Die grössten Fotos der Welt

Gigapixel-Aufnahmen laden den Betrachter ein, sich in Bilddetails zu verlieren. Zum Beispiel in einem einzelnen Hausfenster.

Von Matthias Schüssler

Ein Gigapixel-Foto sieht nicht ungewöhnlich aus. Es zeigt eine Stadt oder eine Naturszene, wie man das von einem Landschaftsfoto gewohnt ist. Ihre Besonderheit gibt die Aufnahme im Browser preis, wenn man als Betrachter in das Bild klickt.

Per Maus nähert man sich winzigen Bilddetails. Bei normalen Bildern erscheint beim Einzoomen bald eine immer pixeligere Ansicht. Bei den Gigapixeln ist tiefes Eintauchen möglich und erwünscht: Bei einem Bild, das in der Totalen ganz Budapest zeigt, zoomt man auf ein einzelnes Hausfenster. Auf einem Panorama vom Alpstein lässt sich ein müder, einsamer Wanderer entdecken – wenn man ausdauernd genug sucht.

Bei Gigapixel-Fotos laden eine Milliarde Bildpunkte oder mehr zu per Maus geführten Entdeckungsreisen ein. Eine so hochauflösende Aufnahme entsteht mithilfe eines Fotoroboters wie dem Gigapan (gigapansystems.com). Er nimmt mithilfe einer handelsüblichen Digitalkamera Hunderte oder Tausende Fotos auf. Eine Software puzzelt diese zu der grossen Ansicht zusammen.

Das Gigapixel-Foto von Budapest unter 70gigapixel.cloudapp.net besteht aus sagenhaften 71,3 Gigapixeln. Es wurde aus 20 000 einzelnen Aufnahmen konstruiert. Damit darf es den Titel grösstes Foto der Welt für sich beanspruchen. Der bisherige Spitzenreiter hatte 45 Gigapixel und zeigt unter gigapan.org/gigapans/48492 Dubai, die Metropole am Persischen Golf.

Sauertöpfischer Bush

Ebenfalls beeindruckende Ausmasse haben die Bilder von Rio de Janeiro (gigapan.org/gigapans/54825) und von der Vereidigung von Barack Obama als amerikanischer Präsident (gigapan.org/gigapans/15374). Bei der Szene an den Stufen des Kapitols ist nebst einem sauertöpfischen George W. Bush unter Zehntausenden von Menschen auch ein eingeschlafener Zuschauer zu entdecken.

Es gibt auch einheimische Motive in der Gigapixel-Liga: Der Blick vom Rothorn auf Eiger, Mönch und Jungfrau und das Kloster Einsiedeln sind auf gigapan.org zu finden. Der Landschaftsfotograf Simon Oberli zeigt einige seiner Panoramaaufnahmen mit bis zu 31 Gigapixeln auf www.naturpanorama.ch.

Die Riesenfotos sind auch in Googles virtuellem Globus Google Earth ausfindig zu machen. Dort erscheinen sie am Aufnahmeort direkt in die aus Satellitenfotos generierte, dreidimensionale Ansicht integriert.

Das passiert aber erst, nachdem in der Palette namens «Ebenen» unter «Primäre Datenbank > Galerie» die beiden Einträge «Gigapan-Fotos» und «Gigapixl-Fotos» eingeschaltet sind. Gigapixl ist eine auf nordamerikanische Motive spezialisierte Megafoto-Website.

Budapest als Gigapixel-Foto. Im Kästchen ein vergrösserter Ausschnitt aus der Mitte des Bildes. Foto: 70gigapixel.cloudapp.net

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 16. August 2010

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