Im Web unterwegs ohne zu viele Datenspuren

Im Internet gibt es viele fleissige Datensammler: Wie man trotzdem seine Privatsphäre wahrt.

Von Matthias Schüssler

Spock, das Superhirn aus der TV-Serie «Enterprise», vergisst niemals einen Namen. Das Gleiche gilt auch für Spock.com – eine neue, mit viel Risikokapital dotierte Personensuchmaschine. Spock.com durchstöbert persönliche Websites, Blogs und virtuelle Netzwerke wie MySpace.com und erstellt Persönlichkeitsprofile. 100 Millionen Amerikaner seien bereits registriert, verkündet Spock.

Die ganze Menschheit in einem grossen Online-Verzeichnis? Spock beteuert, die Privatsphäre würde geachtet und heikle Daten wie Geburtsdatum, Telefon- oder Sozialversicherungsnummer würden nicht in öffentlichen Profilen angezeigt. Trotzdem ist Spock der «Alptraum» aller Datenschützer, wie eine deutsche Tageszeitung kommentiert.

Spock, als Spitze des Eisbergs, ruft in Erinnerung, dass im Internet Daten gesammelt werden, was das Zeug hält. Google protokolliert jede Suchanfrage. Viele grosse Anbieter wie Yahoo oder Microsoft wickeln vielfältigste Dienste über ein zentrales Benutzerkonto ab. Damit werden die Aktivitäten jedes Benutzers minutiös registriert. Gleichzeitig animieren Weblogs, soziale Netzwerke wie MySpace.com oder die Videoplattform Youtube ihre Benutzer dazu, sehr persönliche Informationen im Internet zu veröffentlichen.

Das Web vergisst nicht

Und solche zu persönlichen oder in anderer Weise delikaten Informationen sind auch Jahre später abrufbar – auch dann, wenn der Urheber sie gelöscht hat. Unbedachte Äusserungen oder exhibitionistische Ausrutscher überdauern die Zeit im Speicher einer Suchmaschine. Oder auf Archive.org: Dieses «Web-Museum hat seit 1996 mehr als 85 Milliarden Seiten archiviert.

Damit einem der Personalchef beim Bewerbungsgespräch oder die Verabredung am ersten Date keine peinlichen Entdeckungen aus dem Internet unter die Nase reibt, ist Zurückhaltung angesagt. Mit persönlichen Angaben im Netz verhält es sich wie mit der Tätowierung an einer exponierten Körperstelle: Man muss sicher sein, dass man auch in zwanzig Jahren noch dazu stehen kann. Ansonsten legt man sich besser ein Pseudonym oder ein virtuelles «Alter Ego» zu. Familiäre und private Dinge haben ihren Platz auf passwortgeschützten Websites. Sie können von keiner Suchmaschine durchleuchtet werden.

Es gibt auch andere Gefahrenquellen für die Privatsphäre, etwa Metadaten. Das sind beschreibende Informationen in Dateien. So liefern Metadaten bei Digitalfotos viele aufschlussreiche Informationen. Darunter fallen Aufnahmedatum und zeit, womöglich auch den Aufnahmeort und die Namen von abgebildeten Personen. In den Metadaten zu Office-Dokumenten ist oft der Name, die berufliche Position oder sogar die Adresse des Autors zu finden. Und in Word-Dokumenten sind mitunter sogar Passagen enthalten, die der Autor eigentlich längst gelöscht hat. Wer solche Dokumente ins Netz stellt, sollte sicher sein, dass er unerwünschte Metadaten gelöscht hat.

Auch bei der Nutzung von Websites, die eine persönliche Anmeldung verlangen, stellt sich die Frage: Wie viele persönliche Informationen will man preisgeben? Verwenden Sie als Benutzername nicht unbedingt Ihren richtigen Namen und verwenden Sie auf unterschiedlichen Websites verschiedene Benutzernamen. Überlegen Sie sich genau, welche Informationen auf öffentlichen Profilseiten zu sehen sein sollen. Und löschen Sie Ihr Profil bei Internetdiensten, die Sie doch nur selten oder nie verwenden.

Leicht zu mehr Privatsphäre kommen Sie auch so: Entfernen Sie Browser-Erweiterung wie die «Google Toolbar» oder «Yahoo Toolbar». Und löschen Sie ab und zu die Cookies: Damit werden Sie bei Besuchen auf Websites nicht mehr «wiedererkannt» und die Protokolle über Sie sind obsolet.

JIM NAUGHTEN/GETTYIMAGES

Privates gelangt schnell ins Web – löschen ist fast unmöglich.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 24. September 2007

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