Jedem User ein eigenes Windows

Auf Windows kann sich jeder Benutzer den PC so einrichten, wie es ihm gefällt. Diese bequeme Funktion hat aber auch ihre Tücken.

Von Matthias Schüssler

In schöner Regelmässigkeit erreichen Mails von panischen Windows-Benutzern die Kummerbox: Entsetzen herrscht, denn nach dem Start von Outlook Express fehlt von den Tausenden archivierten Mailnachrichten jede Spur. Stattdessen erscheint im Posteingang eine Nachricht, in der das Team von Outlook Express den Benutzer willkommen heisst.

Was ist passiert? Hat ein Virus zugeschlagen? Nein, die Erklärung ist meist harmlos: Ein neues Benutzerprofil brachte die Mails zum Verschwinden. Windows XP und 2000 sind Mehrbenutzerbetriebssysteme. Jeder Anwender darf sich mit einem eigenen Benutzernamen und Passwort am Computer anmelden. Für jeden Benutzer verwaltet das Betriebssystem eigene Einstellungen und ein separates Verzeichnis für die Dateien, die User kommen sich nicht mehr in die Quere. Beispiel Familien-PC: Wenn der Sohn gern den Desktop mit Ikönchen übersät und Manga-Bilder als Hintergrund mag, dann kommt er der Mama nicht in die Quere, die eine spartanische Arbeitsfläche bevorzugt.

Jeder Benutzer hat ein eigenes Dateiverzeichnis. In diesem speichert Windows seine Dokumente, den anderen Benutzern bleibt der Zugriff verwehrt. Das gilt auch für die Internetlesezeichen, das Adressbuch und eben auch die eingangs erwähnten E-Mails. Es gehört zu dem Konzept des Mehrbenutzerbetriebssystems, dass in einem Benutzerkonto die Mails der anderen nicht zugänglich sind.

Jedem sein eigener Desktop

Wo mehrere Benutzer sich einen Rechner teilen, sollte jeder sein eigenes Konto haben. Einrichten darf neue Konten aber nur der Administrator. Windows kennt von Haus aus zwei verschiedene Benutzergruppen: Die normalen Benutzer dürfen keine potenziell gefährlichen Veränderungen vornehmen. Der Administrator hingegen darf nach Lust und Laune Soft- und Hardware installieren, Einstellungen modifizieren und neue Benutzerkonten hinzufügen. Unter Windows XP Home Edition gelangen Sie zu Administratorrechten, indem Sie den PC im abgesicherten Modus starten. Dazu halten Sie nach dem Einschalten (sobald die erste Anzeige zu der Konfiguration des PC verschwunden ist) die Taste «F8» gedrückt, und wählen unter den «erweiterten Windows-Startoptionen» den «abgesicherten Modus». Nun erscheint im Anmeldefenster auch der «Administrator». Sofern Sie das nicht geändert haben, braucht dieser kein Passwort. Bei der Professional-Edition starten Sie den Computer normal und drücken dann beim Bildschirm mit der Auswahl des Benutzers zweimal hintereinander «Ctrl» + «Alt» + «Delete»: Es erscheint ein Anmeldedialog mit Eingabefenster, in das Sie «Administrator» eintragen; ein Passwort brauchts nicht.

Diesen Umweg sparen Sie sich mit dem Powertoys-Zusatzprogramm. Das Modul Tweak UI macht den Administrator im Anmeldefenster sichtbar: Aktivieren Sie unter «Logon > Show Administrator on Welcome Screen». (Download: www.microsoft.com/windowsxp/downloads/powertoys/xppowertoys.mspx)

Einmal als Administrator angemeldet, können Sie in der Systemsteuerung unter «Benutzerkonten» die Aufgabe «Neues Konto erstellen» anklicken. Sie brauchen hier nur den Namen des Kontos anzugeben und ihm die Rechte zuzuordnen: Sie sollten zurückhaltend mit den Administratorrechten sein, in aller Regel reichen die eingeschränkten Rechte vollkommen aus.

Schneller Benutzerwechsel

Um den Benutzer zu wechseln, gibts schnellere Wege als über «Start > Abmelden» zu gehen. Drücken Sie die Windows-Taste und dazu «L», dann gelangen Sie sofort zum Anmeldebildschirm.

Ein weiterer Trick erspart häufiges An- und Abmelden. Windows XP und 2000 können Programme mit den Rechten eines anderen Benutzers auszuführen: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf ein Icon und wählen Sie «Ausführen als» aus dem Kontextmenü. Sie können so Programme ausführen, die ohne Administratorrechte den Dienst verweigern, ohne deswegen permanent als Administrator angemeldet zu sein – was Sicherheitsrisiken birgt. Bei Windows 2000 erscheint der «Ausführen als»-Befehl, wenn Sie beim Klick aufs Icon die «Shift»-Taste gedrückt halten.

Wie Sie die schnelle Benutzerumschaltung aktivieren und das Startmenü für einzelne Benutzer organisieren: www.tages-anzeiger.ch/kummerbox

BILD M. BAUMANN/BLICKWINKEL

Ein Computer, viele Benutzer: Mit Organisation ist das kein Problem.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 19. Juli 2004

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