Schnittige Filmbearbeitungssoftware

Adobe verhilft mit Premiere Elements zu einem leichten Einstieg in den digitalen Videoschnitt.

Von Matthias Schüssler

Vor wenigen Jahren waren die Programme zum Schneiden von digitalen Videofilmen Zehntausende von Franken teuer und nur mit Spezialausbildung zu bedienen. Heute gehört die Softwaregattung zur Grundausstattung eines Computers: Microsoft liefert den Movie Maker mit Windows XP, und Apples Pendant für Mac OS X heisst iMovie. Und wer kein Gratis-Filmschnittprogramm mit seinem Betriebssystem erhielt, kann sich mit dem kostenlosen Programm Avid Free DV behelfen: www.avid.com/freedv

Die Entwicklung ist logisch. Filmbilder lassen sich so preiswert wie nie einfangen: Fast jeder digitale Fotoapparat ist auch eine Videokamera, und selbst kostenlose Mobiltelefone zeichnen pixelige Sequenzen auf. Da benötigt ein Heer von Jungfilmern Werkzeuge zum Aufpeppen von selbst gedrehtem Material.

Wo bitte gehts nach Hollywood?

Eine Reihe von Produkten buhlt um die Gunst der Nachwuchs-Tarantinos und Spielbergs. Die beliebtesten sind Cyberlink Powerdirector, Ulead Videostudio 8, Pinnacle Studio und Magix Video Deluxe. Seit kurzem mischt auch Softwareriese Adobe mit: Premiere Elements ist die abgespeckte Version des im Profibereich etablierten Schnittprogramms Premiere.

Premiere Elements kann im Bereich des Funktionsumfangs nicht mit allen seinen Konkurrenten mithalten. Wegen seiner aufgeräumten Programmoberfläche ist Adobes Produkt dennoch eine gute Wahl. Um eine verwirrliche Flut an Werkzeugen und Effektfiltern zu vermeiden, zeigt Premiere Elements für das Einlesen des Filmmaterials, das Schneiden, das Hinzufügen von Effekten beziehungsweise Texttafeln und das Brennen von Film-DVDs je einen eigenen Arbeitsbereich.

Diese Idee ist nicht neu, sondern auch bei Powerdirector oder Ulead Videostudio vorhanden. Adobe setzt diesen Ansatz konsequent um und bietet auch kontextbezogene Hilfe an. Im Fenster «Vorgehensweise» gibt das Programm Tipps zum aktuellen Arbeitsschritt zum Besten und erklärt beispielsweise, wie man einen Film von der DV-Kamera holt (DV steht für Digitalvideo), Clips hinzufügt oder Szenen am Anfang oder Ende kürzt. Diese Dinge könnte man alle auch im Handbuch nachlesen – ein frisch gebackener Anwender schätzt aber sehr, wenn die Hilfe nur einen Mausklick entfernt ist.

Auch Assistenten stehen dem Anwender bei. Das «One Click Capture» macht das fehleranfällige Überspielen von der Kamera einfach. Mit den Grundeinstellungen lässt sich in aller Regel gut arbeiten, und die automatische Szenentrennung legt jede gefilmte Einstellung als separaten Clip in die Zeitleiste: So kann man sogleich mit der Gestaltung des Filmablaufs beginnen. Für diese Arbeit ist, wie in jedem anderen Schnittprogramm, die Zeitleiste das zentrale Werkzeug. Sie zeigt die Abfolge der Einstellungen, die der Schnittmeister per Maus beliebig verändern kann. Premiere Elements verwendet das so genannte Ripple Editing, bei dem Lücken automatisch geschlossen werden: Löscht man eine unerwünschte Sequenz aus dem Projekt, rückt die nächste Szene auf.

Genug Effekte für einen sturmen Kopf

Premiere Elements bietet genügend Text- und Bildeffekte, um (bei übermässigem Gebrauch) dem Zuschauer einen sturmen Kopf zu bescheren – und das Programm enthält ein Authoring-Tool zum Gestalten von Film-DVDs.

Filmschnitt braucht trotz allem viel Einarbeitungszeit. Es lohnt sich daher, sein Werkzeug sorgfältig zu wählen. Premiere Elements dürfte aber vielen zukünftigen Oscar-Anwärtern den Einstieg in ein ebenso faszinierendes wie zeitintensives Hobby erleichtern.

Adobe Premiere Elements: 124 Fr., Ulead Videostudio 8, 115 Fr.; Pinnacle Studio, 165 Fr.; Magix Video Deluxe, 159 Fr. jeweils bei Tradeup.ch; Cyberlink Powerdirector, 122 Fr. bei Pcp.ch

SCREEN PD/TA

Wenn es keinen Oscar gibt, liegt es nicht an der Software: Premiere Elements, Powerdirector.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 10. Januar 2005

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