Wo Blechschaden das Gebot der Stunde ist

In «Grand Theft Auto: Vice City» kann der Spieler moralische Bedenken fahren und die Reifen quietschen lassen.

Von Matthias Schüssler

GTA ist das meistverkaufte Spiel für die Playstation, und das kommt nicht von ungefähr: Bei diesem Titel darf der Spieler tun, was umgangssprachlich als «die Sau rauslassen» bezeichnet wird. Tommy Vercetti hat den Pfad der Tugend mit quietschenden Reifen verlassen, ist ein Ex-Knasti und hat Ambitionen, an die Spitze des Mobs aufzuschliessen. Sein Wirkungsgebiet ist eine Stadt namens Vice City, die sich unschwer als Miami, Florida, identifizieren lässt. Liebhaber der TV-Serie «Miami Vice» werden nebst der Anspielung im Titel viele weitere Anleihen aus dem 80er-Jahre-Strassenfeger entdecken – angefangen beim Spiele-Intro über die Hawaiihemden und die Automodelle.

Doch wie erwähnt steht Vercetti nicht auf der gleichen Seite wie Sonny Crockett und Ricardo Tubbs. Der Spieler hat verschiedene Missionen zu erfüllen. Da Vercetti nicht gern zu Fuss geht, klaut er sich dafür einen fahrbaren Untersatz: Bei Rotlichtern ist die Gelegenheit günstig, oder aber im Rotlichtmilieu, wo die Automobilisten nur Augen für die Bordsteinschwalben haben. Zur Not steht Vercetti mitten auf die Fahrbahn und kapert das zum Halten gezwungene Vehikel.

Wo Verkehrsrowdys sich austoben

Mit einem Affenzahn und einer anarchistischen Lust, sich nicht einen Deut um die Strassenverkehrsordnung zu kümmern, kann der Gamer durch die Strassen Vice Citys brettern, bis der Wagen zu Schrott gefahren ist. Die Ausdehnung der virtuellen Stadt ist schlicht gigantisch, ebenso die Zahl der Fahrzeuge, und der Soundtrack zum Spiel besteht aus über neunzig 80er-Jahre-Hits.

Grand Theft Auto: Vice City für 1 Spieler ab 16 Jahren
Plattform: PS2.
Preis: 99 Franken.
Fazit: Wer im Kino Autoverfolgungsjagden mag und kein Mitleid mit Fussgängern hat, wird GTA lieben.

BILDER PD

Bei Rotlicht kriegt Autodieb Tommy Vercetti seine Chance. Den Hütern des Gesetzes sollte er besser nicht in die Quere kommen.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. November 2002

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Thema: B&C
Nr: 4224
Ausgabe: 02-1125
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