Die Open-Office-Community bläst zum Angriff auf Microsofts Bürosoftware

Das freie Büropaket OpenOffice erscheint in Version 3 und soll Microsoft-müde Anwender ködern.

Von Matthias Schüssler

Microsofts Vormachtsstellung im Büro ist bislang nicht zu knacken. Trotz des hohen Preises arbeitet alle Welt mit MS Office. Kostenlose Konkurrenzprodukte wie OpenOffice, AbiWord oder Lotus Symphony haben nur marginale Machtverschiebungen bewirkt.

Das könnte sich ändern. Letzte Woche ist OpenOffice.org in der dritten Version erschienen. Es gibt jetzt zum ersten Mal auch eine Variante für Mac OS X, und das ist ein wichtiger Vorteil für den Herausforderer. OpenOffice oder kurz OO läuft auf allen wichtigen Computerplattformen Windows, Linux und Mac OS X, und zwar mit identischem Funktionsumfang. Microsofts Office existiert zwar in einer Mac-Version. Der Datenaustausch mit Windows ist aber nicht immer gewährleistet.

Zum Vorteil OpenOffice könnte OpenOffice auch die zunehmende Frustration unter den Microsoft-Anwendern gereichen. Die Multifunktionsleiste aus MS Office 2007 stösst auf wenig Gegenliebe. Zu radikal ist der Bruch mit der Vergangenheit, zu ungewohnt die Bedienung ohne die klassischen Menüs.

OpenOffice hat auch in Version 3 das Aussehen einer klassischen Textverarbeitung – manche würden die Oberfläche als bieder bezeichnen. Das Büropaket umfasst eine Textverarbeitung namens Writer, die Tabellenkalkulation Calc, das Datenbankprogramm Base, das Präsentationsmodul Impress, den Formeleditor Math und das Zeichnungsmodul Draw.

Texten auf grossen Schirmen

Die wichtigste Neuerung in Write sind die neuen Darstellungsmodi. Im Spaltenmodus kann man zwei oder mehrere Seiten nebeneinander darstellen lassen. Das ist vor allem bei grossen Bildschirmen im Breitformat nützlich. Im Buchmodus erscheinen die Seiten, wie sie bei einer am Rücken gehefteten Publikation aussehen würden. Diese Ansichten können über die Statuszeile am unteren Rand des Fensters rechts oder aber über das Menü und den Befehl «Ansicht > Massstab» angesteuert werden.

Verbessert wurde auch die Notizfunktion. Anmerkungen erscheinen nun im Seitenrand. Die neuen Formate aus Office 2007 – nicht nur von Word, sondern auch von den anderen Modulen, können in OO3 übrigens ebenfalls geöffnet werden. Das Speichern in diesen Formaten ist jedoch nicht möglich.

Viele Neuerungen hat das Tabellenkalkulationsprogramm Calc erfahren. Neu ist hier der Solver, ein Programm zur Lösung komplexer mathematischer Aufgaben durch schrittweise Annäherung.

Verbessert wurde auch die Darstellung von Diagrammen. Sie ist nun flexibler und optisch etwas ansprechender (aber noch immer nicht wirklich ein Augenschmaus). Anwender von Impress können nun direkt in der Präsentation mit Tabellen arbeiten. bis jetzt war es nötig, Tabellen via Zwischenablage aus Write oder Calc zu übernehmen – eine grosse Arbeitserleichterung. Eine unscheinbare Neuerung, die in der Praxis aber sehr nützlich sein dürfte, sind die neuen Optionen beim Export eines Dokuments als PDF.

Speichern für die Ewigkeit

Die Qualität und die Merkmale können nun vielfältig gesteuert werden: Es ist beispielsweise möglich, Dokumente verschlüsselt zu speichern, sodass sie erst nach Eingabe eines Passworts eingesehen werden können.

Die Option «PDF/A», zu finden unter «Allgemein» im PDF-Exportdialog, ist ein Standard für die Langzeit-Archivierung von Dokumenten. Sie gewährleistet, dass die so gespeicherten auch in ferner Zukunft eingesehen und korrekt gedruckt werden können.

OpenOffice.org für Windows, Mac und Linux, ca. 150 MB:
http://de.openoffice.org

SCREEN TA

Der Buchmodus zeigt zwei Seiten aufs Mal.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 20. Oktober 2008

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