NEUE SPIELE Obercool skaten, Geister jagen oder mystische Geheimnisse enträtseln – die neuen Spiele-Titel decken die ganze Bandbreite der Emotionen ab.

Mit dem Gamepad Geister jagen

Wem die Geisterstunde schlägt: In «Project Zero» hat der Spieler nur einen alten Fotoapparat, um Geister einzufangen.

Von Matthias Schüssler

«Ich wollte das gruseligste Spiel entwickeln, das man sich vorstellen kann», sagt der Produzent von «Project Zero», Makoto Shibata. Um den Spieler das Fürchten zu lehren, versetzen ihn Shibata und das Team des japanischen Tecmo-Studios in die Haut einer jungen Frau; und damit an einen ungemütlichen Ort. Die Protagonistin Miku befindet sich nämlich in einer alten Villa. Obwohl verlassen und mehr als gespenstisch, hat die Protagonistin keine Wahl, als den verlassenen Ort zu erkunden. Ihr Bruder Mafuyu ist verschwunden und in grosser Gefahr.

Nicht nur die gespenstische Kulisse, auch die Einstellungen der virtuellen Kamera gemahnt an Filme des Grusel- und Horrorgenres. Während Miku die Villa durchstreift, sieht sie nur, was im Lichtkegel ihrer Taschenlampe erscheint. Da fast völlige Dunkelheit herrscht, kann der Spieler keine Farben erkennen. Die Grafik von «Project Zero» trägt diesem physiologischen Umstand Rechnung, was dem Titel eine düster-schöne Schwarzweiss-Ästhetik verleiht. Neben den harten Kontrasten, die wenig Orientierungshilfen lassen, trägt die dezente, aber eindringliche Geräuschuntermalung dazu bei, dass die angestrebte Wirkung nicht lange auf sich warten lässt. Am besten ist der Effekt, wenn man das Game nach Mitternacht spielt und weiss, dass man mutterseelenallein zu Hause ist. Da wirkt es überaus gruselig, wenn das Gamepad plötzlich vibriert und ein blauer Schimmer die Präsenz einer Spukgestalt signalisiert.

Fotografieren statt schiessen

Für die Gespensterjagd hat der Spieler keine Waffe zur Verfügung, denn Geister werden von Kugeln nicht durchlöchert. Nur der Fotoapparat hilft Miku weiter: Gelingt es ihr, ein Phantom auf den Film zu bannen, raubt sie ihm seine Energie. Um dem Geheimnis des verschollenen Bruders auf die Schliche zu kommen, muss der Spieler die im Haus verteilten Schriftstücke entdecken und richtig deuten und Rätsel lösen.

Obwohl für den französischen Telecomkonzern Wanadoo entwickelt, macht sich die fernöstliche Herkunft von «Project Zero» verschiedentlich bemerkbar. Am deutlichsten manifestiert sie sich beim Aussehen der Figuren: Miku – ihre äusseren Merkmale sind ein kindliches Aussehen plus eine gigantische Oberweite – könnte direkt aus einem japanischen Manga stammen. Für ein Gruselabenteuer geben Manga-Figuren kein überzeugendes Personal. Dass das Mädchen mit den starren Gesichtszügen und der grob-hölzernen Körpersprache Furcht empfinden könnte, glaubt man keinen Augenblick.

Wanadoo. Project Zero. Grusel-Horror-Adventure für 1 Spieler ab 16
Plattform: Playstation 2
Preis: 79 Franken
Fazit: Ein atmosphärischer Titel, der den Spieler gefangen nimmt: Schauerlicher als «Luigi’s Mansion», doch der Gruselklassiker «Alone in the Dark» (Infogrames, 1993) bleibt unerreicht.

Erst beim Blick durch die Kamera kommt man den Geistern auf die Spur.

BILDER PD

Heldin Miku auf ihrer Mission.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 26. August 2002

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Thema: B&C
Nr: 4126
Ausgabe: 02-826
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