Ein Notizbuch für jede Gelegenheit

Ob Einkaufsliste, Gedankenblitze oder Reisenotizen – mit Evernote lässt sich alles festhalten, was man sich merken möchte. Am Computer und am Handy.

Von Matthias Schüssler

Eines vorneweg: Für die nach wie vor stilvollste Art, flüchtige Gedanken festzuhalten, braucht es einen Bleistift mit Härtegrad B und ein Moleskine-Notizbuch. Weitaus weniger elegant und durchaus etwas prätentiös aber ist ein digitales Notizbuch. Es hat dafür andere Stärken.

Eine davon ist natürlich die Anbindung ans Internet. Die mittlerweile populärste Website für ungeordnete Stichwortsammlungen, hingeworfene Ideen, To-do-Listen sowie Einkaufszettel und Fundstücke jeglicher Art ist www.evernote.com. Als Informationshalde im Web steht sie via Browser an jedem Computer dieser Welt zur Verfügung, solange man sich an seinen Benutzernamen und das Passwort erinnern kann.

Ein Evernote-Konto fasst beliebig viele digitale Notizbücher, sie stellen die Ordnungseinheit für Projekte dar. Es bewährt sich, für separate Unterfangen je ein eigenes Notizbuch anzulegen, sich aber auch nicht mit zu vielen Büchern zu verzetteln. Jedes Buch nimmt wiederum digitale Notizzettel in unbeschränkter Zahl entgegen. Die einzelnen Zettel werden wie Dateien am Computer nach Erstellungsdatum sortiert und in Listenform oder mit einer Vorschau angezeigt.

On- und offline speichern

Wichtig für die notizbuchübergreifende Suche sind Stichworte. Jeder Notiz lassen sich frei Stichworte zuordnen. In der Leiste auf der linken Seite erscheinen diese unter «Tags» (dt. Etiketten) und beim Klick auf ein Stichwort alle passenden Notizen. Es gibt auch eine freie Suchfunktion, die alle Notizen nach dem eingegebenen Begriff durchstöbert.

Die Nutzung über den Browser ist nur eine Möglichkeit: Für Windows und Mac stehen Desktopanwendungen zur Verfügung, mit denen man seine Notizbücher auch offline bearbeiten kann. Die Daten werden auf der lokalen Festplatte gespeichert. Das kommt den Leuten entgegen, die der «Cloud» nicht ihr ganzes virtuelles Gedächtnis anvertrauen mögen. Die Cloud, der englische Begriff für Wolke, bezeichnet Dienste, bei denen die Daten auf fremden Webservern stecken. Cloud-Skeptiker stört die Abhängigkeit vom Betreiber des Dienstes und von der intakten Internetverbindung. Evernote verbindet beide Welten, indem die lokale Speicherung automatisch mit dem Notizbuch in der Cloud abgeglichen wird.

Texte mit der Kamera erfassen

Notizen sammeln lässt sich auch – und gerade – unterwegs. Nebst einer iPhone-App existieren Evernote-Varianten für den Palm Pre, Android-Handys, den Blackberry, einzelne Sony-Ericsson-Telefone und für Windows Mobile. Der Funktionsumfang variiert je nach Mobilgerät.

Positiv sticht die iPhone-App heraus. Sie speichert zum einen bei jeder neu eingetragenen Notiz per GPS den Ort der Erstellung. So lassen sich all jene Notizen anzeigen, die am gleichen Ort erfasst wurden.

Die iPhone-App nimmt auch Notizen in Sprachform oder per Kamera entgegen. Der Clou dabei ist die Texterkennung: Sie erfasst und indiziert Textinhalte auf den Fotos, die sich danach via Suche erschliessen lassen. Das funktioniert nur mit Motiven, die man in genügender Qualität einfangen konnte (weshalb die etwas bessere Kamera des iPhone 3GS im Vorteil ist). Bei Apples Handy klappt die Texterkennung gut mit Buchcovers und nicht immer bei den Visitenkarten.

Wer im Internet als Jäger und Sammler unterwegs ist, installiert ausserdem die Evernote-Erweiterung für Firefox. Sie speichert ganze Websites oder Ausschnitte als «Quicknotes». Erst sammeln, dann sortieren und bewerten, ist das Rechercheprinzip bei Evernote.

Gemeinsame Notizbücher

Evernote ist kostenlos und sowohl in Deutsch wie in diversen weiteren Sprachen erhältlich. Beim Gratiskonto ist das monatliche Datenvolumen auf 50 Megabyte beschränkt. Für intensive Nutzer gibt es für fünf US-Dollar pro Monat den Premium-Account. Mit ihm können auch Office-Dokumente ins Notizbuch gelegt werden, standardmässig sind nur Text und PDF als Dateiformate zugelassen. Die Kommunikation erfolgt verschlüsselt, und es gibt ausgeklügelte Möglichkeiten, ein Notizbuch für andere User freizugeben.

www.evernote.com

Notizbücher haben Stil und brauchen keinen Akku: Doch ihre digitalen Gegenstücke haben auch einiges zu bieten. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. Januar 2010

Rubrik und Tags:

Faksimile
100125 Seite 42.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Aufmacher
Nr: 9353
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 480
Ort:
Tabb: FALSCH