Songbird, ein pfiffiges Programm zur Musikverwaltung

Das jüngste Projekt der Mozilla-Stiftung ist eine ernsthafte Alternative zu iTunes und Media Player.

Von Matthias Schüssler

Ein bunter Vogel soll die graue Schar der Musikverwaltungsprogramme aufmischen. Das eben geschlüpfte Küken der Mozilla-Stiftung heisst Songbird, Singvogel. Vielleicht ein zu lieblicher und harmloser Name. Denn heute herrschen der Windows Media Player und iTunes von Apple über die Musiksammlungen auf PCs und Macs. Um zum Überflieger zu werden, muss Songbird kämpfen wie ein Adler oder die Heimtücke eines Kuckucks zeigen.

Hat sich Songbird auf der Festplatte eingenistet, sucht er nach MP3 und anderen Musikdateien. Auch AAC aus der Apple-iTunes-Welt, WMA, Ogg und der verlustfrei komprimierende FLAC-Codec für Audiophile gehören zum Repertoire. Songbird spielt diese Dateien und bringt Übersicht in Musiksammlungen von Tausenden oder Zehntausenden Titel.

Diese lassen sich in Playlists organisieren oder über «intelligente Wiedergabelisten nach vielen Kriterien sieben. Songbird empfängt Webradio und abonniert über «Datei > Neues Abonnement» Podcasts. Songbird ist auch ein Webbrowser, der als Spezialität die auf einer Seite verlinkten Musikdateien per Mausklick lädt und in die Musiksammlung ablegt. Einfacher war das Abrufen von Podcasts und Webmusik noch nie.

Abflug in den Konzertsaal

Die Integration von Informationen aus dem Web geht weiter. Im Reiter «Künstlerinformationen» gibt das Programm Trivia zum laufenden Stück zum Besten und ist auch bei Schweizer Bands wie Züri West nicht um Angaben verlegen. Die Rubrik «Konzerte» zeigt an, wann die Lieblingsbands auf Tournee sind, wobei man momentan den USA oder in Grossbritannien wohnen muss, um mit Daten versorgt zu werden.

Unter «Bewertungen» sieht man die Sternchen, die auf Amazon für einen Titel vergeben wurden, und in einer eigenen Rubrik sind sind Fotos und Bilder zu Band und Album zu sehen. Hier tauchen CD- und Plattencover auf. Besonders praktisch: Man kann die Bilder auf das «Album Art»-Fenster ziehen.

Das Bild wird in den Meta-Informationen gespeichert. Deren Bearbeitung ist denkbar einfach. Im übersichtlichen Dialog passt man Titel, Interpret, Album und Aufnahmedatum für ein Stück oder mehrere Musiktitel an.

Die eigentliche Stärke von Songbird ist die Erweiterbarkeit. Wie bei Firefox und Thunderbird lassen sich über Add-Ons Funktionen nachrüsten. Es gibt schon gut 100 Erweiterungen. «MediaFlow» imitiert die CoverFlow-Navigation aus iTunes. LyricMaster sucht nach Liedtexten und speichert sie in der MP3-Datei.

Die Erweiterung «mashTape» bringt die gute alte Mix-Kassette ins digitale Zeitalter. Für Nutzer des Apple Music Store und iPod sind die Erweiterungen «QuickTimePlayback» und «iPod Device Support» interessant. Sie ermöglichen es, den iPod mit Songbird zu synchronisieren und im Music Store Songs gekaufte Stücke wiederzugeben. Das ist ein solider Anfang, aber es reicht nicht, um iTunes zu ersetzen. Zugriff auf den iTunes Music Store ist nicht möglich. Für eingefleischte iPhone- und iPod-Nutzer ist Songbird daher nur zweite Geige.

Optisch erinnert Songbird an das besagte iTunes-Programm. Der Look über «Ansicht > Alle Federkleider» kann auch geändert werden. Bislang steht gut ein Dutzend «Federkleider» bereit. Ein echtes Highlight ist aber nicht auszumachen.

Songbird hat auch Schwächen. Die grösste ist, dass keine Funktion zum Einlesen («rippen») von CDs vorhanden ist. Trotzdem wird von diesem Vogel noch zu hören sein.

http://getsongbird.com

SCREEN TA

Der Singvogel mit dem grossen Repertoire.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 22. Dezember 2008

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