Eigene Bilder ins globale Fotoalbum einkleben
Auf Flickr.com zeigt man seine besten Schnappschüsse der Welt und lernt Foto-Enthusiasten aus der Gegend kennen.
Von Matthias Schüssler
Vor gut einer Woche war es so weit: Flickr vermeldete das zweimilliardste Bild. Yukiko Kawabata aus Brisbane hatte es hochgeladen. Es zeigt einen toten Baum. Auf Flickr sind mehr Bilder vorhanden, als ein Mensch je sehen kann. Und ständig werden es mehr: dreissig oder mehr Bilder gehen jede Sekunde online. Flickr ist das globale Fotoalbum schlechthin, an dem jeder teilnehmen kann. Und das mit einem riesigen Publikum lockt.
Das erreicht man als Fotoamateur allerdings nur, wenn man alles richtig macht: Wichtig ist, keine 08/15-Bilder hochzuladen. Beliebige Aufnahmen gibt es genügend – auch wenn die Behauptung von Spöttern übertrieben ist, von den zwei Milliarden Bildern würden allein die Hälfte auf den Eiffelturm und die Freiheitsstatue entfallen. Aufnahmen, die nur für Freunde und Familienangehörige interessant sind, markieren Sie als privat.
Es lohnt sich, hochgeladene Bilder möglichst genau zu beschreiben: Gefunden werden Bilder über den Begleittext und die so genannten Tags, die Stichworte zu jedem Bild. Auch wenn Flickr seit kurzem in Deutsch abrufbar ist, kann man die wichtigsten Stichworte auch in Englisch hinzufügen. Flickr wertet die Metadaten der Fotos aus. Wenn Bilder mit einem Programm wie Adobe Lightroom oder XnView verschlagwortet wurden, übernimmt Flickr diese Informationen. Es lässt sich aber nicht nur mittels Tags nach Bildern suchen – der «Retrivr» ist eine Bildersuche, die anhand eines vorgegebenen Bildes oder einer Skizze ähnliche Aufnahmen sucht: http://labs.systemone.at/retrievr.
Eine spannende Funktion in Flickr ist das Geotagging. Dabei wird dem Foto die Angabe des Aufnahmeorts angeheftet. Das ist keine Hexerei: Man wählt in Flickr unter «Organisieren» den Reiter «Weltkarte», wählt dann den passenden Kartenausschnitt und zieht das Bild an die Stelle, an der es aufgenommen wurde.
Bilder mit Geotags sind über die Weltkarte unter flickr.com/map aufzufinden. Das ermöglicht spontane Touren durch Ouagadougou, Hammerfest oder Wauwil im Kanton Luzern (wobei Letztere eine Enttäuschung ist – es gibt kein einziges Bild aus Wauwil auf Flickr).
Kameras im Flug
Wichtig ist auch, Bilder nicht nur im eigenen «Fotostream» (Bilderstrom) zu veröffentlichen, sondern auch in passenden Gruppen – so erreichen Sie Leute, die an dem Thema interessiert sind, das Sie in ihrem Bild zeigen. Es gibt Gruppen zu allen erdenklichen Themen: Zu fotografischen Disziplinen wie Landschafts-, Tier-, Nacht-, Unterwasser-, Langzeit- oder Panoramaaufnahmen, zu thematischen und geografischen Kategorien, aber auch Spezialitäten wie «Red Portraist», in denen nur in Rot gehaltene Porträtaufnahmen zu finden sind, oder die Gruppe «Camera Tossing», in der Leute ihre Kamera hochwerfen, während diese automatisch auslöst. Es gibt auch witzige Dinge wie den «transparenten Monitor»: Hier wird die Anzeige am Bildschirm so geschickt arrangiert, dass es wirkt, als sei der Monitor durchsichtig.
Fotos, die Ihnen gefallen, können Sie kommentieren, zu Ihren Favoriten hinzufügen. Ausserdem lohnt es sich, die Kontakte zu pflegen: So bringen Sie andere Flickr-Nutzer dazu, Ihre eigenen Bilder zu begutachten, diese zu bewerten und zu kommentieren – und nur dann steigt die «Interestingness» – Flickrs Masseinheit dafür, wie speziell eine Aufnahme ist. Um es auf die Flickr-Frontseite zu schaffen, muss ein Bild sehr interessant sein.
Flickr führt auch Foto-Enthusiasten aus der Region zusammen. Dazu suchen Sie sich eine Gruppe aus Ihrer Wohngegend, treten ihr bei und beteiligen sich an den Diskussionen. Genügend aktive Mitglieder vorausgesetzt, ergeben sich gemeinsame Fototouren oder Usertreffen – und aus der globalen Fotowebsite wird eine überschaubare, persönliche Angelegenheit.
SCREEN TA
Geotags: Die Karte zeigt Bilder nach ihrem Entstehungsort.