion zum Gegensteuern. Es gibt unterschiedliche Benennungen, beispielsweise «Dynamikkompression» oder «Dialoganhebung». Bei Apples DVD-Player-Software heisst sie wiederum «Dolby DRC» (für «Dynamic Range Compression»). Im Handbuch Ihres Geräts oder Ihrer Software müssten Sie bei den Klangeinstellungen fündig werden.

Beim Digitalfernsehen stehen oft mehrere Audiokanäle zur Auswahl. Die normale Tonspur ist gegenüber den Surround-Spuren (auch «Dolby Digital» oder «5.1-Spuren» o. ä. genannt) stärker dynamikkomprimiert. Sie ist zur Wiedergabe auf Fernsehern ohne externes Soundsystem ausgelegt, die weniger grosse Unterschiede verkraften.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 23. Januar 2012

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