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Mit Dreamweaver zurechtkommen

Wer auf die Creative Suite 3 updatet, muss auch von GoLive zu Dreamweaver wechseln. Dieser Beitrag bietet Hilfestellung für den nicht ganz freiwilligen Umstieg.

MATTHIAS SCHÜSSLER GoLive ist passé. Die Creative Suite 3 legt den Anwendern nahe, Sites mit Dreamweaver zu bearbeiten. GoLive ist aus Rang und Traktanden gefallen. Wer nicht auf einem dürren Ast sitzen bleiben möchte, hat keine Wahl, als dieser Aufforderung nachzukommen. Es ist einleuchtend, dass unter diesen Umständen die Begeisterung, sich auf ein neues Programm einzulassen, nicht sehr gross ist. Man macht so einen Umstieg lieber aus eigenem Antrieb und überlegt sich die Sache zweimal, wenn man das alte Programm aus dem Effeff kennt. Doch trotz allem die Empfehlung: Wagen Sie den Schritt! Die Bedienung ist zwar sehr anders als bei GoLive, in vielen Fällen aber doch einfacher. Ausserdem sind die eingebaute HTML- und CSS-Dokumentation ( Referenz oder Umschalttaste + F1), und die gute Visualisierung von CSS-Dateien je ein Punkt für Dreamweaver. Nicht zu verschweigen sind Dreamweavers Schwächen. Die Suchfunktionen für Objekte und reguläre Ausdrücke ist in GoLive ausgeklügelter. Und GoLives Palette Link-Ansicht sowie die allgemein leistungsfähigere Site-Verwaltung vermisst der frischgebackene Traumweber schmerzhaft.

Gröbere Hürde: Die Site-Konvertierung

Hilfreich beim Umstieg von GoLive auf Dreamweaver ist der «Conversion Guide» von Adobe (www.adobe.com/de/products/golive/pdfs/GL2DWD_Final.pdf). Die PDF-Datei erläutert unterschiedliche Konzepte, Bezeichnungen und Vorgehensweisen. Sie erläutert zudem, wie man bestehende Sites für Dreamweaver präpariert.

Die GL2DW-Erweiterung konvertiert GoLive-Site-Dateien für Dreamweaver. Die Inbetriebnahme dieses nützlichen Helfers ist tückisch: Die Erweiterung steckt auf der zweiten DVD der Creative Suite 3, die mit «Content» beschriftet ist, und dort im Ordner GL2DW. Dieser Ordner muss von Hand kopiert werden und zwar unter Windows nach C:ProgrammeAdobeAdobe GoLive CS2ModulesExtend Scripts und auf dem Mac nach Programme/Adobe GoLive CS2/Modules/Extend Scripts.

Die Konvertierung wird somit in GoLive CS2 durchgeführt. Hier ist, nach Installation der GL2DW-Erweiterung, im Menü Datei der Befehl Site für Dreamweaver exportieren verfügbar. Sollte der Export fehlen, muss das neue Modul noch aktiviert werden. Dazu dient, unter Windows, der Befehl Voreinstellungen, auf dem Mac Voreinstellungen. Im Dialog wird hier links Module ausgewählt, dann muss rechts bei Extend Scripts die Option GL2DW eingeschaltet und GoLive anschliessend neu gestartet werden.

Falls beim Exportieren für Dreamweaver ein Fehler auftritt und der «JavaScript Debugger» auftaucht, liegt dies am Fehlen des Ordners Snippets in der Site. Das lässt sich korrigieren, indem man auf Extras geht und den Ordner Auszüge in Snippets umbenennt.

Bei der Konvertierung fragt GoLive nach dem Ordner, in dem die Site gespeichert werden soll. In diesem wird eine Datei mit Endung STE angelegt, Dreamweavers Äquvivalent zur .site-Datei. Die STE-Datei wird in Dreamweaver über den Befehl Sites verwalten eingebunden. Klicken Sie auf Importieren und geben Sie die erwähnte STE-Datei im Exportordner an. Im Fenster Sites verwalten lassen sich über die Schaltfläche Bearbeiten die Einstellungen der Site verändern. Die Konfiguration kann entweder über den Assistenten vorgenommen werden, oder aber über die Rubrik Erweitert, die im Fenster Site-Definition als separater Reiter zur Verfügung steht. Letzteres ist unbedingt vorzuziehen, da hier mehr Optionen zur Verfügung stehen: Unter anderem in der Rubrik Sitemap-Layout: Hier ist die Homepage anzugeben, also die Ausgangsdatei für die Website. Unter Lokale Infos gibt es die wichtige Option Gross-/Kleinschreibung bei Hyperlink-Prüfung beachten. Bei Windows-Servern ist diese Option abzuschalten, bei Linux-Servern braucht es sie. Wichtig auch das Cloaking: Es bestimmt, welche Dateien nicht automatisch abgeglichen werden. Das könnten beispielsweise Server-Konfigurationsdateien sein, etwa «.htaccess»-Dateien – oder die zu einem Content-Management- oder Blog-System gehörenden Dateien. Unter Remote-Information wird der Zugang zum Server erfasst; auch ein Testserver darf eingerichtet werden.

Über die Palette Dateien (herbeizuzaubern über Dateien oder über die Taste F8) greift man auf die Dateien der Site zu und startet den Datenabgleich mit dem Webserver. Es gibt vier verschiedene Ansichten. Die lokale Ansicht zeigt die Site-Dateien auf dem eigenen Rechner. Bei Remote Ansicht und Testserver kann man sich durch die Dateistruktur auf dem Web- bzw. Testserver klicken. Die Sitemap-Ansicht zeigt die Link-Struktur der Site.

Über Elemente zum Fenster, über das man Bilder, Website-Farben, Links, Scripts, Flash-Elemente und desgleichen verwaltet. Dieses Fenster ist im Vergleich zu GoLives Site-Management karg ausgestattet. Die gute Seite der Sache liegt darin, dass gerade GoLives Site-Manager sehr ressourcenhungrig ist und häufig für Performance-Probleme und Hänger verantwortlich ist. Bei grösseren Sites wird GoLive sehr träge. Das passiert in Dreamweaver auf einem halbwegs schnellen Rechner nicht.

Oberfläche: Alles ist anders

Der «Conversion Guide» erläutert einige wesentliche Unterschiede zwischen GoLive und Dreamweaver: Der Inspektor in GoLive wird in Dreamweaver durch die Werkzeugleiste ersetzt – durch die Leiste Eigenschaftsinspektor (einzublenden über Eigenschaften), um genau zu sein. Das ist für viele Anwender leichter verständlich, da die Werkzeugleiste viel näher an der aus anderen Programmen gewohnten Arbeitsweise ist. Einzuwenden bleibt, dass Programmierprofis den Inspektor vermutlich einleuchtender fanden.

Wo Werkzeuge verräumt sind

GoLives Objekt-, bzw. Werkzeugpalette ist in Dreamweaver eine Symbolleiste, die den schlichten Namen Einfügen trägt und in die Rubriken Allgemein, Layout, Formulare, Daten, Spry, Text und Favoriten unterteilt ist. Der CSS-Editor bzw. die CSS-Palette von GoLive findet eine Entsprechung in der über CSS-Stile herbeizuzitierenden Palette. Die Farben sind, wie oben erwähnt im Elemente-Fenster zu finden. Die dort erstellten Farben finden sich dann über die Eigenschaften-Symbolleiste wieder. Keine Entsprechung gibt es in GoLive für die hervorragenden Funktionen zur Visualisierung der CSS-Blockelemente. Sie finden sich in Dreamweaver unter Visuelle Hilfsmittel.

Unter Elemente findet man die Dinge, die in GoLive im Website-Fenster im Reiter Extras untergebracht sind: Nämlich Vorlagen, Komponenten und Smart-Objekte. Die Vorlagen werden im Site-Ordner bei Templates abgelegt. Sie benötigen – wie in GoLive – bearbeit­bare Bereiche («EditRegions»). Das ist bei GoLive analog, sodass Vorlagen ohne Änderung weiter benutzt werden können. Bearbeitbare Bereiche erstellt man in Dreamweaver über die Einfügen-Symbolleiste und deren Rubrik Allgemein. Dort findet sich das Symbol Vorlagen: Bearbeitbarer Bereich.

Die Bibliothek von GoLive wird in Dreamweaver durch die Paletten Elemente und Code-Fragmente substituiert. Die Bibliothekselemente sind wiederverwertbare Objekte, die mit dem Original verknüpft bleiben und somit die Änderungen am Original nachvollziehen. GoLive-Anwender kennen sie unter der Bezeichnung Komponenten. Die Snippets oder Deutsch Auszüge heissen in Dreamweaver Codefragmente.

Die Aktionen von GoLive heissen in Dreamweaver Verhalten, und das Layout-Raster wird als Layouttabelle eingerichtet. Dahin gelangt man über Layoutmodus. Dann wechselt man in der Einfügen-Symbolleiste in die Rubrik Layout und richtet über die Symbole Layouttabelle zeichnen und Layoutzelle zeichnen die gewünschte Seitenaufteilung ein. Anzumerken bleibt, dass der elegantere Weg über CSS-Stile führt. GoLive hin Dreamweaver her – ein tabellenbasiertes Layout ist Webdesign vom letzten Jahrhundert.

GoLive-Umsteiger müssen sich mit Dreamweavers Bedienung vertraut machen.

Quelle: Publisher, Montag, 20. August 2007

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Thema: Webtipps
Nr: 7984
Ausgabe: 07-4
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