Per Internet die Stimme erheben

Wer der Welt etwas mitzuteilen hat, einen Internet-PC und ein Mikrofon besitzt, sollte sofort einen Podcast starten.

Von Matthias Schüssler

Podcasts sind Radiosendungen zum Download – und ein so grosses Phänomen, dass das Wort Eingang in den altehrwürdigen «Oxford Dictionary» gefunden hat, obwohl erst seit gut einem Jahr gepodcastet wird. Podcasts kann man sich zu Hause am Computer anhören, aber die stilechte Form des Konsums erfolgt über einen digitalen Walkman im Auto, Tram oder Zug.

Die Bezeichnung für den Trend besteht aus dem englischen Wort für Radiosendung («broadcast») und dem Namen von Apples populärem MP3-Walkman. Mit anderen Worten: eine Internet-Show für unterwegs. Gefüttert wird der MP3-Player automatisch von einer Software wie iTunes oder Juice (vormals iPodder). Sie lädt die abonnierten Casts aus dem Internet und kopiert sie auf den mobilen Player. Programmübersichten gibt es übrigens auf www.podcast.de, www.podcast.net und www.podster.de.

Podcasts eröffnen mitteilungsbedürftigen Zeitgenossen neue Wirkungskreise. Erfahrungen als Medienprofi sind nicht vonnöten, um eine eigene Sendung zu starten. Wichtig ist, dass man etwas zu sagen hat, und Talent für die Selbstinszenierung ist nicht verkehrt. Bezüglich Themen sind frisch gebackene Showtalente keinerlei Beschränkungen unterworfen. Gepodcastet wird über Gott und die Welt, Hauptsache, es ist interessant und unterhaltend.

An technischen Hilfsmitteln benötigt der Podcast-Produzent ein gutes Mikrofon und ein Programm, das in einem kompakten Speicherformat wie MP3 aufzeichnet – etwa das kostenlose Soundbearbeitungsprogramm Audacity (http://audacity.sourceforge.net). Auch ein MP3-Walkman mit Aufnahmefunktion ist akzeptabel, wenn er eine annehmbare Tonqualität liefert.

Ist die Aufnahme im Kasten, wandert sie als MP3-Datei ins Internet. Wer einen eigenen Webserver betreibt, bringt die Sendung dort unter; doch für Anfänger ist es einfacher, dafür die Dienste eines so genannten Podcasting-Hoster in Anspruch zu nehmen. Bei PodHost.de gibt es unterschiedliche Angebote – das Starterpaket ist gratis und bietet 30 MB Speicherplatz. Bei www.mypodcasts.net zahlt man 10 US-Dollar pro Monat für 500 MB. Das Angebot von www.odeo.com ist besonders simpel – es erlaubt es, die Sendungen direkt im Browser aufzuzeichnen.

Radiosendungen aus der Garage

Besonders komfortabel podcasten Anwender von Mac OS X mit iLife 06 (Kostenpunkt: 109 Franken). Apples Multimediapaket enthält alle nötige Produktionsmittel: GarageBand 3 zeichnet Sendungen inklusive Musik und Trailer (Signete) auf und baut sogar per iChat geführte Interviews in die Sendung ein: Besser kann es auch der DJ beim Lokalradio nicht. Mit Hilfe der neuen Webdesign-Software iWeb gelangt die Sendung dann ins Netz.

Links zum Thema Podcasting gibt es unter: www.kummerbox.ch

SCREEN PD

Interviews, Musik, Soundeffekte: Showtalente produzieren sich und ihre Podcasts mit Apple GarageBand.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 27. Februar 2006

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