Wie man sich Windows 7 zurechtbiegt

Microsofts jüngstes Betriebssystem hat viele Verbesserungen zu bieten: Tipps, wie man diese richtig nutzt und sie optimal anpasst.

Von Matthias Schüssler

Die aufgeräumte Taskleiste, die praktischen Sprunglisten, die vielseitigen Bibliotheken: Das sind zentrale Neuerungen in Microsofts jüngstem Betriebssystem. Doch ausgeklügelte Features sind immer nur so gut, wie das, was der User daraus macht. Für Windows 7 gibt es Tricks und Konfigurations-Handgriffe, die ein dickes Plus an Komfort und Bedienerfreundlichkeit bringen.

Die Taskleiste polieren: Das Prunkstück von Windows 7 ist die Leiste am unteren Bildschirmrand. Sie enthält nun nicht mehr nur die laufenden Programme, sondern übernimmt auch die Funktion des Programmstarters. Oft genutzte Programme halten Sie in der Taskleiste. Das spart den Umweg übers Startmenü. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Symbol eines laufenden Programms und wählen Sie «Dieses Programm an die Taskleiste anheften» aus dem Kontextmenü. Dass ein Programm läuft, erkennen Sie am Rahmen um das Symbol in der Taskleiste.

Die Taskleiste zeigt nur Icons an. Die rechtsbündigen Programm-Namen aus früheren Windows-Versionen sind weg. Das ist für ungeübte Anwender nicht ideal. Für Programmbeschriftungen klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle der Taskleiste und wählen «Eigenschaften» aus dem Menü. Im Reiter «Taskleiste» wechseln Sie bei «Schaltflächen der Taskleiste» zu «Gruppieren, wenn die Taskleiste voll ist» oder zu «Nie gruppieren».

Alter Trick für neue Schwäche

Schwächen hat die Taskleiste beim Umgang mit Verknüpfungen. Es wäre praktisch, den Ordner mit den wichtigsten Dokumenten via Taskleiste ansteuern zu können. Wenn Sie einen Ordner auf die Taskleiste ziehen, landet er in der Sprungliste des Explorer-Symbols. Die Sprungliste ist das Menü, das Sie mit einem Rechtsklick auf ein Taskleisten-Programm zum Vorschein bringen. Dieses Manko lässt sich mit der aus Windows XP bestens bekannten Schnellstartleiste ausbügeln. Sie bietet Verknüpfungen zu wichtigen Ordnern direkt in der Taskleiste an und lässt sich bei Windows 7 reaktivieren: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Taskleiste und wählen Sie «Symbolleisten > Neue Symbolleiste» aus dem Menü. Sie werden nach dem Ordner für die Symbolleiste gefragt. Der Pfad zur Schnellstartleiste lautet so:

%AppData%\Microsoft\Internet Explorer\Quick Launch

Die Schnellstartleiste erscheint am rechten Rand der Taskleiste. Sie können sie in der Grösse anpassen, indem Sie mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle der Taskleiste klicken und «Taskleiste fixieren» deaktivieren. In der Schnellstartleiste legen Sie Verknüpfungen zu allen wichtigen Ordnern ab. Und übrigens: Sie können auch eine Verknüpfung zum Papierkorb in die Schnellstartleiste legen.

Ein Defizit der Taskleiste scheint auch das Fehlen der Möglichkeit zu sein, von einem Programm ein zweites Fenster zu öffnen. Möchten Sie beispielsweise im Windows Explorer eine Datei kopieren, dann öffnen Sie den Quell- und Zielordner je in einem Fenster. Bei einem Klick auf das Symbol in der Taskleiste wird aber lediglich das vorhandene Fenster in den Vordergrund geholt. Wenn Sie aber mit der rechten Maustaste auf das Programmsymbol klicken und dann in der Sprungliste den Eintrag mit dem Programm-Namen betätigen, erscheint ein zusätzliches Programmfenster. Bei Dreitasten-Mäusen hat ein Klick mit der mittleren Maustaste den gleichen Effekt.

Sie können auf den Programm-Namen in der Sprungliste übrigens auch mit der rechten Maustaste klicken: Dann erscheint das Kontextmenü, über das Sie die Eigenschaften eines Programms bearbeiten und zum Beispiel dessen Kompatibilitätseinstellungen anpassen.

Ordnung im Infobereich: Das rechte Ende der Taskleiste wird Infobereich genannt. Es enthält eine Datumsanzeige, die Uhr und viele kleine Icons. Diese repräsentieren die im Hintergrund laufenden Hilfsprogramme. Und sie machen die Taskleiste unübersichtlich. Aufräumen ist angesagt. Klicken Sie auf das Dreieckssymbol am linken Rand des Infobereichs und dann im erscheinenden Menü auf «Anpassen» . Das bringt das Fenster «Infobereichssymbole» zum Vorschein. Hier geben Sie an, von welchem Programm Sie ein Symbol sehen wollen. Sie erteilen oder verweigern Programmen das Recht, Benachrichtigungen anzuzeigen. Benachrichtigungen, das sind die ominösen Sprechblasen über dem Infobereich. Programme, die Sie nicht interessieren, stellen Sie mit «Symbol und Benachrichtigungen ausblenden» ruhig.

Es gibt einen zweiten, noch schnelleren Weg, wie Sie Programme aus dem Infobereich befördern. Klappen Sie das «Anpassen»-Menü aus, indem Sie auf das erwähnte Dreieckssymbol klicken. Ziehen Sie ein unerwünschtes Symbol per Maus aus dem Infobereich auf die freie Stelle am oberen Rand des Menüs. Es ist dort weiterhin zugänglich, nimmt aber keinen Platz mehr weg.

Die Ablage perfektionieren: Bilder und Dokumente legen Sie bei Windows 7 in Bibliotheken. Diese unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht gross von den Dokumenten-Ordnern aus Windows XP oder Vista. Auf den zweiten Blick steckt mehr dahinter. Zu einer Bibliothek können mehrere Ordner gehören, die an verschiedenen Stellen der Festplatte oder auf unterschiedlichen Festplatten untergebracht sind. In Bibliotheken ziehen Sie Daten projektbezogen zusammen. Und Sie vereinfachen den Umgang mit grossen Datenmengen. Wenn Sie aus Platzgründen Dateien auf eine externe Festplatte platzieren, sind die exilierten Dateien trotzdem in der Bibliothek verfügbar.

Um einer Bibliothek eine weitere Ablage hinzuzufügen, öffnen Sie sie im Windows Explorer. Bei Bibliotheken gibt der Explorer im rechten Bereich den Hinweis: «Hierzu gehören: 2 Orte». Wenn Sie auf die Zahl der Orte klicken, erscheint ein Dialog, der alle zur Bibliothek gehörenden Ordner aufführt. Hier können Sie weitere Ordner ergänzen oder entfernen. Sie löschen dann nicht den Ordner, sondern nur dessen Zugehörigkeit zur Bibliothek.

Neue Sicht auf Dokumente

Die Dokumente einer Bibliothek können Sie nicht nur in den gewohnten Dateidarstellungen anzeigen lassen. Über den Link bei «Anordnen nach» wählen Sie aus einer Reihe neuer Darstellungsformen. Digitalfotos sortieren Sie etwa nach Aufnahmemonat oder -jahr, nach Bewertungen oder Stichworten. Musik lässt sich nach Album, Interpret oder Genre anordnen. Dokumente fädeln Sie nach Autor oder Änderungsdatum auf.

Für die passenden Darstellungsmöglichkeiten ist es wichtig, den Typ der Bibliothek korrekt festzulegen. Wählen Sie die Bibliothek aus, und klicken Sie in der Symbolleiste auf «Organisieren > Eigenschaften». Im Dialog treffen Sie bei «Diese Bibliothek optimieren für» den passenden Typ aus, also Dokumente, Bilder, Musik oder Videos.

Der Vorteil, Dateien unabhängig vom Speicherort zu verwalten, ist mitunter auch ein Nachteil – dann, wenn nicht klar ist, wo Ordner oder Dateien gespeichert sind. Um das in Erfahrung zu bringen, klicken Sie einen Ordner mit der rechten Maustaste an und wählen «Ordnerpfad öffnen» aus dem Menü.

Taskleiste mit Sprunglisten: Bewiesener Nutzen und einige Ungereimtheiten.

Fotos und MP3 kommen in Bibliotheken besonders zur Geltung. Bilder: Screens TA

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 1. März 2010

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