Aus Mäusen Elefanten machen

Morphingeffekte kennt man aus dem Kino. Doch auch Heim- Computer berechnen solch spektakuläre Verwandlungsbilder.

Von Matthias Schüssler

Im Film «Titanic» verwandelt sich die blutjunge Rose in eine Greisin. Ein Morphing genannter Effekt, der das Schiffsunglück von 1912 mit der Gegenwart verbindet. Morphing ist ein raffiniertes Überblendverfahren, das aus einem Bild ein anderes macht. Als Filmsequenz abgespielt, scheinen sich Formen zu verflüssigen, und Gestalten verändern sich, als ob sie aus Knetmasse bestünden. Am Bildschirm werden die Naturgesetze ausgehebelt.

Um der Realität ein Schnippchen zu schlagen, muss man kein Star-Regisseur wie «Titanic»-Schöpfer James Cameron sein. Für die Bildertransformation gibts kleine Programme für den Heimcomputer.

Das A und O: Die Ausgangsbilder

Für eine glaubwürdige Überblendung brauchts gute Bilder. Das Ausgangs- und Endbild müssen eine gewisse Ähnlichkeit haben. Objekte sollten möglichst auf einem neutralen Hintergrund abgebildet sein. Werden Menschen gemorpht, dann muss die Kopfposition und die Beleuchtung übereinstimmen, sonst entsteht eine groteske Monsterschau.

Der aufwändigste Schritt für den Benutzer ist die Definition der Übergangspunkte. Diese geben dem Programm an, wie die Bildbereiche ineinander übergehen sollen. Am intuitivsten ist dieser Schritt in MorphX unter Mac OS X. Hier wird auf dem einen Bild die Kontur vorgegeben, welche auf dem zweiten Bild dem anderen Objekt angepasst werden muss. Bei der Windows-Software Morpheus werden zusammengehörende Stellen durch farbige Punkte markiert – was schnell unübersichtlich wird.

Am Schluss steht das Berechnen der Sequenz. Morpheus bietet die meisten Export-Möglichkeiten und kann sowohl Bildchen fürs Web oder den E-Mail-Versand erzeugen als auch Filmdateien für den digitalen Videoschnitt ausgeben.

Damit beim Experimentieren während der Berechnung keine langen Wartezeiten entstehen, sollten nur vier bis sechs Bilder berechnet werden. Für die endgültige Sequenz dürfen es 12 bis 24 Frames sein.

BILDER TA

Die Verwandlung: In dieser Morphingsequenz wird der Apfel zur Apple-Maus.

SCREEN TA

Ob Mücken, Mäuse oder Elefanten: Wichtig sind gute Ausgangsbilder.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 16. Juni 2003

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