Das Mac-Office als Microsoft-freie Zone

iWork 08 macht MS Office die Vorherrschaft über Texte, Tabellen und Präsentationen streitig.

Von Matthias Schüssler

Wer Microsoft nicht mag, hat einen Mac. Mit dem Mac-Book oder einem iMac kann man sich wunderbar von der Masse der PC-User abheben. Doch wenn es um die Bürosoftware geht, landen auch die Nonkonformisten bei MS Office.

Dass Office auch auf Macs weit verbreitet ist, liegt nicht am Fehlen von Alternativen. Für Schreibarbeiten gäbe es gratis Abi-Word (www.abiword.org) oder das mit 49 Dollar erschwingliche Programm Mellel aus Israel (www.redlers.com). Und mit Neo-Office (www.neooffice.org) stünde die Mac-Variante von Open-Office gratis im Netz. Diese Programme haben ihre Alltagstauglichkeit längst unter Beweis gestellt. Aber der Quasi-Standard aus Redmond ist weniger exotisch und gilt darum als die sichere Wahl.

Zurück zu alten Tugenden

Eine massentaugliche Alternative kommt jetzt von Apple selbst. Sie heisst iWork 08 und führt die Tradition der beliebten Mac-Büroprogramme aus den 80er- und 90er-Jahren fort. Damals hatten sich Apple-Works und Claris-Works durch einfache Bedienung ausgezeichnet. Apple-Works fand sogar unter Windows Anhänger. Apple hat es jedoch nie geschafft, die aus der Ära des «Classic»-Betriebssystems stammenden Programme für OS X fit zu machen.

iWork 08 – im Fachhandel für 109 Franken für Einzelbenutzer und für 139 Franken mit Familienlizenz erhältlich – zieht mit überzeugenden Argumenten gegen Office zu Felde: Neue Benutzer müssen keine grossen Hürden befürchten. Ungewohnte Bedienungskonzepte werden direkt im Programmfenstererklärt. Mit automatischen Formatierungsstilen und vielen Vorlagen bemüht sich iWork bei jedem Dokument um eine ansprechende Optik – getreu dem in vielen Werbespots zementierten Glaubenssatz, dass biedere Arbeiten nur auf Windows-PCs entstehen.

Ein weiteres Plus ist die Zusammenarbeit mit anderen Anwendungen. Bilder aus iPhoto oder Adressen aus dem Adressbuch zu holen, ist eine Frage von Mausklicks – wobei diese Offenheit nur bei Apple-Programmen gewährleistet ist. Aber es ist natürlich möglich, Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumente zu öffnen und zu speichern.

iWork besteht aus dem Textverarbeitungsprogramm Pages und dem Präsentationsprogramm Keynote. In der neuen Version 08 stösst eine Tabellenkalkulation dazu. Numbers macht das Angebot an Büroprogrammen komplett. Zumindest für Anwender mit limitierten Ansprüchen. iWork kann bezüglich Umfang nicht mit Office und Microsofts notorischer Flut von Features und Funktionen mithalten. Im Microsoft-freien Büro sind nur User gut aufgehoben, die weder mit Querverweisen operieren, noch aufwändige Analysen in Pivot-Tabellen vornehmen.

Office für Ästheten

Pages ist ungeeignet fürs Buchmanuskript oder die Doktorarbeit, aber prädestiniert für sorgfältig gestaltete Druck-Erzeugnisse. Man arbeitet nicht wie in einer herkömmlichen Textverarbeitung, sondern eher wie im Layoutprogramm. Elemente dürfen frei auf der Seite platziert werden. Mehrspaltiger Textumbruch ist keine Hexerei. Textblöcke lassen sich spiegeln oder rotieren. Bilder dürfen frei positioniert, gedreht, mit Schatten- oder anderen Effekten versehen werden. Sogar Masken sind möglich. Masken sind Formen, die unerwünschte Teile eines Bildes «verschlucken».

Auch bei Numbers sind sofort Unterschiede zu Office ersichtlich. Während man bei Excel immer nur ein Tabellenblatt vor sich sieht, kann man in Numbers mehrere Tabellen auf der Arbeitsfläche platzieren – oder wahlweise auch Fotos, Textfelder und Diagramme. Die Darstellung von Kuchen, Balken, Säulen und Kurven ist, dank dezentem Schattenwurf und Beleuchtungseffekten, exquisit.

SCREEN TA

Numbers: Schicke Tabellen ohne viel Energieaufwand.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 10. September 2007

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